Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) - 18.05.2010
Der lange Weg zum demenzfreundlichen Krankenhaus
Immer mehr ältere Patienten, die in Allgemeinkrankenhäusern etwa wegen eines Knochenbruchs oder eines Herzproblems behandelt werden, leiden auch an einer Demenzerkrankung. Oftmals verstehen sie nicht, was um sie herum geschieht, haben Angst, wollen nach Hause, leisten Widerstand gegen die Behandlung. Zwar gibt es innovative Konzepte zur Versorgung Demenzkranker in Allgemeinkrankenhäusern, doch deren Einführung scheitert häufig an betriebswirtschaftlichen Barrieren.
Zu diesem Zwischenfazit kommt die Studie "Analyse von hemmenden und
förderlichen Faktoren für die Verbreitung demenzsensibler Konzepte",
die Sabine Kirchen-Peters vom Saarbrücker iso-Institut derzeit im
Auftrag der Deutschen Alzheimer Gesellschaft durchführt. In einer 2009
durchgeführten Online-Befragung deutscher Allgemeinkrankenhäuser
sprach sich ein Großteil der Leitungskräfte dafür aus, ihre Klinik
stärker auf Demenzkranke auszurichten. Ein Hindernis bestehe jedoch im
Fallpauschalen-System (DRG), das verändert werden müsse, um die durch
die Behandlung demenzkranker Patient/innen verursachten Mehrkosten von
durchschnittlich 1.045 Euro pro Patient zu kompensieren. Diese
zusätzlichen Kosten resultieren nach Angaben der Befragten in erster
Linie aus einem erhöhten Personalaufwand, aus Zusatzentgelten für
Konsile (Beratungen durch hinzugezogene Fachärzte) sowie aus längeren
Liegezeiten. Als weitere Hemmnisse für die Umsetzung demenzsensibler
Konzepte wurden Barrieren auf der institutionellen Ebene genannt. So
wird der Stellenwert psychischer Begleiterkrankungen im Krankenhaus
häufig unterschätzt. Zudem sind die meisten Führungskräfte der
Krankenhäuser nicht über demenzfreundliche Strukturen, Prozesse und
diesbezügliche Finanzierungsoptionen informiert. In der zweiten
Projektphase werden Fallstudien in unterschiedlich strukturierten
Allgemeinkrankenhäusern durchgeführt, um Ansätze für eine bessere
Versorgung Demenzkranker entwickeln zu können.
Kontaktadresse:
Sabine Kirchen-Peters
iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft
Trillerweg 68, 66117 Saarbrücken
kirchen-peters@iso-institut.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1519
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)
Günter Grewer, 18.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2010
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang