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AUSLAND/1553: Diskriminierung HIV-Infizierter in Kenia (DSW)


DSW [news] - Juni 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Diskriminierung HIV-Infizierter in Kenia


Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Kenianer eine HIV-Infektion als Strafe für moralisches Fehlverhalten ansehen. Ausgrenzung der Betroffenen und ein geringes Risikobewusstsein in der Bevölkerung sind die Folge.


Eine Infektion mit dem HI-Virus hat in Kenia eine erhebliche Stigmatisierung der Betroffenen zur Folge, da viele Kenianer HIV als Strafe für unmoralisches Verhalten betrachten. In einer gemeinsamen Studie von ActionAid International und der kenianischen Nichtregierungsorganisation Women fighting AIDS, die im Mai veröffentlicht wurde, gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie HIV-Infektionen vor allem auf häufigen Partnerwechsel zurückführen. 74 Prozent halten die Infektion für eine Art Strafe im Zusammenhang mit moralisch inakzeptablem Verhalten.

Einerseits hat dies zur Folge, dass Infizierte in Kenia an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Zum anderen fehlt weiten Teilen der Gesellschaft hierdurch das nötige Risikobewusstsein: Wer sich selbst für moralisch integer hält, der glaubt, dadurch vor HIV sicher zu sein, erklärt Ruth Laibon Masha von ActionAid International.

Für die Studie wurden Befragungen in 430 Haushalten in drei westkenianischen Distrikten durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie nicht bereit seien, das Essen oder Haushaltsgegenstände mit infizierten Personen zu teilen oder sich von ihnen als Gast versorgen zu lassen.


Frauen besonders betroffen

Menschen, die befürchten, sich infiziert zu haben oder es bereits wissen, nehmen weite Strecken auf sich, um sich, unbemerkt von der Dorfgemeinschaft, beraten, testen oder behandeln zu lassen. Besonders Frauen sind von der Stigmatisierung stark betroffen. 70 Prozent der Befragten glauben, dass vor allem Prostituierte für die Verbreitung des Virus in der Gemeinschaft verantwortlich sind. 33 Prozent der positiv getesteten Frauen, die interviewt wurden, gaben an, dass ihr Mann sie nach dem HIV-Test verlassen hat.

In Kenia sind 7,4 Prozent der Erwachsenen mit HIV infiziert. Damit hat das Land eine der höchsten HIV-Raten weltweit. Der Chef des kenianischen Aids-Programms, Dr. Nicholas Muraguri, erklärt, dass zwar das Wissen über HIV in Kenia nahezu universell ist, um aber eine Verhaltensänderung zu erreichen, noch umfassender aufgeklärt werden müsse. Künftig soll den Menschen verstärkt vermittelt werden, dass auch vermeintlich moralisches Verhalten sie nicht immun macht und eine HIV-Infektion letztlich jeden treffen kann. Muraguri meint, dass derjenige, der weiß, dass er selbst gefährdet ist, sich mit HIV zu infizieren, andere Menschen aufgrund ihrer Infektion nicht diskriminiert.



Quelle: IRIN News, 31. Mai 2010


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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2010