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MELDUNG/343: Neues nationales Gesundheitsziel "Gesund älter werden" vorgestellt (RKI - EpiBull)


Epidemiologisches Bulletin 13/2012 - 2. April 2012

Weltgesundheitstag 2012 "Altern und Gesundheit"



Der Weltgesundheitstag wird Jahr für Jahr auf der ganzen Welt am 7. April begangen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erinnert mit diesem Tag an ihre Gründung im Jahr 1948. Sie legt jährlich ein neues Gesundheitsthema von globaler Relevanz für den Weltgesundheitstag fest. Ziel ist es dabei, dieses aus der Sicht der WHO vorrangige Gesundheitsproblem ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zu rücken. Mit der 1977 eingeleiteten "Gesundheit für alle"-Strategie der WHO rückten zunehmend Themen mit strategischer Bedeutung für die Entwicklung von nationalen Gesundheitssystemen, wie primäre Gesundheitsversorgung, Gesundheitskommunikation, Gesundheitsförderung, in den Blickpunkt.

Ausgehend von der Tatsache, dass sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts die Lebenserwartung der Menschen deutlich erhöht hat, dass es in einigen Ländern schon bald mehr ältere Menschen als Kinder geben wird und dass sich diese demografische und soziale Transformation weltweit vollzieht, widmet sich die WHO erneut - wie bereits 1999 - dem Thema "Alter(n) und Gesundheit". In Deutschland wurde vor diesem Hintergrund ein neues nationales Gesundheitsziel "Gesund älter werden" entwickelt und anlässlich des diesjährigen Weltgesundheitstages vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgestellt.

Alte oder hochbetagte Menschen unterscheiden sich in ihrer Gesundheit in vielen Aspekten von Erwachsenen mittleren Alters. Sie sind vulnerabler, denn mit zunehmendem Lebensalter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen, funktionelle Einschränkungen und Behinderungen in der Alltagsbewältigung. Durch den demografischen Wandel gewinnen Leiden, wie Krebs, Osteoporose, Diabetes mellitus oder Demenz, weiter an Bedeutung. Darüber hinaus leiden viele Menschen im höheren Alter zur gleichen Zeit an mehreren Erkrankungen (Multimorbidität), die sich gegenseitig beeinflussen, sich unter Umständen anders als gewohnt präsentieren und nicht selten eine Multimedikation bedingen. Die gesundheitliche Versorgung älterer Menschen geht mit spezifischen Anforderungen an das medizinische Versorgungssystem einher. Hieraus ergibt sich mehr denn je die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Belange älterer Männer und Frauen bei der strukturellen Weiterentwicklung von Versorgungsangeboten sowie auch bei der Aus- und Weiterbildung derer, die diese Menschen betreuen.

Gemessen an der Anzahl der Veröffentlichungen ist die Aufmerksamkeit für das Thema "Gesundheit und Alter" in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, dennoch besteht für einzelne Bereiche weiterhin Forschungsbedarf.

Das Robert Koch-Institut (RKI) forscht schon seit einiger Zeit zu verschiedenen relevanten Fragestellungen im Bereich "Gesundes und aktives Altern". Dabei interessieren Fragestellungen wie: Was bedeutet es für das medizinische Versorgungssystem, wenn die Zahl der Älteren steigt? Wird die alternde Gesellschaft zunehmend gebrechlich? Lassen sich Autonomie und Lebensqualität durch eine gute Behandlung bis ins hohe Alter erhalten?

Mit Unterstützung des BMG wurde ein bundesweites kontinuierliches Gesundheitsmonitoring aufgebaut. Ergebnisse der gerade abgeschlossenen "Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland" (DEGS1) werden am 14.‍ ‍Juni 2012 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gesundheitsmonitoring wird ergänzt durch Analysen zur Verbreitung von Krebserkrankungen, durchgeführt vom Zentrum für Krebsregisterdaten am RKI, und durch Untersuchungen, die auf die gesundheitliche Versorgung älterer Menschen mit bereits bestehenden Erkrankungen und funktionellen Einschränkungen ausgerichtet sind, zum Beispiel Studien zur Anpassung der hausärztlichen Versorgungsstrukturen an die Erfordernisse von Älteren mit Mehrfacherkrankungen, Studien zur Bekämpfung von Infektionen bei Pflegeheimbewohnern und Analysen zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die stationäre Versorgung und den Pflegekräftebedarf. Im Bereich der Prävention forscht das RKI unter anderem zum Thema Impfschutz; bei Älteren spielt der Schutz vor Influenza und Pneumokokken eine große Rolle.

Gesundheit im Alter wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Dazu zählen biologische, verhaltensbezogene, psychische, soziale, medizinische, pflegerische und gesamtgesellschaftliche Faktoren. Durch eine weitgehend gute Gesundheit lassen sich Alltagskompetenzen aufrechterhalten, die ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben mit eigenen Zielen ermöglichen. Dass wir zunehmend eine "Gesellschaft des langen Lebens" sind, ist eine positive Botschaft, die zugleich mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. Diesen müssen sich alle Altersgruppen gemeinsam schon heute stellen.

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Quelle:
Epidemiologisches Bulletin 13/2012 - 2. April 2012
Herausgeber: Robert Koch-Institut
Nordufer 20, D-13353 Berlin
Telefon: 030/18 754-0, Fax: 030/18 754-23 28
E-Mail: EpiBull@rki.de
Internet: www.rki.de > Infektionsschutz > Epidemiologisches Bulletin
 
Nordufer 20, D-13353 Berlin
Telefon: 030/18 754-0, Fax: 030/18 754-23 28
E-Mail: EpiBull@rki.de
Internet: www.rki.de > Infektionsschutz > Epidemiologisches Bulletin


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2012