Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

AUSLAND/1953: Malawi - Gravierender Ärztemangel, mehr Allgemeinmediziner und Spezialisten gebraucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Mai 2013

MALAWI: Gravierender Ärztemangel - Mehr Allgemeinmediziner und Spezialisten gebraucht

von Katie Lin


Bild: © Katie Lin/IPS

Das David Gordon Memorial Hospital in Livingstonia im Norden Malawis
Bild: © Katie Lin/IPS

Blantyre, Malawi. 2. Mai (IPS) - Im malawischen Gesundheitssystem fehlt es an Medizinern, Pflegekräften und Medikamenten. In etwa der Hälfte der großen Krankenhäuser gibt es keine qualifizierten Fachärzte. Experten gehen davon aus, dass die Ebbe nur langfristig überwunden werden kann.

"Viele Gesundheitsprobleme werden nicht richtig erkannt, weil die Patienten von Ärzten untersucht werden, die nicht das gesamte Diagnosespektrum überblicken", berichtet Theresa Allain, die Chefin der Abteilung für Innere Medizin an der Medizinischen Hochschule in Blantyre. "Wenn Krankheiten nicht richtig erkannt werden, kann man sie auch nicht angemessen behandeln."

Allain sieht daher einen Bedarf an besser ausgebildeten Spezialisten. "Wir haben aber nicht genug Ärzte, die diese Posten einnehmen könnten", klagt sie. Die langsame Entwicklung des Gesundheitswesens in dem südostafrikanischen Staat wird größtenteils darauf zurückgeführt, dass viele qualifizierte Arbeitskräfte ins Ausland gegangen sind, wo sie eine bessere Fortbildung erhalten und auch deutlich mehr verdienen. Allain weist aber auch darauf hin, dass die medizinische Universität in Malawi erst seit 20 Jahren besteht.


Ein Arzt für mehr als 33.000 Einwohner

Laut einem 2010 veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO gab es im gleichen Jahr in Malawi lediglich 257 Ärzte für insgesamt mehr als 15 Millionen Einwohner. Zurzeit sind 459 Allgemeinmediziner amtlich registriert. Der Anstieg der Zahl der Ärzte darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter ihnen nur 177 Spezialisten sind. Auf einen Mediziner kommen in Malawi derzeit rund 33.300 Einwohner.

In Kenia sind dagegen 1.654 Fachärzte gemeldet. Für jeweils 5.190 Einwohner steht damit ein Arzt zur Verfügung. Noch besser sieht es in Südafrika mit seinen mehr als 9.600 Spezialisten aus. Dort liegt das Verhältnis zwischen Medizinern und Einwohnern bei eins zu 1.320.

Allain betont jedoch, dass sich das Gesundheitssystem auch in Malawi weiterentwickelt. "Jedes Jahr schließen mehr Mediziner ihre Ausbildung ab, und die Absolventen fordern bessere Weiterbildungschancen", erläutert sie.

Andrew Mataya studiert im fünften Jahr in Blantyre und denkt über eine Spezialisierung nach. "Ich bin allerdings noch nicht sicher, in welche Richtung ich gehen soll", meint er. Ausschlaggebend wird unter anderem sein, welche Fachärzte in Malawi am nötigsten gebraucht werden.

Staatspräsidentin Joyce Banda betonte Anfang des Jahres in ihrer Rede an die Nation, dass die Regierung alles daran setzen werde, dass Malawi "eine gesunde Bevölkerung sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte" habe.

Da viele Geberländer in einer globalen Rezession stecken, fallen die Hilfen für den malawischen Gesundheitssektor bescheidener aus. Davon sind indirekt auch die Ausbildungsprogramme betroffen. "Das Gesundheitsministerium hat noch vor ein paar Jahren mehrere Spezialisten ausgebildet", erklärt Allain. Inzwischen habe die Regierung aber nicht mehr viel Geld, und das Gesundheitswesen Mühe, Grundlegendes wie die Medikamentenversorgung zu garantieren. Die Finanzierung von Weiterbildungen für Ärzte habe deshalb nicht die höchste Priorität.

Dennoch bietet die medizinische Hochschule seit Kurzem zwei neue Programme an, die Ärzten erlauben, sich auf Nierenkrankheiten und Notfallmedizin zu spezialisieren. Studenten müssen aber immer noch einen Teil ihrer Ausbildung in anderen Ländern wie Südafrika und Tansania absolvieren, wo das Gesundheitswesen weiter entwickelt ist. Allain zufolge ist aber längerfristig geplant, auch in Malawi bessere Postgraduiertenoptionen zu bieten.


Fortschritte in der Geburts- und Frauenheilkunde

Francis Kamwendo, stellvertretender Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie am Queen Elizabeth Hospital in Blantyre, beklagt, dass die Entwicklung nur langsam vorankommt. Der Mediziner, der in Schweden studiert hat, glaubt aber, dass es in seinem Bereich weiter vorangehen wird.

"Wir werden uns in der Frauenheilkunde auch auf Onkologie spezialisieren und um die Gesundheit von Müttern und Ungeborenen kümmern. Außerdem wollen wir Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck angehen, die Frauen bereits vor einer Schwangerschaft befallen können", erklärt er.

Allain betont allerdings auch die Notwendigkeit, zunächst für eine ausreichende Zahl von gut ausgebildeten Allgemeinmedizinern in dem Land zu sorgen, die häufig auftretende Krankheiten wie Lungenentzündung, Tuberkulose, HIV, Schlaganfälle, Herzversagen und Anämie bis zu einem bestimmten Grad behandeln können. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.who.int/features/2013/malawi_pneumonia_diarrhoea/en/index.html
http://www.ipsnews.net/2013/04/tackling-malawis-doctor-deficit/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. Mai 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2013