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AUSLAND/1797: Burkina Faso - Versorgung mit Aidsmedikamenten auf der Kippe, Budget zu klein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2012

Burkina Faso: Versorgung
mit Aidsmedikamenten auf der Kippe - Budget zu klein

von Brahima Ouédraogo


Ouagadougou, 16. Februar (IPS) - Burkina Fasos Aids-Aktivisten haben die Regierung aufgefordert, das Gesundheitsbudget aufzustocken. Die kontinuierliche medizinische Versorgung von HIV- und Aids-Patienten kann nicht mehr gewährleistet werden, da der Vorrat an antiretroviralen Medikamenten (ARVs) bald aufgebraucht ist und die zur Durchführung von HIV-Tests notwendigen Reagenzien fehlen. Schon jetzt können viele Hilfsorganisationen keine neuen Patienten in ihre Aids-Projekte aufnehmen.

Im Januar hatte die Regierung in Ouagadougou angekündigt, sie werde für umgerechnet zwei Millionen US-Dollar ARVs beschaffen. Simon Kaboré, Koordinator des Netzwerks RAME, das sich in dem westafrikanischen Land für den Zugang zu wichtigen Medikamenten engagiert, lobte die Entscheidung. "Die Regierung hat ihre Verantwortung eingesehen. Doch die versprochene Milliarde CFA-Franc reicht nicht aus, weil wir neue Patienten in die medizinischen Projekte aufnehmen und uns auch um ältere Patienten kümmern müssen."

Kaboré zufolge muss die Regierung mehr tun. Ihre Hilfe kommt spät, denn seit Monaten sehen sich viele Aids-Kranke gezwungen, ohne die regelmäßigen Kontrollen und ARVs auszukommen. "In diesem Jahr benötigen wir etwa 27 Millionen Dollar, doch der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria sowie andere Partner stellen nur rund 13 Millionen Dollar zur Verfügung", betonte der Gesundheitsaktivist.

Sein in Ouagadougou ansässiges Netzwerk ist Mitglied eines Kontroll-Komitees für die Versorgung mit Aids-Medikamenten und medizinischem Material, das für die Behandlung der HIV/Aids-Patienten erforderlich ist.


Engpässe aufgrund schleppender Verhandlungen

André Joseph Tiendrébéogo, ständiger Sekretär des burkinischen Nationalrates für die Bekämpfung von Aids und Geschlechtskrankheiten, sagte IPS: "Hintergrund des akuten Geldmangels sind die sich hinziehenden Verhandlungen über die von Burkina Faso beantragte zehnte Zuteilung des Globalen Fonds."

Zahlreiche HIV/Aids-Patienten bekommen den Engpass bereits zu spüren. Martine Somda von der Hilfsorganisation REVS+ mit Sitz im westlichen Bobo-Dioulasso, die rund 1.000 HIV-Infizierte betreut, berichtete IPS: "Seit etlichen Monaten bekommen 60 Personen ihre gewohnten antiretroviralen Medikamente nicht. Zudem nehmen wir seit 2010 keine neuen Patienten in unsere Projekte auf. Wir haben bereits ein Dutzend der Patienten, die wir umsonst behandelt hatten, verloren, weil sie die Behandlungskosten nicht selbst übernehmen konnten."

Ein HIV-Test kostet im Durchschnitt umgerechnet 34 Dollar, viel Geld in dem armen Sahelland, in dem etwa die Hälfte der 16,3 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze lebt. Dennoch betonte Mamadou Sawadogo, der in Burkina das Netzwerk für Menschen mit HIV und Aids koordiniert: "Als souveränes Land dürfen wir nicht von externen Ressourcen abhängig sein."

Auch Kaboré erklärte: "Was wir brauchen ist ein innovatives Finanzierungssystem ähnlich der französischen 'Unitaid', das sich aus einer geringen Flugticketsteuer finanziert oder wie der gerade in Mali und Ghana beschlossene Fonds für die Aidshilfe. Schließlich nimmt die Zahl der mit ARVs behandelten Menschen ständig zu." (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.unitaid.eu/
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IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2012