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AUSLAND/1774: Côte d'Ivoire - Tödlicher Mangel an Blutkonserven (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Januar 2012

Côte d'Ivoire: Tödlicher Mangel an Blutkonserven


Berlin, 6. Januar (IPS) - Im Westen Côte d'Ivoires haben die Unruhen nach den Wahlen Ende 2010 zu tödlichen Engpässen bei der Versorgung mit Blutkonserven geführt. So sind in den ersten elf Monaten des letzten Jahres im größten Krankenhaus der Stadt Man 86 auf Transfusionen angewiesene Menschen gestorben. Drei Viertel der Todesopfer waren Kinder.

Der fehlende Zugang zu den lebensrettenden Blutkonserven koste vielen Menschen im Westen das Leben, bestätigte Bisimwa Ruhana-Mirindi von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN. Viele hätten sich Monate lang aus Angst vor den bewaffneten Gruppen nicht getraut, zur Behandlung die Krankenhäuser beziehungsweise die einzige Blutbank in der Region aufzusuchen.

Die meisten, die eine Blutübertragung brauchen, sind Kinder, die an einer malariabedingten Anämie leiden. Zu ihnen gehört auch der 13-jährige Soumaila Djiré. Nach Angaben der behandelnden Ärzte wurde ihm eine Blutkonserve verabreicht, doch reicht sie offenbar nicht aus, um sein Leben zu retten. Die Eltern sind zu arm, um für den 140 US-Dollar teuren Transport weiterer Blutkonserven aus der Blutbank von Daloa aufzukommen. Dass sie ihr eigenes Blut nicht zur Verfügung stellen können, begründet der regionale WHO-Gesundheitskoordinator Anderson Latt mit dem Fehlen des erforderlichen Equipments für die Blutabnahme und -lagerung.

Die desolate medizinische Lage im Westen des Landes ist das Ergebnis eines Monate langen und in Gewalt mündenden Machtkampfs zwischen Alassane Ouattara, der von den Vereinten Nationen als Gewinner der Stichwahl vom 28. November 2010 anerkannt worden war, und dem damaligen Präsidenten Laurent Gbagbo, der die Macht nicht abgeben wollte. Die Kämpfe ließen das Gesundheitssystem im Westen des Landes zusammenbrechen. Die Hospitäler wurden geplündert und die Zahlung der Gehälter eingestellt. Ein Großteil des Krankenhauspersonals verließ zudem aus Angst vor Übergriffen die Kliniken.


Schleppende Rückkehr zur Normalität

Ouattara ist seit vergangenem Mai Präsident, nachdem er die Truppen seines Widersachers mit internationaler Hilfe zurückdrängen konnte. Gbagbo wurde festgenommen und befindet sich derzeit im Gewahrsam des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Gleich nach seinem Amtsantritt rief Ouattara Ärzte und Pflegepersonal auf, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren, und sorgte für die Wiederaufnahme ihrer Gehaltszahlungen. "Die Regierung unterstützt den Wiederaufbau des Gesundheitssystems", bestätigt Latt gegenüber IRIN. Medikamente und andere Krankenhausutensilien seien geliefert worden. Außerdem habe die First Lady Dominique Ouattara den Kliniken im Westen des Landes mehrere Ambulanzen geschenkt, von denen allerdings einige inzwischen gestohlen wurden.

Die WHO und der Weltbevölkerungsfonds UNFPA hatten zwischen März und Juni 2011, als die Kämpfe in vollem Gang waren, eine Blutspendekampagne durchgeführt. Die fast 5.000 Blutkonserven wurden in die schwer erreichbaren Kliniken im Westen verbracht. Eine Fortsetzung der Kampagne ist an einem Mangel finanzieller Mittel gescheitert. (Ende/IPS/kb/2012)


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http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=94583

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2012