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AUSLAND/1766: D.R. Kongo - Krank durch einseitige Ernährung, Konzo ist bislang unheilbar (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Dezember 2011

D.R. Kongo: Krank durch einseitige Ernährung - Konzo ist bislang unheilbar

von Anselm Nkinsi


Kinshasa, 7. Dezember (IPS) - Nadine Mbwol leidet an Konzo, einer Krankheit, die zu Lähmungen der unteren Körperteile führt. "Meine Behinderung hat meine Ehe zerstört", klagt die 20-Jährige. Viele Menschen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) glauben, dass die Kranken verhext worden sind.

Überall dort, wo Konzo auftrete, sei von Hexerei und bösen Geistern die Rede, berichtet Pierre Makadi-Nkeni, Arzt am Hospital 'Le bon berger' in der Hauptstadt Kinshasa. In ländlichen Regionen wie Kahemba und Feshi und in der Provinz Bandundu sind besonders viele Menschen erkrankt.

Konzo ist eine spastische Lähmungskrankheit, die eine unheilbare Paralyse verursacht. Sie ist auf den regelmäßigen Verzehr von Zyankali-haltigem Maniokbrei zurückzuführen und tritt vor allem in der Trockenzeit auf. Etwa 70.000 Kongolesen sollen bereits von Konzo befallen worden sein. Die erste Konzo-Epidemie wurde 1936 registriert.


Prävention als einziger Schutz

Damien Nahimana vom Nationalen Ernährungsprogramm PRONANUT sieht die Vorurteile in der Bevölkerung als großes Hemmnis im Kampf gegen Konzo. Deshalb sei die Krankheit nach wie vor in vielen Landesteilen ein gravierendes Problem.

Wie seine Kollegin Cesarine Kuwa ausführt, ist die Lage vor allem für Heranwachsende unter fünf Jahren besorgniserregend. "Elf Prozent der Kinder leiden unter akuter Unterernährung und 43 Prozent sind chronisch mangelernährt", sagt sie. "Und 24 Prozent wiegen zu wenig. Sie nehmen zu wenige Nährstoffe auf."

"Aus Kostengründen sind die Maniok-Chips, die in manchen Dörfern verkauft werden, nicht gut zubereitet", sagt der Ladenbesitzer Bernard Masukidi. Er rät Maniok in der Regenzeit vier Tage und außerhalb der Regenzeit fünf Tage in Wasser einzuweichen, um die toxischen Bestandteile herauszufiltern.

Der Leiter des Konzo-Studienprojekts der nichtstaatlichen Organisation Aktion gegen den Hunger (ACF), Emery Kasongo, berichtet von 110 Konzo-Patienten, die im Rahmen einer Untersuchung ermittelt wurden. 24 Todesfälle habe man direkt auf die Krankheit zurückführen können.

Frauen und Kinder sind anfälliger für Konzo als Männer, die bei der Essensverteilung bevorzugt werden. In manchen Landesteilen verzehren ausschließlich Männer Fleisch. "Um Konzo vorzubeugen, muss man sich von protein- und nährstoffreichen Nahrungsmitteln ernähren", so Paul Bahati von der ACF. Aus der Not heraus sähen sich jedoch viele Bauern gezwungen, ihre besonders reichhaltigen Nahrungsmittel zu verkaufen.
(Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.actionagainsthunger.org/taxonomy/partners-and-funders/institutional/moh-ministry-health-national-nutrition-department
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106060

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2011