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UMWELT/633: Forschung - Gefährlichere Zeckenstiche in wärmerem Klima (idw)


Schweizerischer Nationalfonds SNF/ Presse- und Informationsdienst SNF - 14.04.2011

Gefährlichere Zeckenstiche in wärmerem Klima

Wenn der Klimawandel infizierte Zecken begünstigt


Zecken überleben warme Trockenperioden besser, wenn sie von bakteriellen Krankheitserregern befallen sind, als wenn sie keine Erreger in sich tragen. Deshalb könnten sich in Zukunft - in einem zusehends wärmeren Klima - die durch Zeckenstiche übertragenen Krankheitsfälle mehren. Dies zeigen vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Forschende der Universität Neuenburg.

Auch nach dem Jahr der Biodiversität ist der Holzbock - die wichtigste Zeckenart in der Schweiz - kein grosser Sympathieträger. Das den Spinnen verwandte Tier ernährt sich vom Blut von kleinen Nagetieren, Vögeln, Hasen, Rehen und von Menschen. Dadurch ist der Holzbock auch an der Übertragung von Krankheitserregern beteiligt: In der Schweiz erkranken jährlich schätzungsweise 10.000 Personen an einer von Zecken übertragenen Infektionskrankheit namens Lyme-Borreliose, die vom bakteriellen Erreger Borrelia burgdorferi verursacht wird.
Mit diesem Erreger ist ungefähr ein Drittel der Zecken infiziert, die das Team um Lise Gern an der Universität Neuenburg seit mehr als zehn Jahren am Chaumont untersucht. Der Holzbock ist dort - wie auch anderswo in der Schweiz - vorwiegend auf niedrigen Pflanzen, Gräsern, Büschen oder Sträuchern an feuchten Stellen im Wald zu finden, wo er auf den nächsten Wirt wartet. Die Gefahr dabei zu vertrocknen, ist um so grösser, je wärmer es ist, und je länger es nicht regnet. Die Widerstandsfähigkeit und das Überleben der Zecken erhöhen sich aber durch den Befall mit dem Krankheitserreger, weisen die beiden Biologinnen Coralie Herrmann und Lise Gern in einer kürzlich erschienenen Studie (*) nach.
Sie sammelten 1500 Zecken, steckten sie in dunkle, mit unterschiedlich feuchter Luft gefüllte Behälter und zählten zwei Tage später, wie viele Zecken noch lebten und vom Krankheitserreger befallen waren. An der warmen und trockenen Luft starben fast 70 Prozent der nicht infizierten Zecken, bei den mit dem Krankheitserreger infizierten Tieren starb nur jede zweite Zecke. Am Chaumont nahm der Anteil infizierter Zecken in den letzten zehn Jahren zu. Der Klimawandel könnte diesen Trend fortsetzen und verstärken, befürchten die Forschenden. Möglicherweise setzten sich in einem zusehends wärmeren Klima die infizierten Zecken durch. Dann wäre mit einer Zunahme der Borreliose-Fälle zu rechnen. Zeckenstiche würden noch gefährlicher.


Kontakt
Dr. Lise Gern
Laboratorium für Parasitologie
Universität Neuenburg
Rue Emile-Argand 11, CH-2009 Neuenburg
E-Mail: Lise.Gern@unine.ch

(*) Coralie Herrmann, Lise Gern (2010):
Survival of Ixodes ricinus (Acari: Ixodidae)
Under Challenging Conditions of Temperature and Humidity Is Influenced by Borrelia burgdorferi sensu lato Infection
doi: 10.1603/ME10111 (als PDF beim SNF erhältlich; E-Mail: pri@snf.ch)

Der Text dieser Medienmitteilung sowie ein Foto einer Zecke stehen auf der Website des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung:
www.snf.ch→  Medien→  Medienmitteilungen

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.snf.ch→  Medien→  Medienmitteilungen

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image139791
Dieses Bild zeigt eine Zecke.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1165


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Schweizerischer Nationalfonds SNF/ Presse- und Informationsdienst SNF - 14.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011