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GESUNDHEIT/790: Pressedienst "Das gesunde Kind" Nr. 1 - April 2010 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

pgk - das gesunde Kind - Nr. 1 - April 2010



Mukoviszidose
Genetisch bedingte Atemnot ist nicht heilbar, aber erfolgreich behandelbar
Blaue Flecken mit Folgen
Eine Operation kann notwendig sein
Augenringe bei Kindern sind selten
Anzeichen für Schlafmangel
Allergie oder Erkältung kann schuld sein
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Zehenfehlstellung durch zu kleine Kinderschuhe
Studie: Online-Recherche beeinflusst Impfbereitschaft
MELDUNGEN
Ausrottung der Masern: Deutschland verfehlt WHO-Ziel
"Wissen, was drin ist"
Gesundheitserziehung mit Experimentierkasten
Neuer Stillaufkleber soll altes Piktogramm ersetzen
Initiative zur Förderung des Stillens startet Kampagne
Zahnpasta für den Junior?
Vorsicht vor möglichen Verwechslungen
SERVICE

Raute

Mukoviszidose

Genetisch bedingte Atemnot ist nicht heilbar, aber erfolgreich behandelbar

(pgk) Max ist mit seinen acht Jahren ein fröhlicher kleiner Sonnenschein. Bereits als Baby eroberte er mit seinem Lächeln die Welt im Sturm. Doch schon in den ersten Wochen seines Lebens musste er ständig husten und hatte Verdauungsprobleme. Nach zahlreichen Untersuchungen stellten die Ärzte die Diagnose: Max leidet an der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose, auch cystische Fibrose (CF) genannt. Und trotzdem geht es Max heute gut.

Schätzungen zufolge sind etwa 80.000 Menschen in Europa und Nordamerika betroffen. In Deutschland leben rund 8.000 bis 10.000 vor allem junge Menschen mit der bis heute unheilbaren und letztlich tödlich verlaufenden Krankheit. Jedes Jahr kommen rund 300 Kinder mit Mukoviszidose auf die Welt. Mukoviszidose-Patienten leiden unter Atemnot und sind empfindlich für Infektionskrankheiten. Die Symptome werden oft mit Keuchhusten, Asthma, Bronchitis oder Zöliakie verwechselt. So liegt die Dunkelziffer ungefähr bei 50 Prozent.

Die Krankheit wird durch einen Gendefekt hervorgerufen und tritt nur auf, wenn beide Eltern die Anlage vererben. Die Betroffenen haben im Bauplan ihrer Zellen ein fehlerhaftes Gen, das der Körper braucht, um den Schleim im Darm und in den Lungenbläschen flüssig zu halten: Das sogenannte CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator = Regulator der Transmembran-Leitfähigkeit bei cystischer Fibrose) ist ein Eiweiß, das den Ionentransport von Chlorid und Natrium reguliert. Ein Fehler auf dem Chromosom 7 ist Ursache für die Störung des Salz- und Wassertransports in die Körperzellen: Es bildet sich ein ständig zähflüssiges Sekret. Organe wie die Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber oder Darm werden so regelrecht vom Schleim verklebt und irreparabel geschädigt. Nach und nach geht den Betroffenen buchstäblich die Kraft zum Atmen aus.

Mukoviszidose lässt sich relativ einfach durch den sogenannten Schweißtest in einer Kinderklinik oder durch eine genetische Untersuchung diagnostizieren. Schon im Mutterleib kann man per Ultraschall erste Hinweise auf eine Mukoviszidose finden: Veränderungen in Bauchspeicheldrüse und Darm oder ein diagnostizierter Mekoniumileus (Darmverschluss mit dem sogenannten Kindspech). Weitere Verdachtsmomente beim Neugeborenen sind Gedeihstörungen, starkes Untergewicht, Verdauungsprobleme, fettige Stühle und/oder Verstopfung oder Lungenentzündungen, die bereits im Säuglingsalter auftreten.

Dank immer früherer Diagnose und fortgeschrittener Therapien steigt die Lebenserwartung der Betroffenen kontinuierlich. Noch vor 20 Jahren starben die meisten Patienten im Kindesalter. Während 1980 nur einer von hundert Betroffenen die Volljährigkeit erreichte, sind es heute fast 50 Prozent. Ein heute Neugeborenes mit Mukoviszidose hat die Chance, 50 Jahre und älter zu werden.

Grundpfeiler der Behandlung ist zum einen das Ausscheiden des Schleims (Sekretelimination) mit Hilfe von Krankengymnastik und Inhalationstherapie. Des Weiteren ist die Therapie der häufigen Atemwegsinfektionen durch Antibiotika und eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen, Energie und Vitaminen wichtig. Außerdem müssen die fehlenden Enzyme der Bauchspeicheldrüse ersetzt werden. Wenn die Lunge schwer betroffen ist, kann eine Sauerstoff-Therapie hinzukommen. Ziel ist es, Mangelzustände auszugleichen, Fehlfunktionen zu kompensieren, Organzerstörung und Funktionsausfall zu vermeiden.

Mukoviszidose-Betroffene profitieren von Bewegung, Spiel und Sport. Auch wissenschaftliche Untersuchungen widmen sich immer häufiger der Frage, ob durch sportliche Aktivitäten möglicherweise das Fortschreiten der Lungenschädigung verlangsamt werden kann. Eine sinnvolle medizinische Behandlung schließt auch Rehabilitationsmaßnahmen in spezialisierten Einrichtungen am Meer oder in den Bergen ein (Klimatherapie). Bekannte Zentren gibt es zum Beispiel auf Amrum, Borkum, Norderney, Davos, Berchtesgaden oder De Haan (Belgien). Auch das Klima auf Gran Canaria, Mallorca, Fuerteventura oder in Israel ist hilfreich. Die vorteilhafte Wirkung des Meeresklimas für die Atemwege ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Mit einem Mineraliengehalt von 30 Prozent ist das Wasser des Toten Meeres zehnmal salziger als das Mittelmeer. Da die Luft am Toten Meer zudem bromhaltig ist, ist ein Kuraufenthalt besonders für Kinder förderlich. Zusätzlich ist das Klima warm und trocken und die Luft nahezu allergenfrei.


Quellen und weitere Literatur:
http://www.muko.info/; http://www.muko-kueste.de;
http://www.christianeherzogstiftung.de/
http://www.onko.info/muko/home.htm (unterstützt von Hoffmann-La Roche).

Informationen zu Klimatherapiekuren in Israel finden Sie auf den Internetseiten der Organisation cf-initiative-aktiv e.V.
www.cf-initiative-aktiv.de (www.cf-initiative-aktiv.de/Dokumente/studie.pdf)

Weitere Informationen über die Kuren auf Gran Canaria in Zusammenarbeit mit dem Verein Herzenswünsche e.V.: www.herzenswuensche.de

Buchtipp: Holger Köster, Thomas Malenke, Unser Kind hat Mukoviszidose; Informationen und Hilfen für Eltern, 2. Auflage 2002,
zum Download unter http://www.mukoviszidose.net/mukobuch.pdf

Raute

Blaue Flecken mit Folgen

Eine Operation kann notwendig sein

(pgk) Wegen eines blauen Fleckes unters Messer? Julian ist es passiert. Bei einer Rangelei in der Schule zog er sich am Bein eigentlich nur einen blauen Fleck zu, so groß aber, dass er noch Wochen später über Schmerzen im Oberschenkel klagte. Nun muss er operiert werden und für ein paar Wochen sogar an Krücken laufen. Wie konnte es dazu kommen?

Beim Laufen lernen, beim Toben in der Kita, in der Schule oder beim Spiel: Im Kindesalter ist ein blauer Fleck (Hämatom) oder ein Bluterguss an Armen oder Beinen eigentlich nicht vermeidbar. Wenn eine Vene, Arterie oder ein Kapillargefäß durch einen Stoß verletzt wird, fließt Blut in die Umgebung des Gefäßes. Wenn sich dann das ausgetretene Blut innerhalb des Gewebes direkt unter der Haut befindet, sehen wir den blauen Fleck oder einen Bluterguss. Zunächst rötlich blau, verfärbt sich ein solcher von grünlich gelb bis hin zu braun, um dann allmählich zu verblassen. Die Heilung kann Tage oder manchmal sogar Wochen dauern, abhängig davon, wie stark der Schlag war, der das Hämatom verursacht hat. Die meisten kleinen blauen Flecken verschwinden nach 14 Tagen von alleine wieder. Dann ist der ursprünglich rote Blutfarbstoff vollständig vom Körper abgebaut. Ist der Bluterguss allerdings sehr groß, schmerzhaft und heiß, sollte unbedingt ein Arzt zu Rate gezogen werden.

In seltenen Fällen kann - wie bei Julian - tatsächlich eine Operation nötig sein, um das Hämatom auszuräumen, da es sich verkapseln kann oder sich Abszesse bilden können. Größere Hämatome, besonders, wenn sie im Inneren des Körpers entstehen, können zur Folge haben, dass umliegende Nerven oder Muskeln nicht mehr richtig mit Blut versorgt werden. Als eine schwere Komplikation bei Prellungen kann das Muskelkompressionssyndrom (auch Kompartmentsyndrom genannt) auftreten. Durch den Bluterguss kommt es zu einer lang anhaltenden Drucksteigerung im Muskel, die Blutgefäße und Nerven werden zusammengedrückt. Die Folgen sind eine mangelnde Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff sowie eventuell sogar neuromuskuläre Ausfälle. Auch kann Muskelgewebe völlig absterben und letztlich durch Kalkeinlagerungen verknöchern.

Manche Eltern greifen bei blauen Flecken schnell zu Heparin- oder homöopathischen Salben, um den Bluterguss wieder verschwinden zu lassen. Einige Kinderärzte raten jedoch von Heparinsalben ab: Sie können auf empfindlicher Kinderhaut Hautreizungen oder sogar allergische Reaktionen hervorrufen. Besser ist es, die betroffene Stelle sofort hochzulagern, damit das Blut nicht noch weiter in die Verletzung laufen kann, und zu kühlen - mit einem kalten, feuchten Waschlappen oder einer in ein Tuch eingeschlagenen Kühlkompresse. So ziehen sich die Blutgefäße zusammen, und die Blutung wird gestoppt. Bei mehreren blauen Flecken mit unklarer Ursache sollte immer ein Arzt befragt werden.


Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bluterguss; Hirner A. et al.: Chirurgie, Thieme Verlag, 2004, S.388;
ddp-Meldung: Die meisten kleinen blauen Flecken verschwinden nach 14 Tagen von alleine wieder; Bei Kindern auf Heparinsalbe gegen blaue Flecken verzichten (PR-inside.com 09.02.2010))

Raute

Augenringe bei Kindern sind selten Anzeichen für Schlafmangel

Allergie oder Erkältung kann schuld sein

(pgk) Jana hat öfter dunkle Ringe unter den Augen. "Sie muss mehr schlafen", sagt die Oma. "Das hat sie von mir geerbt", behauptet der Vater. Wer hat nun Recht? Oder gibt es eine andere Erklärung?

Die Ursache der Schatten um die Augen ist oft ein Indiz für eine verstopfte Nase, zum Beispiel infolge wiederholter Erkältungen oder einer Allergie, so Dr. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.). Laut Fegeler kommt es bei solchen Erkrankungen zu einem Rückfluss von dunklem sauerstoffarmen Blut unter den Augen, was die Venen in diesem Bereich eben dunkler und größer macht. Bei hellhäutigen oder blassen Kindern sind solche Schatten unter den Augen besonders deutlich zu sehen. Sie verschwinden aber normalerweise, sobald die Erkältung auskuriert ist oder eine Allergie behandelt wird. Im englischen Sprachraum sprechen Mediziner daher oft auch vom "allergic shiner" ("allergisches Veilchen").

Eingefallene dunkle Augenhöhlen können bei kleinen Kindern, die unter starkem Durchfall und/oder Erbrechen leiden, auch ein Warnzeichen für Flüssigkeitsmangel sein, so Dr. Fegeler. Deutlich geschwollene Tränensäcke über längere Zeit können andererseits auf eine Erkrankung der Nieren oder eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen, sagt der Kinder- und Jugendarzt. Schlechter Schlaf, innere Erkrankungen, Blutarmut (Anämie) und Wurmerkrankungen seien ebenfalls mögliche Gründe; auch die genetische Anlage spielt eine Rolle. Eltern sollten in jedem Fall mit einem Arzt über die dunklen Augenringe ihres Kindes sprechen - in den meisten Fällen und solange keine weiteren Krankheitssymptome auftreten, bestehe jedoch kein Grund zur Sorge. Bei einigen Menschen sind Augenringe tatsächlich Veranlagung.


Quelle: Kinder: Augenringe selten Anzeichen für Schlafmangel
http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/aktuelles1/show.php3?id=3459&nodeid=26

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Zehenfehlstellung durch zu kleine Kinderschuhe

(pgk) Die Mehrheit der Kinder trägt zu kleine Schuhe, was zu Fehlstellungen der Zehen führen kann, so das Ergebnis einer Studie der Medizinischen Universität Wien.

Das deutsch-österreichische Forscherteam um Wieland Kinz sah sich dabei Schuhe und Füße von insgesamt 858 drei- bis sechsjährigen Kindern genauer an. Das Ergebnis: Etwa 70 Prozent der Kinder trugen zu kurze Straßenschuhe, bei den Hausschuhen waren es sogar 89 Prozent. Die Folge sind eingezwängte Füße und Fehlstellungen. Bereits 76,1 Prozent der Kinder litten unter einer Schiefstellung der großen Zehe, bei 14,2 Prozent waren die Kinderzehen sogar um 10 Grad und mehr gekrümmt. Nur bei 24 Prozent der Kinder zeigten sich keine Abweichungen. Die 3D-Messung wurde mit einer Genauigkeit von 0,01 Millimetern durchgeführt.

Der Befund war eindeutig: Je kürzer die getragenen Schuhe, desto gravierender zeigt sich die Schiefstellung der Großzehe, die im medizinischen Sprachgebrauch auch als Hallux valgus bezeichnet wird. Ist eine solche Fehlstellung schwerwiegend, lässt sie sich nur durch eine Operation beheben. Schon bei nur um eine Größe kleinere Straßenschuhe steigt den Forschern zufolge das Risiko, einen Hallux valgus zu bekommen, um 5 Prozent, bei Hausschuhen sogar um 17 Prozent.

Die deutsche Schuhindustrie hat in Zusammenarbeit mit führenden Kinderärzten und Orthopäden ein System zur bestmöglichen Vorsorge entwickelt: das WMS (Weiten-Maß-System)-Gütesiegel, das auch für 'weit-mittel-schmal' steht. Schuhe, die dieses Gütezeichen tragen, sind funktions- und fußgerecht und entsprechen den Proportionen des Kinderfußes genau. Vor jeder Anprobe eines neuen Schuhs sollte geprüft werden, ob er über die korrekte Innenlänge verfügt. Ein Fuß- und Schuhmessgerät hilft dabei. Damit die Zehen ausreichend Raum haben, sollte ein neuer Kinderschuh innen etwa 12 bis 17 mm länger sein als der Fuß.

Kinderschuhe sollten nicht zu fest sein und ausreichend Bewegungsfreiheit lassen. Ein zu weiter oder nicht fest am Fuß sitzender Kinderschuh führt dazu, dass der Fuß beim Laufen nach vorn in die Spitze rutscht. Damit werden trotz korrekter Innenlänge des Schuhes die Zehen wie in einem zu kurzen Kinderschuh gestaucht. Die "Daumenprobe" an der Fußspitze funktioniert bei Kindern nicht, da die meisten dabei ihre Zehen einziehen.

Tipp: Schuhe kauft man am besten nachmittags, denn Füße können sich im Laufe des Tages um einige Millimeter vergrößern. Lassen Sie Ihr Kind in neu gekauften Schuhen erst einmal einige Stunden in der Wohnung laufen. Manchmal kann sich dabei herausstellen, dass sich das Kind in den Schuhen doch nicht ganz wohl fühlt. Die Schuhe sind dann noch ohne Gebrauchsspuren, und ein guter Fachhändler wird sie problemlos umtauschen.


Quellen:
Wieland Kinz et al. (2009): Increased hallux angle in children and its association with insufficient length of footwear: A community based cross-sectional study. BMC Musculoskeletal Disorders 17 December 2009.
http://www.biomedcentral.com/1471-2474/10/159; http://www.kidsfeet.info; pgk, Jg. 40, 9/10 - 2006

Raute

Studie: Online-Recherche beeinflusst Impfbereitschaft

(pgk) Eltern, die sich im Internet über das Thema Impfen informieren, lassen ihre Kinder weniger häufig impfen. Hauptgrund: Sie stoßen auf negative persönliche Einzelfallberichte und impfkritische Seiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung der Universität Erfurt unter Leitung von Diplom-Psychologin Dr. Cornelia Betsch.

Schon eine einfache Google-Suche nach dem Stichwort "impfen" führe neben Webseiten von Pharmafirmen und der öffentlichen Hand schnell auf Online-Angebote dezidierter Impfkritiker und -gegner, erläuterte die Psychologin auf dem 16. Sächsischen Impftag in Leipzig.

Besonders emotionale Einzelberichte scheinen eine wesentliche Rolle bei der unmittelbaren Wahrnehmung von Impfrisiken zu haben. Auf lange Sicht kann sich die Bereitschaft verringern, die Kinder impfen zu lassen. So ließen Eltern, die von einem hohen Impfrisiko ausgehen, ihre Kinder in einem Untersuchungszeitraum von fünf Monaten seltener impfen.

In weiteren Studien konnte Betsch zeigen, dass sich auch das totale Leugnen von Risiken nachteilig auf die Impfbereitschaft auswirken kann. "Die Impfintentionen waren - wie wir feststellen konnten - höher, wenn ein Risiko als minimal dargestellt wurde, als wenn es als null dargestellt wurde", erläutert die Psychologin. Praktischen Ärzten rät sie, mit Eltern darüber zu sprechen, wie Einzelfallberichte zu bewerten sind. Ärzte sind verpflichtet, vor Beginn einer Impfserie die Eltern über den Nutzen und auch die Risiken aufzuklären.


Quelle: Risiken nicht verschweigen und umfassend aufklären. Pressemitteilung Universität Erfurt Nr.: 54/2010 (8.3.2010)
http://www.uni-erfurt.de/uni/dienstleistung/presse/pressemitteilungen/2010/54-10/


Hinweis für Ärzte:
Aufklärungsmerkblätter gibt es beim Deutschen Grünen Kreuz unter
http://dgk.de/fachleute/aerztemerkblaetter.html

Diese und weitere Aufklärungsunterlagen wie die Impfservicemappe können bei der DGK-Fördergesellschaft bestellt werden,
Ansprechpartnerin: Anette Weber, Tel. 064 21 / 293 -123, oder im DGK-Shop unter http://www.shop.dgk.de/

Raute

MELDUNGEN

Ausrottung der Masern: Deutschland verfehlt WHO-Ziel

(pgk) Keine Masern mehr in Europa bis 2010 - dieses Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist gescheitert. Auch Deutschland wird die Frist nicht einhalten. Wie in vielen der 53 Länder der WHO-Region Europa ist die Impfrate nicht annähernd hoch genug, um die hochansteckende Krankheit zu eliminieren. Um eine Zirkulation des Erregers und damit die Ansteckungsgefahr zu unterbinden, müssen 95 Prozent der Gesamtbevölkerung immun sein.

Mit jährlich rund 800 bis 1000 Fällen der gefährlichsten durch Impfungen vermeidbaren Krankheit befindet sich Deutschland europaweit an der Spitze, so der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.), Wolfram Hartmann. Pro Jahr seien zwischen fünf und zehn Todesfälle zu beklagen. Die skandinavischen Länder würden Masern hingegen gar nicht mehr kennen. Selbst einige Entwicklungsländer könnten bessere Impfraten vorweisen als die Bundesrepublik. "Es liegt in erster Linie an der Vergesslichkeit der Leute", begründet Hartmann die enttäuschenden Immunisierungsquoten.

Bei der Erstimpfung für Kinder ab dem elften Lebensmonat wird noch eine Rate von etwa 95 Prozent erreicht. Die Zweitimpfung sollte bis zum Ende des zweiten Lebensjahres erfolgen. Schuleingangsuntersuchungen weisen aber nur eine Quote von etwa 88 Prozent auf, so das Robert Koch-Institut (RKI). "Oft fehlen die Zweitimpfungen der früher nur einmal geimpften Schulkinder", bestätigt Hartmann. Die Impfung kann jederzeit nachgeholt werden und ist Kassenleistung für alle bis 17 Jahre.

Grund für viele Eltern in Westeuropa, ihre Kinder nicht impfen zu lassen, ist auch das mangelnde Vertrauen in die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR-Impfung). Das kaum auszurottende Misstrauen geht auf eine längst zurückgezogene Untersuchung zurück: Vor zwölf Jahren behaupteten britische Mediziner, diese Kombinationsimpfung könne Autismus verursachen. Verunsicherte Eltern ließen ihre Kinder daraufhin nicht impfen. In der Folge erkrankten zahlreiche Kinder, mitunter auch mit schweren Komplikationen und sogar mit Todesfolge.

Die Behauptung der sogenannten Wakefield-Studie, veröffentlicht 1998 im britischen Journal "The Lancet", wurde in der Zwischenzeit mehrfach widerlegt. 10 der 13 Autoren zogen sie bereits 2004 selbst zurück: Es ist zweifelsfrei belegt, dass es zwischen der MMR-Impfung und dem Entstehen einer autistischen Störung keinerlei ursächlichen Zusammenhang gibt. Das Fachmagazin hat Anfang 2010 den Artikel vollständig zurückgezogen.


Quellen:
ddp; AFP; Kinder in Deutschland zu wenig geimpft: BVKJ-Meldung vom 5.7.2009; Epi Bull. Nr. 16 / 20.April 2009

Raute

"Wissen, was drin ist"

Gesundheitserziehung mit Experimentierkasten

(pgk) Zunehmend halten Themen der Gesundheitserziehung Einzug in die Grundschule. So gehören Bewegungsspiele und Entspannungsübungen mittlerweile fast zum Schulalltag für Kinder. Aber auch Aspekte eines gesunden Frühstücks, einer warmen Mahlzeit und des regelmäßigen Zähneputzens werden den Grundschülern vielerorts vermittelt.

Der Sachunterricht der Grundschule bietet die Möglichkeit, dieses Interesse mit Inhalten und Eindrücken zu füllen und so Zugänge aufzubauen. Besonders spannend ist der Lernprozess für Kinder, wenn sie selbst experimentieren dürfen. Vor allem die Kombination von Gesundheitserziehung mit naturwissenschaftlich-technischen Fragestellungen und Produkten aus dem Alltag fasziniert Kinder. Warum klebt Haargel? Warum duftet Creme? Wer erkennen soll, wie wichtig die regelmäßige Zahnpflege ist oder einsehen soll, dass Sonnenschutz nicht nur im Urlaub erforderlich ist, der sollte auch wissen, wie Zahncreme oder Sonnencreme funktionieren und was in diesen Tuben eben "drin" ist.

In Zusammenarbeit mit Professor Dr. Gisela Lück (Universität Bielefeld, Fachgebiet Didaktik der Chemie) wurde ein Experimentierset zu kosmetischen Mitteln speziell für Grundschulen entwickelt. Die Experimentiersets beinhalten 14 altersgerecht aufbereitete Versuche zum Thema Kosmetik und sind als Klassensätze für 30 Schüler ausgelegt. Entsprechend den Empfehlungen der Gesellschaft der Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) wurde bei der Themenwahl darauf geachtet, dass sie einerseits der Erfahrungswelt der Kinder entsprechen und andererseits mit einfachen naturwissenschaftlichen Deutungen kindgerecht erklärt werden können.

Interessierte Grundschullehrer oder Fördervereine von Grundschulen können sich über die Internetseite www.kosmetik-fuer-kids.de näher über das Projekt informieren. Dort zu finden ist auch eine kurze Beschreibung der einzelnen Versuche, Leseproben aus den Lehrer- und den Schüler-Begleitheften sowie eine Auflistung der in den Sets enthaltenen Materialien. Es besteht auch die Möglichkeit, Fragen zum Projekt zu stellen.

Raute

Neuer Stillaufkleber soll altes Piktogramm mit Babyflasche ersetzen

Initiative zur Förderung des Stillens startet Kampagne

(pgk) Noch immer kennzeichnet das Bild einer Babyflasche beispielsweise in Flughäfen oder Bahnhöfen öffentliche Räume, die für Mutter und Baby vorgesehen sind. "Damit verankert sich die Babyflasche als eine 'Norm' für Säuglingsernährung", bedauert Gisela Meese, Geschäftsführerin der WHO/UNICEF-Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus". Ein neues Piktogramm, das eine stillende Mutter darstellt, soll die Babyflasche ersetzen und zukünftig solche Bereiche kennzeichnen, die Gelegenheit zum ungestörten Stillen geben. So können zum Beispiel Büros, Restaurants, Kaufhäuser oder Krankenhäuser mit dem Aufkleber signalisieren: Bei uns sind stillende Mütter ausdrücklich erwünscht.

Die Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" ist eine von zahlreichen Unterstützerinnen der Initiative "Stillaufkleber". Das gemeinsame Ziel der Kooperationspartner ist, mit Hilfe des Stillaufklebers mehr Möglichkeiten für stillende Mütter zu schaffen.

Der Stillaufkleber steht im Internet unter www.stillaufkleber.de zum Download bereit. Wer einzelne Aufkleber oder größere Stückzahlen (nur gegen Versandkostenübernahme) bestellen möchte, findet dort ebenfalls wichtige Hinweise.

Raute

Zahnpasta für den Junior?

Vorsicht vor möglichen Verwechslungen

(pgk) Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns bis zum Beginn des Zahnwechsels oder bis längstens zum sechsten Geburtstag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) für die Kleinsten Kinderzahnpasta. Für die Großen gibt es Erwachsenenzahnpasta. Neu auf dem Markt ist die sogenannte Juniorzahnpasta für Sechs- bis etwa Zwölfjährige. Sie schmeckt milder und bietet mit ihrem höheren Fluoridgehalt für die durchbrechenden Zähne von Kindern ab dem sechsten Geburtstag optimalen Kariesschutz.

Doch Vorsicht: Die Verpackungen von Kinder- und Juniorzahnpasten sehen sich oft sehr ähnlich. Auch die spezielle Mundpflege für den Junior ab sechs wird oft in einem kindlichen Design angeboten und daher schnell verwechselt. Da die Fluoridkonzentrationen unterschiedlich sind, kann der schnelle Griff ins Regal Folgen für die Zahngesundheit für Kinder unter sechs Jahren haben. Bei Kinderzahnpasta ist der Fluoridgehalt nur ungefähr die Hälfte bis ein Drittel so hoch wie bei der Juniorzahnpasta, nämlich höchstens 500 ppm Fluorid. Die DGZMK empfiehlt eine höchstens erbsengroße Menge einmal täglich, ab dem zweiten Lebensjahr zweimal täglich. Zuviel Fluorid kann später eine Zahnfluorose an den bleibenden Zähnen verursachen. Das sind weißliche bis braune Flecken am Zahn, die meist nur ein kosmetisches Problem darstellen. Unter Berücksichtigung eines verschluckten Fluoridanteils von durchschnittlich 0,18 bis 0,30 mg ist bei zweimaliger Anwendung einer Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid ein solches Fluoroserisiko auszuschließen.

Sobald der erste bleibende Backenzahn hinter den letzten Milchzähnen (etwa im sechsten Lebensjahr) durchbricht, ist es aber wichtig, eine Zahnpasta mit höherer Fluoridkonzentration zu verwenden. Da der Zahnschmelz noch nicht voll ausgehärtet ist, besteht ein besonders hohes Karies-Risiko. Sowohl Junior- als auch Erwachsenenzahnpasten bieten mit einer Fluoridkonzentration von maximal 1.500 ppm den benötigten Kariesschutz.


Quellen:
DGZMK: Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden, Stand 10/2009;
www.rundum-zahngesund.de;
www.kariesvorbeugung.de

Raute

SERVICE

Ansprechpartner
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen können Sie sich gerne wenden an:
Michaela Heck, Telefon: 06421 / 293-155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de
Andrea Ulrich, Telefon: 06421 / 293-140 E-Mail: andrea.ulrich@kilian.de
Gerolf Nittner, Telefon: 06421 / 293-178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de


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Quelle:
das gesunde Kind - informationsdienst
44. Jahrgang, Nr. 1 - April 2010
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion pgk: Michaela Heck - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Andrea Ulrich
Gerolf Nittner
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@kilian.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2010