Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

GESUNDHEIT/744: Pressedienst "Das gesunde Kind" Nr. 9/10 - September/Oktober 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

pgk - das gesunde Kind - Nr. 9/10 - September/Oktober 2009



ADHS ist weder Mode- noch Kinderkrankheit
Auch im Erwachsenenalter bleiben viele Betroffene therapiebedürftig
"Mama, Papa, Wauwau, Licht"
Sprechenlernen bei Kleinkindern
Gift im Stift - die richtige Ausrüstung für ABC-Schützen
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Frühchen: Impfungen sind gerade bei ihnen sinnvoll
MELDUNGEN
Neues von der STIKO: Zweimal gegen Windpocken impfen
Jedes dritte Kindergartenkind zeigt Sehschwächen
Geschwollene Lymphknoten meist harmlos
Waldpiraten im Kampf gegen den Krebs - Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung
Richtig schnäuzen - Nasenballon hilft beim Naseputzen
SERVICE

Raute

ADHS ist weder Mode- noch Kinderkrankheit

Auch im Erwachsenenalter bleiben viele Betroffene therapiebedürftig

(pgk) "ADHS? Das gab es doch früher nicht! Das ist nur wieder so eine Modeerscheinung!" - Wer ein Kind mit ADHS hat, muss häufig noch zusätzlich mit solchen Vorurteilen kämpfen, die das Leben erschweren. Die Symptome einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung waren aber schon lange beschrieben, bevor dieser zugegeben sperrige Begriff für das Syndrom gefunden wurde.

Erste Belege reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Aus dem Jahr 1808 datiert die Meinung des Leibarztes von Kaiser Napoleon I., der die Kinder als "Schrecken der Schule, Qual der Familien und Plage der Umgebung" diffamiert. Der Frankfurter Nervenarzt Heinrich Hoffmann beschrieb die Symptome eher anekdotisch 1845 in seinem Struwwelpeter.

Die bei Hoffmann dargestellten Auffälligkeiten wurden im 19. Jahrhundert von englischen, deutschen und französischen Ärzten als die häufigste Seelenstörung im Kindesalter bezeichnet. Heute sagen Experten, ADHS sei die häufigste kinder- und jugendpsychiatrische Störung. Rund fünf Prozent der Kinder sind betroffen, das heißt rund 500.000 Menschen zwischen 6 und 18 Jahren leiden an dieser Störung. "Die Häufigkeit ist auf jeden Fall so hoch, dass es wohl kaum eine Schulklasse gibt ohne mindestens ein betroffenes Kind", schätzt die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder und Jugendärzte e. V. (AG ADHS).

Es handelt sich übrigens keineswegs um ein Erscheinungsbild, das nur in den westlichen Ländern vorkommt. Das Problem wird weltweit beobachtet, beschrieben und beforscht. Dennoch ist bisher keine Heilung möglich. Zwar verändern sich die Erscheinungsformen mir dem Älterwerden - in der Pubertät verliert sich die überschießende Motorik meist und macht einer gewissen Passivität Platz -, aber auch bei jungen Erwachsenen bleibt das Problem bestehen. "Wir wissen heute, dass ein Drittel bis die Hälfte der Betroffenen auch im Erwachsenenalter weiterhin Probleme hat und zum Teil sogar weiterhin behandelt werden sollte", empfiehlt die AG ADHS.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) geht davon aus, dass zwischen 2,5 bis 4 Prozent aller Erwachsenen an ADHS leiden. Im Erwachsenenalter stehen soziale und berufliche Probleme im Vordergrund.

Tipps:
Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind leidet an ADHS, sollten unbedingt eine sichere Diagnose einholen. Ein Arzt allein kann das meist nicht leisten. Es braucht die Zusammenarbeit des Facharztes mit Lehrern, Erziehern und anderen Betreuern, in besonderen Fällen zusätzlich mit Kinder- und Jugendpsychiatern oder -psychotherapeuten.

Es gibt keine Einheitstherapie! Je nach Erscheinungsbild und Schwere der Beeinträchtigung kommen individuell zugeschnittene medizinische, pädagogische, psychologische, psychotherapeutische Behandlungsformen in Frage. Weitere Informationen und praktische Tipps für Ratsuchende bietet die AG ADHS unter http://www.ag-adhs.de/startseite.html

Raute

"Mampapa" und "Nenenen" oder "Mama, Papa, Wauwau, Licht"

Sprechenlernen bei Kleinkindern

(pgk) Jonas ist 18 Monate alt und ein typischer Vertreter der Spezies Mann: Er ist eher maulfaul. "Mama, Papa, dadada, Licht" - mit diesem Wortschatz mogelt er sich durch sämtliche Konversationen und zeigt dennoch jedem genau, was er will. Dabei versteht er eigentlich alles, zeigt Opa Mähdrescher und Feuerwehrspritze im Bilderbuch, bringt zuverlässig Teller oder Schuhe, wenn man ihn darum bittet, oder schaltet sogar das Radio aus. Sprechen? Nicht nötig! Frauen reden, Männer schweigen. Das stimmt bereits im Babyalter. Die gleichaltrige Amelie benennt bereits "Haus", "Katze" oder "Maus" und das sogar mit deutlich klarer und verständlicher Aussprache.

Ist es bei Ihrem Kind auch so? Keine Sorge! Ihr Kind speichert die Informationen einfach länger auf der Festplatte, bevor es zur Tat schreitet und sie ausspuckt. Jedes Kind entwickelt sich nach seinem eigenen Rhythmus - das gilt sowohl für die Sprache als auch für alle anderen Lebensbereiche. Die "Meilensteine" im groben Überblick:

Zwischen 18 bis 24 Monaten umfasst das Vokabular eines Kindes ungefähr 200 Wörter, vor allem Hauptwörter. Zwischen 18 und 20 Monaten lernen Kinder 10 oder mehr Wörter täglich hinzu. Manche lernen alle 90 Minuten ein neues Wort - also achten Sie auf Ihre Ausdrücke!

Am Ende des zweiten Lebensjahres explodiert der kindliche Sprachschatz förmlich. Jetzt werden außerdem Zwei-Wort-Sätze gebildet, wie z. B. "Ben Rutsche", "Mama essen" oder "Papa arbeiten". Mit etwa zwei Jahren kann der Nachwuchs Drei-Wort-Sätze bilden und einfache Melodien singen. Das Verständnis für die eigene Person entwickelt sich: Das Kind wird beginnen, von sich selbst zu sprechen - was es mag und was nicht, was es denkt und fühlt. Persönliche Fürwörter verwirren es dabei jedoch. Sie werden beobachten, dass es sie vermeidet und z. B. "Ball werfen" sagt anstelle von "ich werfe".

Im Alter von 25 bis 36 Monaten kämpft das Kind vielleicht mit sich, um das richtige Maß beim Sprechen zu finden. Das wird es aber schnell erlernen. Es beginnt nun auch, die Anwendung der Personalpronomen zu beherrschen, wie z. B. ich, mich, dir und du. Zwischen zwei und drei Jahren erweitert sich sein Vokabular auf 300 Wörter, es verwendet Nomen und Verben miteinander, um komplette einfache Sätze zu bilden wie z. B. "Ich spiele Ball".

Mit etwa drei Jahren wird Ihr Kind zu einem anspruchsvolleren Redner: Es ist in der Lage, eine längere Unterhaltung zu führen, seine Tonlage und Wortwahl anzupassen. Dabei verwendet es noch einfachere Vokabeln, wenn es sich mit einem anderen Kind unterhält. Wenn es mit Erwachsenen spricht, wird es jedoch mehr und mehr formulieren. Außerdem ist die Sprache nun erheblich verständlicher, das Kind kann seinen Namen und sein Alter sagen.

"Sprache lernen" funktioniert nur über "Sprache erleben". Deshalb ist es besonders wichtig, schon mit Babys normal zu sprechen und beispielsweise beim Füttern, Wickeln oder Anziehen zu erklären, was gerade geschieht. Lächeln Sie Ihr Kind an, wenn es Ihnen durch Laute oder Mimik antwortet. Auf keinen Fall sollten Sie Aussprachefehler ihrer Kinder verbessern und sie dazu anhalten, Wörter richtig nachzusprechen. Das bremst die Motivation und die Kleinen fühlen sich eher ausgeschimpft. Besser ist: Wiederholen der Aussagen in einer verbesserten Variante. Tun Sie nicht so, als hätten Sie Ihr Kind verstanden, wenn dies nicht der Fall ist. Beantworten Sie Fragen, und machen Sie die Kinder auf neue Dinge und Wörter aufmerksam, indem Sie davon erzählen.

Vorlesen ist eine tolle Möglichkeit, um die Sprachentwicklung zu fördern. Lieder und Aufzählreime sind ebenfalls sehr nützlich beim Sprechenlernen. Durch ihren einfachen, gleich bleibenden Rhythmus können die lustigen Verse Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit verbessern. Außerdem lernen die Kinder durch die Lieder spielerisch neue Wörter und deren richtige Aussprache.

Buchtipp:
Barbara von Stackelberg: Oaa und Turbo. VERLAG im KILIAN,
ISBN: 978-3-932091-85-8, Preis: 12,90 EUR,
36 Seiten, Bilderbuch zum Vorlesen ab 2 Jahren

Raute

Gift im Stift - die richtige Ausrüstung für ABC-Schützen

Augen auf beim Kauf von Schulutensilien / Manche Teile können gesundheitsbedenklich sein

(pgk) Jetzt ist es so weit: Für die ABC-Schützen beginnt das Schulleben. Gut ausgerüstet mit Füller, Buntstiften, Malkasten und Co. marschieren sie freudig ins Klassenzimmer. Doch beim Kauf der Schulausrüstung für die Erstklässler (und nicht nur für die) sollten Eltern auf eine gute, unbedenkliche Qualität achten. Denn auch Stifte, Lineal und Radiergummi können hohe Anteile chemischer Stoffe enthalten, die für Kinder auf Dauer gesundheitsschädigend sind. Darauf weist der TÜV Rheinland aktuell hin: "Kinder reagieren viel empfindlicher auf chemische Zusätze in Produkten als Erwachsene", sagt Gunther Bier von TÜV Rheinland. Eltern sollten beim Einkauf des Schulbedarfs Produkte wählen, die unabhängig kontrolliert wurden. Prüfzeichen wie das "PROOF-Siegel" oder "LGA tested" geben darauf einen Hinweis.

Wer sich das bunte Schreibmaterial vor dem Kauf genauer ansieht, kann sich laut TÜV Rheinland bereits ein erstes Urteil über dessen Qualität bilden: Wie wurden die Produkte verarbeitet? Steht die Anschrift des Anbieters auf der Verpackung? Und ganz wichtig: "Ein abstoßender Geruch deutet darauf hin, dass Produkte giftige Chemikalien, etwa Lösungsmittel, enthalten", erklärt der TÜV-Experte. Lassen Sie die Finger davon! Das gelte auch für fertig bestückte Federmäppchen aus Kunststoff. Sie sähen zwar schön bunt aus, könnten aber - ebenso wie die in ihnen enthaltenen Stifte - gesundheitsbedenkliche Weichmacher enthalten. Eltern sollten deshalb lieber auf fertige Mäppchen verzichten und das erste Schulset für ihre Kinder selbst zusammenstellen.

Für Buntstifte gilt: Sie werden nicht nur zum Schreiben oder Malen genutzt. Manche Kinder nehmen die Stifte gern in den Mund und kauen darauf. Eltern sollten deshalb beim Kauf auf den Vermerk der EU-Norm DIN EN 71 achten. Diese Norm setzt die Richtwerte für Schwermetalle in Spielzeugen fest und garantiert, dass die Stifte keine giftigen Farbstoffe - zum Beispiel im Lack oder der Mine - enthalten. Gleiches gilt für den Kauf von Wassermalfarben. Bei den Radiergummis sollten Eltern lieber auf solche aus Naturkautschuk zurückgreifen. Diese kommen in jedem Fall ohne gefährliche Weichmacher aus.

Im vorigen Jahr hatte die Stiftung Warentest zum Schulbeginn 100 Artikel für den Schulbedarf auf Weichmacher, Benzol und Schwermetalle getestet. Das Ergebnis damals: Jedes zehnte der geprüften Produkte hätte nicht verkauft werden dürfen! Bedenklich sind vor allem giftige Weichmacher, sogenannte Phthalate, die sich in Radiergummis und vor allem Buntstiften fanden. Sie stellen zwar keine unmittelbare Gefahr dar, auf lange Sicht sind sie allerdings gesundheitsschädlich und können zu Unfruchtbarkeit führen. Phthalate wurden in Spielsachen bereits generell verboten. Bei Deck- und Wasserfarben hatte die Stiftung Warentest zudem blei- und chromhaltige Farben gefunden. Über den Mund aufgenommen, können sie Vergiftungen hervorrufen. Schadstoffbelastete Produkte hatte die Stiftung Warentest 2008 hauptsächlich bei Schnäppchenangeboten in Discountern und Supermärkten gefunden, vereinzelt aber auch bei Produkten bekannter Markenhersteller.


Tipps zum Kauf von Schulbedarf:

Kaufen Sie nicht wahllos jedes vermeintliche Schnäppchen. Prüfen Sie das Produkt genau: Ist es gut verarbeitet? Steht eine Anschrift des Anbieters auf der Verpackung? Riecht es abstoßend?

Kaufen Sie am besten Buntstifte aus naturbelassenem Holz ohne farbige Lackschicht, denn vor allem die Lacke können verbotene Weichmacher enthalten.

Wählen Sie PVC-freie Radierer oder solche aus Naturkautschuk - ohne Phthalat-Weichmacher.

Flexible Lineale aus Kunststoff sind zwar schick. Gesünder sind aber Lineale aus unbelastetem Holz. Diese halten auch länger.

Rückgabe: Haben Sie bereits ein stark belastetes Produkt gekauft? Dann sollten Sie es ins Geschäft zurückbringen und Ersatz verlangen.

Eigeninitiative: Eltern und Lehrer können selbst Einkaufsgemeinschaften organisieren. Ökologisch orientierte Großhändler beliefern auch Schulshops und Privatleute. Bei größeren Stückzahlen gewähren sie Mengenrabatt.


Quellen:
TÜV Rheinland rät: Beim Kauf auf Qualitätssiegel achten / Federmäppchen selbst zusammenstellen, Pressemeldung vom 27.07.2009,
http://www.tuv.com/de/news_schulbedarf.html?lan=1

Stiftung Warentest: Schadstoffe in Stiften, Farben und Radierern, Pressemeldung 05.09.2008,
http://www.test.de/themen/bildung-soziales/test/-Schulbeginn/1707740/ 1707740/1712924/

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Frühchen: Impfungen sind gerade bei ihnen sinnvoll

Für sie ist ein umfassender Schutz besonders wichtig / Studie: Nebenwirkungsrisiko nicht höher

(pgk) Sollten sehr kleine Frühgeborene geimpft werden? Ist das nicht gerade für sie eine unnötige zusätzliche Belastung? Manche besorgten Eltern sind zögerlich, zumal Impfgegner immer wieder vor einem vermeintlich erhöhten Impfrisiko für die Frühchen warnen. Doch das ist falsch: Wie eine neuere Studie belegt, sind extrem kleine Frühgeborene keinem höheren Impfrisiko als andere Neugeborene ausgesetzt. Impfungen sind vielmehr gerade für diese Kinder besonders wichtig, weil sie anfälliger für schwerwiegende Infektionskrankheiten sind.

So tritt die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) der noch immer verbreiteten Vermutung klar entgegen, es gebe nach Impfungen von Frühgeborenen gravierende Nebenwirkungen. Sie bezieht sich dabei auf die Ergebnisse einer bundesweiten Erhebung, die Birgit Ziegler und Professor Hans-Michael Straßburg von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg ausgewertet haben. Darin wird anhand der Daten von 216 Frühgeborenen der Geburtsjahrgänge 2004 bis 2006, die alle ein Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm aufwiesen, belegt, dass Frühchen Impfungen in der Regel gut vertragen.

In Deutschland werden heutzutage bis zu 50.000 Kinder pro Jahr zu früh geboren; darunter befinden sich rund 6.000 sehr kleine Frühgeborene, die vor der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt kommen. Da viele Organe dieser auch häufig lange nach der Geburt noch geschwächten Kinder nicht vollständig ausgereift sind, wird immer wieder geraten, den Umfang an Impfungen zu reduzieren und die Zeitabstände von Impfungen zu verlängern, um das Immunsystem zu schonen. Dass dies jedoch nicht notwendig ist, kann nunmehr mit wissenschaftlichen Daten belegt werden.

Im Gegenteil - gerade für extrem kleine Frühgeborene sind nach Meinung von Experten Impfungen vor allem deshalb anzuraten, weil gerade diese Gruppe von Kindern besonders anfällig für schwerwiegende und zum Teil auch gefährliche Erkrankungen wie Haemophilus influenzae Typ b und Pertussis (Keuchhusten) sind. Gravierende Impf-Nebenwirkungen, die gerade bei Frühgeborenen immer wieder vermutet werden, treten dagegen kaum auf. So wurden laut Studie schwerere Nebenwirkungen - wie zum Beispiel Abfall der Sauerstoffsättigung und Verlangsamung der Herzaktion - lediglich bei 1,1 Prozent aller geimpften Frühgeborenen vorübergehend festgestellt. 20 Prozent der geimpften frühgeborenen Kinder hatten nach Einschätzung der Eltern nach der Impfung leichte Lokalreaktionen, Fieber und Schlafstörungen. Diese leichteren und meist ungefährlichen Nebenwirkungen können jedoch auch bei normal geborenen Kindern auftreten. Bei sehr unreifen Frühgeborenen (Geburt vor der vollendeten 28. SSW) kann eine Überwachung der Atmung nach der Impfung sinnvoll sein.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 1996, dass Frühgeborene ab einem Alter von zwei Monaten alle Impfungen erhalten sollen wie andere Kinder auch. Die Studie zeigt, dass diese Empfehlung auch umgesetzt wird: Fast alle Frühchen erhalten die empfohlenen Basisimpfungen. 97,5 Prozent bekommen die Grundimmunisierung (mit Sechsfachimpfstoff). Die ab elf Monaten empfohlene MMR-Erstimpfung erhalten 95 Prozent, 68 Prozent werden gegen Windpocken, 68,8 Prozent gegen Meningokokken geimpft.

Fazit der Studienleiter: Auf Impfungen Frühgeborener sollte auf keinen Fall verzichtet werden. Die Erstimpfungen würden zurzeit konsequent in fast 100 Prozent durchgeführt. Bei den Nachimpfungen allerdings sehe es nicht ganz so gut aus. Dort sei Handlungsbedarf, um die Risikogruppe der Frühgeborenen umfassend zu schützen.


Quellen:
Studienergebnisse: Erhebung des Impfstatus bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g im Alter von 2 Jahren - eine deutschlandweite Erhebung, Ziegler, B., Straßburg, H. M., Universitäts-Kinderklinik Würzburg,
http://www.impfungen-fruehgeborene.de/images/impfstatus_fruehgeborene. pdf

Prof. Hans-Michael Straßburg, Kinderärztliche Praxis, Nr. 4, S. 298, 2009 Impfungen bei Frühgeborenen, www.impfungen-fruehgeborene.de

Extrem kleine Frühgeborene profitieren von Impfungen ganz besonders, Pressemitteilung, 05.05.2009,
http://www.presseportal.de/pm/55202/1398930/dt_ges_f_sozialpaed_und_jugendmedizin

Raute

MELDUNGEN

Neues von der STIKO: Zweimal gegen Windpocken impfen!

(pgk) Die Ständige Impfkommision (STIKO) plädiert in ihren aktuellen Empfehlungen dafür, auch Kinder ab sofort zweimal gegen Windpocken (Varizellen) zu impfen. Bei älteren Kindern soll die zweite Impfung nachgeholt werden.

Bisher wurden in Deutschland Kinder zwischen 11 und 14 Lebensmonaten nur einmal gegen Windpocken geimpft, es sei denn, es wurde ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen angewendet. Dieser Impfstoff wird stets zweimal gegeben. Erst ab einem Alter von 13 Jahren war es empfohlen, den Varizellen-Einzel-Impfstoff zweimal im Abstand von 4 bis 6 Wochen zu verabreichen.

Nun hat sich gezeigt, dass auch bei Kindern eine zweifache Impfung bessere Schutzwirkung zeigt, denn nach einmaliger Impfung kam es gelegentlich dennoch zu Windpocken-Erkrankungen. Die zweite Impfung soll also dazu beitragen, Durchbruchserkrankungen im Kindesalter zu verhindern. Der beste Zeitpunkt für die zweite Impfung ist laut Angaben der STIKO das Alter von 15 bis 23 Monaten, die Impfung kann zeitgleich mit der zweiten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln verabreicht werden. Beide Impfungen können entweder mit Einzel- oder mit Kombinationsimpfstoffen durchgeführt werden (MMR - V oder MMRV). Und die STIKO rät außerdem, bei Kindern und Jugendlichen, die bisher nur eine Varizellen-Impfung erhalten haben, die zweite Impfung nachzuholen.

Raute

Jedes dritte Kindergartenkind zeigt Sehschwächen

Studie nahm Augengesundheit von Zwei- bis Sechsjährigen in Bayern unter die Lupe

(pgk) Bei jedem dritten Kind zwischen zwei und sechs Jahren besteht der Verdacht auf eine Sehschwäche oder Augenerkrankung, die durch einen Augenarzt abgeklärt werden sollte. Dies gilt zumindest für Bayern, denn zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Bein Bayern, die von Februar bis April dieses Jahres in 13 bayerischen Kindertagesstätten durchgeführt wurde.

Im Rahmen einer orthoptischen Reihenuntersuchung wurden rund 850 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf ihre Augengesundheit überprüft. Die Orthoptik ist ein spezieller Bereich der Augenheilkunde, der die Vorbeugung, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von Schiel-Erkrankungen, Sehschwächen, Störungen des ein- und beidäugigen Sehens, Augenzittern und Augenbewegungsstörungen umfasst.

Bei jedem dritten Kind wurde der Verdacht auf eine Fehlsichtigkeit ermittelt, in acht Prozent der Fälle eine Schiel-Erkrankung. Bereits jedes elfte Kind in diesem Alter trägt eine Brille, über die Hälfte davon wiederum hatte einen auffälligen Befund. Nur 16 Prozent der untersuchten Kinder hatten nach Aussage der Eltern bereits an einer augenärztlichen Untersuchung teilgenommen. Das sind nach Ansicht von Experten ernst zu nehmende Ergebnisse, denn Augenerkrankungen "verwachsen" sich nicht, und sollten frühzeitig durch einen Augenarzt diagnostiziert und behandelt werden. So ist Schielen nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern oft auch eine schwere Sehbehinderung. 60 bis 90 Prozent aller betroffenen Kinder entwickeln ohne frühzeitige Behandlung eine einseitige Amblyopie (Schwachsichtigkeit).

Das Sehvermögen entwickelt sich vor allem in den ersten Lebensjahren durch das Zusammenspiel von Gehirn und Augen. Wenn Sehstörungen bis zum dritten Lebensjahr entdeckt werden, können sie in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. Um die Sehstörungen zu beheben, kommen Brillen, eine Abklebetherapie, spezielle Augenübungen oder Operation in Frage.

Quelle:
Jedes dritte Kindergartenkind mit Verdacht auf Sehschwäche, BKK, München, 06.05.2009,
http://www.bkk-lv-bayern.de/bkk-barrierefrei/seiten/presse/ pressedetail.php?p=263&y=2009

Raute

Geschwollene Lymphknoten meist harmlos

(pgk) Viele Eltern erschrecken, wenn sie Knoten am Hals des Kindes ertasten, und befürchten gleich eine ernsthafte Erkrankung. Doch meist sind solche Verdickungen einfach nur vergrößerte Lymphknoten und damit eher ein Zeichen für ein gesundes Abwehr- und Immunsystem als für eine Krankheit. In der Regel sind vergrößerte Lymphknoten Anzeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit diversen Krankheitserregern auseinandersetzt. Sie sind also zunächst Ausdruck einer gesunden und normalen Abwehrsituation.

Lymphknoten sind sozusagen Filterstationen, die im ganzen Körper verteilt sind. Im Lymphknoten finden sich verschiedene weiße Blutkörperchen, die dort mit eingedrungenen Viren und Bakterien in Kontakt kommen. Die Abwehr der Erreger läuft an und die Immunzellen vermehren sich. Deshalb schwillt der Lymphknoten an. Die Vergrößerung eines Knotens am Hals zeigt also, dass von irgendwo im Bereich von Hals, Ohr, Kopfhaut oder Mund Erreger in den Lymphknoten geschwemmt wurden und eine Immunreaktion abläuft. Und da Kinder mit vielen Keimen zum ersten Mal in Kontakt kommen, ist die Reaktion häufig heftiger als bei Erwachsenen. Nicht selten werden die Knoten dabei erbsengroß, und besonders bei sehr schlanken Kindern sind sie sogar sichtbar, wenn sie den Kopf drehen. Die Auseinandersetzung mit den Infekten kann sich lange hinziehen, manchmal sogar mehrere Wochen und Monate.

Auch wenn nur in den seltensten Fällen tatsächlich Grund zur Sorge besteht - wer unsicher ist oder Angst hat, sollte auf jeden Fall den Arzt aufsuchen, nicht zuletzt zur eigenen Beruhigung. Der Kinderarzt kann eindeutig abklären, ob es sich um eine normale Schwellung handelt oder ob ein ernsthafteres Problem dahinter steckt. Dahinter können sich die verschiedensten Krankheiten, in den seltensten Fällen sogar Krebs, verbergen. Eine Beule in der Leistengegend könne beispielsweise unter anderem auf einen Leistenbruch hindeuten.

Wenn das Kind ansonsten putzmunter ist, es keine Krankheitssymptome aufweist, der Knoten nicht gerötet oder schmerzhaft ist oder größer wird, besteht jedoch kein Anlass zu Beunruhigung.

Quellen:
Dr. Ulrich Fegeler, Berliner Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). www.kinderaerzte-im-netz.de

Raute

Waldpiraten im Kampf gegen den Krebs

Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung hilft bei der Krankheitsbewältigung

(pgk) Nach Angaben der Deutschen Kinderkrebsstiftung erkranken in Deutschland jährlich rund 1.800 Kinder an Krebs. Weltweit sind rund 200.000 Kinder im Jahr betroffen. Doch ihre Heilungschancen sind sehr gut, wenn sie in einem der zahlreichen Kinderkrebszentren nach den neuesten Erkenntnissen der Medizin behandelt werden. Meist geht auch eine solche Behandlung aber nicht spurlos an ihnen vorbei. Oftmals bleiben erhebliche Beeinträchtigungen körperlicher wie auch seelischer Art. Manche Kinder müssen zum Beispiel mit dem Verlust eines Armes oder Beines zurechtkommen.

Ein wichtiger Baustein in der Krankheitsbewältigung ist Sport, Spaß und Bewegung. Das bietet beispielsweise ein Aufenthalt in einem Camp, in dem das Programm speziell auf die Bedürfnisse dieser Kinder zugeschnitten ist: Spaß in der Natur beim Klettern, Wandern, Kanu fahren, beim Töpfern und gemeinsamen Spielen - das dient nicht nur der Erholung, sondern auch dem Erfahrungsaustausch. Die erlebnispädagogisch ausgerichteten Betreuungsprogramme unterstützen den Heilungsprozess der Kinder.

Das Waldpiraten-Camp in Heidelberg ist das erste und einzige Freizeitcamp für krebskranke Kinder im deutschsprachigen Raum. Vorbild sind Freizeitcamps in den USA und in Irland. Das Camp ist eine Einrichtung der Deutschen Kinderkrebsstiftung und wird von Elterngruppen zugunsten krebskranker Kinder mitfinanziert und mitgetragen. Im August 2003 öffnete es seine Pforten. Es bietet jährlich bis zu 400 betroffenen Kindern und deren Geschwistern einen sieben- bis zehntägigen Campaufenthalt in Blockhütten an. Außerdem gibt es das ganze Jahr über Wochenend-Seminare für Familien mit einem krebskranken Kind.

Mehr Informationen: www.waldpiraten.de

Kontakt:
Deutsche Kinderkrebsstiftung
Waldpiraten-Camp
Promenadenweg 1
69117 Heidelberg
Tel: 06221-180466
Fax: 06221-180467
Gabriele Geib: geib@kinderkrebsstiftung.de

Raute

Richtig schnäuzen

Nasenballons helfen beim Naseputzen

(pgk) Die Nase läuft und läuft. Hält man den Kleinen jedoch ein Taschentuch vors Gesicht, herrscht oft Ratlosigkeit oder es wird mit dem Mund gepustet. Schnäuzen will gelernt sein. Die einen können es bereits mit zwei, andere erst mit fünf Jahren.

Zum Trost: Hochziehen ist oft sogar gesünder, zumindest wenn dies kräftig geschieht. Dabei entsteht ein Unterdruck in der Nase, durch den Flüssigkeit aus den Nasennebenhöhlen herausgesaugt wird. Krankheitserreger werden beim Herunterschlucken des Nasensekrets durch die Magensäure getötet. Beim kräftigen Ausschnauben entsteht hingegen ein Überdruck. Dabei wird ein Teil des Sekrets in die Nebenhöhlen oder Stirnhöhlen hinein gedrückt. Viren können tiefer eindringen und es kann zu Entzündungen kommen. Daher empfehlen Hals-, Nasen-, Ohrenspezialisten Menschen, die zu Nasennebenhöhlenentzündungen neigen, lieber den Schleim hochzuziehen, als ihn mit Gewalt heraus zu trompeten. Vorsichtiges Schnäuzen ist in Ordnung, denn dadurch baut sich kein so starker Druck in der Nase auf.

Tipp: Bei Kleinkindern, die noch nicht selbst schnäuzen können, den Schleim vorsichtig mit einem weichen Tuch aus der Nase entfernen. Noch besser ist ein spezieller Nasensauger aus der Apotheke. Lustig und praktisch zum Üben sind auch Nasenballons. Diese ähneln normalen Luftballons, sind nur leichter dehnbar und werden in ein Nasenloch gesteckt. Hält man dann das andere Nasenloch zu, müssen die Kinder versuchen, den Ballon aufzupusten: Ein Riesenspaß für die Kleinen. Die Ballons helfen auch, wenn sich Luft in Mittelohr angesammelt hat und die Kleinen einen Druckausgleich machen sollen. Erhältlich sind sie ebenfalls in der Apotheke.

Raute

SERVICE

Ansprechpartner
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen können Sie sich gerne wenden an:
Andrea Ulrich, Telefon: 06421 / 293-140, E-Mail: andrea.ulrich@kilian.de
Gerolf Nittner, Telefon: 06421 / 293-178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de
Michaela Heck, Telefon: 06421 / 293-155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de


*


Quelle:
das gesunde Kind - informationsdienst
43. Jahrgang, Nr. 9/10 - September/Oktober 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion pgk: Andrea Ulrich - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Michaela Heck
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Gerolf Nittner
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@kilian.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2009