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MELDUNG/841: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 28.05.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→ Nichtraucher bleiben: Medizinstudierende unterstützen die ohnekippe-Schülerakademie
→ Neuer Sonderforschungsbereich SFB Transregio erforscht Schutzmechanismen der Haut


Universitätsklinikum Heidelberg - 27.05.2015

Nichtraucher bleiben: Medizinstudierende unterstützen die ohnekippe-Schülerakademie

ohnekippe-Schülerakademie der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg klärt seit 15 Jahren eindrucksvoll über Folgen des Rauchens auf / Neues Wahlfach "Raucherprävention" an der Medizinischen Fakultät Heidelberg ab Sommersemester 2015 / Zusammenarbeit mit studentischer Arbeitsgemeinschaft "Aufklärung gegen Tabak"

Wissenswerte Fakten, Live-Bilder einer Lungenuntersuchung und persönliche Gespräche mit Patienten, die an den Folgen ihrer "Raucherkarriere" leiden - die Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg informiert seit 15 Jahren regelmäßig Schulklassen über die Folgen des Zigarettenkonsums. Dass Medizinstudenten nach der Aufklärungsveranstaltung außerdem in die Schulen gehen, um die Inhalte mit den Jugendlichen nachzubereiten und zu vertiefen, ist neuer Bestandteil im Konzept. Dazu arbeitet die Thoraxklinik mit der Heidelberger Lokalgruppe der bundesweiten studentischen Arbeitsgemeinschaft "Aufklärung gegen Tabak (AGT)" zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit ist ein neues Wahlfach an der Medizinischen Fakultät Heidelberg entstanden: Ab dem Sommersemester 2015 können sich die Medizinstudierenden für ein Fach zum Thema Prävention des Rauchens entscheiden und das erworbene Wissen dann bei einem Klassenbesuch an die Schülerinnen und Schüler der Region weitergeben.

In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, der häufigsten vermeidbaren Todesursache weltweit. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits in jungen Jahren mit dem Rauchen beginnen. "Wegen des hohen Suchtpotenzials beim Zigarettenrauchen setzen wir mit der ohnekippe-Schülerakademie gezielt bei Schülerinnen und Schülern an, die noch nicht rauchen, also noch nicht nikotinsüchtig sind", erläutert Prof. Dr. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin an der Thoraxklinik und wissenschaftlicher Leiter der Präventionskampagne.

Schulische Nachbereitung der ohnekippe-Schülerakademie

Die Kooperation mit der Heidelberger Lokalgruppe von "Aufklärung gegen Tabak (AGT)" soll helfen, die Jugendlichen noch nachhaltiger vor dem Rauchen zu bewahren: Medizinstudierende kommen in die Klassen und vertiefen mit den Schülerinnen und Schülern die Inhalte aus der ohnekippe-Schülerakademie an der Thoraxklinik. Optimal vorbereitet werden die jungen Dozenten durch das im Sommersemester 2015 an der Medizinischen Fakultät erstmalig angebotene Wahlfach zur Raucherentwöhnung: In zwei Blockseminaren vermittelt das Fach theoretisches Wissen sowie praktische Fertigkeiten durch Übungen mit Schauspielpatienten. Ein Schulbesuch rundet das Programm des Wahlfaches ab. Auf diesem Weg sollen Medizinstudierende für das Thema "Risiken des Rauchens" sensibilisiert und für die Präventionsarbeit motiviert werden. Übergeordnetes Ziel ist, möglichst viele Medizinstudierende so auszubilden, dass sie rauchende und nichtrauchende Jugendliche und Erwachsene professionell zum Thema Rauchen aufklären sowie beraten können.

ohnekippe: Von einer einmaligen Aktion zur festen Institution

Im Sommer 2000 lud die Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg erstmals Schüler zu einer Informationsveranstaltung über die Gefahren des Rauchens ein. Mittlerweile nehmen jährlich nahezu alle weiterführenden Schulen Heidelbergs, Mannheims und des Rhein-Neckar-Kreises teil - pro Jahr sind das ca. 10.000 Jugendliche. "Inzwischen wurden mehr als 230.000 Schülerinnen und Schüler über die Folgen des Rauchens informiert", so Michael Ehmann, pädagogischer Leiter der Kampagne an der Thoraxklinik. Die Präventionsveranstaltung ist an vielen Schulen fester Bestandteil des Curriculums. Das Konzept setzt auf eine abwechslungsreiche Mischung aus Informationen und emotionaler Ansprache. Eingangs informiert ein Vortrag mit Fakten und Beispielen über die Risiken des Tabakrauchens. Im Anschluss verfolgen die Schüler auf großen Leinwänden eine Lungenspiegelung, die sogenannte Bronchoskopie. Der untersuchende Arzt ist mit dem Hörsaal über Bild und Ton verbunden, erklärt und beantwortet Fragen der Jugendlichen. Den Abschluss bildet eine Diskussion mit Krebspatienten, die über ihre Krankheit und ihre Vergangenheit als Raucher sprechen. Häufig schreiben die Schülerinnen und Schüler unter dem Eindruck dieses Gesprächs Briefe an die jeweiligen Patienten. Einige dieser Briefe wurden unter dem Titel "Was uns bewegt - Schüler schreiben Schwerstkranken" bereits als Buch veröffentlicht.

Aufklärung gegen Tabak (AGT): bundesweite Initiative und Heidelberger Lokalgruppe

Aufklärung gegen Tabak (AGT) startete Anfang 2012 auf Initiative des Gießener Medizinstudenten Titus Brinker. Heute klären über 700 Medizinstudierende von 26 deutschen, drei österreichischen und einer Schweizer Universität pro Jahr 16.000 Schüler der 6. bis 8. Klassen über das Rauchen auf. Ein ausgewählter wissenschaftlicher Beirat evaluiert die Initiative und sorgt u.a. für den Einbezug der Erkenntnisse aus der Aufklärungsarbeit in Forschung und Lehre. In Heidelberg besteht die Lokalgruppe seit 2014.

Kontakt:

Michael Ehmann
Pädagogischer Leiter ohnekippe
Amalienstraße 5, 69126 Heidelberg
www.ohnekippe.de
michael.ehmann@med.uni-heidelberg.de

* Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.thoraxklinik-heidelberg.de/index.php?id=10
ohnekippe, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg

http://gegentabak.de/
Aufklärung gegen Tabak

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Julia Bird, 27.05.2015

Raute

Eberhard Karls Universität Tübingen - 27.05.2015

Neuer SFB Transregio erforscht Schutzmechanismen der Haut

Universität Tübingen an neuen überregionalen Sonderforschungsbereichen beteiligt - Bestehende Sonderforschungsbereiche erfolgreich verlängert

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg, Mainz und Tübingen haben sich erfolgreich um die Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs Transregio (SFB TR) beworben. Der SFB TR 156 "Die Haut als Sensor und Initiator von lokalen und systemischen Immunreaktionen" wird ab 1. Juli von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit mehr als zwei Millionen Euro für vier Jahre gefördert. Die Tübinger Wissenschaftler um Professor Martin Röcken, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik, stellen insgesamt acht der 19 SFB-Forschungsgruppen, darunter ein in Mainz und Tübingen angesiedeltes Gemeinschaftsprojekt.

Die Haut unseres Körpers hat ein komplexes Schutzsystem entwickelt, das sich als mechanische und immunologische Barriere zur Umwelt etabliert hat. Dazu gehören auch das Nerven- und Gefäßsystem sowie die Haut-drainierenden Lymphknoten, über die das Immunsystem der Haut mit dem Immunsystem des gesamten Körpers kommuniziert. Im neuen Sonderforschungsbereich Transregio untersuchen Wissenschaftler aus der Dermatologie zusammen mit Immunologen und Mikrobiologen die molekularen und zellulären Interaktionen der Haut mit ihrer Umwelt. Erforscht wird, wie das zelluläre Mikromilieu und Wechselwirkungen mit Mikroorganismen auf der Haut krankmachende Mechanismen in Gang setzen, die entzündliche Hauterkrankungen wie 0atopische Dermatitis, Psoriasis oder Sklerodermie verursachen.

Die in Tübingen angesiedelten Teilprojekte erforschen insbesondere die Interaktion von Infektionserregern mit der Haut, die frühen Phasen der Entzündungsreaktion sowie Schutzmechanismen, wie die Verdickung der Haut, über die sie sich eine Barriere gegen schädliche Reize aufbaut. Zudem untersuchen die Tübinger Projekte den natürlichen Umgang der Haut mit ihrer Umwelt, die Mechanismen, die das Gleichgewicht der Haut beim Umgang mit ihrer Umwelt etablieren, sowie die frühen Alarmsignale über die Systemreaktionen ausgelöst, reguliert und gesteuert werden, wenn es zur Verletzung dieses Gleichgewichtes kommt. Ziel des SFB ist es, gemeinsam neue Therapien für Krankheiten wie Ekzeme, Psoriasis oder Sklerodermien zu entwickeln, wie es Mitarbeitern der Universitäts-Hautklinik bereits in der Vergangenheit wiederholt gelungen ist.

Kontakt:
Prof. Dr. Martin Röcken
Ärztlicher Direktor, Universitäts-Hautklinik
Universitäts-Klinikum Tübingen / Universität Tübingen
martin.roecken[at]med.uni-tuebingen.de

Die Ausbreitung von Wellen verstehen

An einem weiteren neuen Sonderforschungsbereich, SFB 1173 "Wellenphänomene: Analysis und Numerik", ist Professor Christian Lubich vom Institut für Mathematik der Universität Tübingen beteiligt. Wellen sind überall, ob bei der Ausbreitung von Licht oder Schall, beim Herzschlag oder in der modernen Kommunikationstechnik. Mit Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie (Sprecherhochschule) und der Universität Stuttgart soll hier die die Ausbreitung von Wellen unter realitätsnahen Bedingungen analytisch verstanden, numerisch simuliert und letztendlich auch gesteuert werden.

Die Wissenschaftler konzentrieren sich auf charakteristische Wellenphänomene wie das Auftreten von stehenden und wandernden Wellen oder Wellenfronten, Oszillationen und Resonanzen, Wellenführung sowie Reflexion, Brechung und Streuung von Wellen. Die Arbeitsgruppe von Professor Christian Lubich am Mathematischen Institut entwickelt und untersucht numerische Verfahren zur Berechnung von Wellenphänomenen, insbesondere die stabile Kopplung von Verfahren für Außen- und Innengebiete der Ausbreitung von akustischen, elektromagnetischen und elastischen Wellen. In dem SFB arbeiten Mathematiker aus den Bereichen Analysis und Numerik zusammen, die Schnittstellen zur Anwendung untersuchen Forscher aus der Optik und Photonik, der Biomedizintechnik und der Angewandten Geophysik.

DFG verlängert erfolgreiche Forschungsverbünde

Nach positiver Begutachtung wurde der Tübinger SFB 923 "Bedrohte Ordnungen" (Sprecher Professor Ewald Frie) um weitere vier Jahre verlängert. In dem geisteswissenschaftlichen Verbundprojekt befassen sich Historiker, Politikwissenschaftler, Soziologen, Juristen, Medienwissenschaftler, Philologen, Theologen, Kulturwissenschaftler, Ethnologen und Mediziner mit historischen und aktuellen Krisensituationen, um einen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten zu liefern. Mit ihren Untersuchungen wollen die Wissenschaftler das alarmistische Reden über Krisen historisieren, nach Regelhaftigkeiten in Zeiten schnellen sozialen Wandels suchen und die Vergleichbarkeit verschiedener Zeiten und Räume in Geschichte und Gegenwart diskutieren.

In der zweiten Förderphase wird der SFB den Fokus auf die Formen des Umgangs mit Bedrohungen richten; im Zentrum der Untersuchungen wird dementsprechend die Frage stehen, wie in sozialen Gruppen und Gesellschaften, die hohem Stress ausgesetzt sind, der Prozess des re-ordering abläuft. (Homepage: http://www.uni-tuebingen.de/de/24861)

Der SFB 766 "Die bakterielle Zellhülle: Struktur, Funktion und Schnittstelle bei der Infektion" (Sprecher Professor Wolfgang Wohlleben; Ko-Koordinator Professor Andreas Peschel) erhält Mittel für eine dritte Förderperiode. In diesem Forschungsverbund erforschen Wissenschaftler aus den Bereichen Biologie, Biochemie, Pharmazie, Chemie, Informatik und Medizinischer Mikrobiologie den komplizierten Aufbau der Bakterien-Zellhülle, die eine entscheidende Rolle bei Infektionsprozessen spielt, sowie deren Rolle bei der Resistenzentwicklung gegen Antibiotika.

Die bakterielle Zellhülle ist unverzichtbar für das Wachstum der Bakterienzelle und deren Form. Sie bestimmt die Aufnahme von lebenswichtigen Nährstoffen aber auch von Medikamenten. Weil sie auch als Barriere für bestimmte Substanzen dient, ist sie ein entscheidender Faktor für die Empfindlichkeit eines Bakteriums gegen Antibiotika. Die zunehmende Gefahr durch resistente Krankheitserreger macht ihre Erforschung dringlicher denn je: Die Untersuchungen des SFB konnten bereits wesentlich zur Einschätzung ihrer Rolle beitragen. Ziel ist es, das Verständnis bakterieller Lebensprozesse und ihrer krank machenden Wirkung zu vertiefen und dazu beizutragen, neue antibakterielle Substanzen, Impfstoffe und Diagnostika zur Bekämpfung von Infektionen zu entwickeln. Seit 2007 hat sich der Verbund zu einem interdisziplinären Netzwerk aus renommierten wie auch jungen Wissenschaftlern entwickelt, das heute aus 22 Teilprojekten und etwa 80 Mitarbeitern besteht. (Homepage: http://www.sfb766.uni- tuebingen.de/ )

Ebenfalls verlängert wurde das Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen im Vormodernen Europa (800-1800)" (Sprecher: Prof. Dr. Annette Gerok-Reiter / Prof. Dr. Volker Leppin). Es erhält für weitere 4,5 Jahre eine Förderung und schöpft damit die für Graduiertenkollegs mögliche Laufzeit von neun Jahren aus.

Das Kolleg stellt die dynamischen Prozesse religiösen Wissens, das sich in zeitspezifischen Adaptionen des "Offenbarungswissens" in der Vormoderne immer wieder neu formierte, ins Zentrum seines Interesses. Es verfolgt, wie über die komplexen Verhandlungsprozesse jene Denkfiguren und Argumentationsstrukturen eingeübt wurden, die kategorial den Weg zur modernen Wissensgesellschaft mit anbahnten. Damit beschreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in neuer Weise, wie sich in Europa die westliche Wissensgesellschaft mit ihren Selbstzuschreibungen der Toleranz, Säkularität, Rationalität und ihrer Ausdifferenzierung von Wissenschaft und Bildung, Recht, Politik, Religion und Kunst nicht gegen den religiösen Diskurs, sondern mit und aus religiösem Wissen heraus entwickeln konnte. Das Graduiertenkolleg verbindet evangelische und katholische Theologie, Germanistik, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte und Mittelalter-Archäologie. (Homepage: http://www.uni- tuebingen.de/de/15631 )

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Antje Karbe, 27.05.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2015

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