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MELDUNG/805: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.01.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Kartografierung der menschlichen Proteine
→  Was macht uns krank, wie bleiben wir gesund? - Innovative Gesundheitsforschung in
      Mecklenburg-Vorpommern
→  Tatort Intensivstation: Immer mehr Patienten brauchen komplexe Behandlung



Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund - 27.01.2015

Kartografierung der menschlichen Proteine

Dr. Karolina Edlund aus der Projektgruppe Systemtoxikologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hat in einem Konsortium mitgearbeitet, das eine fast sämtliche Proteine umfassende Karte menschlicher Proteine in allen Geweben aufgestellt hat.

Mit dieser elektronischen Karte ist es nun möglich durch alle Gewebe des menschlichen Organismus zu navigieren, um umfassende Informationen über die Proteinzusammensetzung zu erhalten. Mit der interaktiven Web-basierten Datenbank können zum Beispiel auch Informationen abgerufen werden, welche Proteine von den bestimmten Zellen aktiv abgegeben werden, welche Proteine in Membranen vorkommen und welche Proteine besonders gut mit Medikamenten beeinflusst werden können. Die Arbeit stellt auch für die Toxikologie einen großen Fortschritt dar, weil die umfassende Datenbank dabei helfen wird, toxische Arbeitsstoffe in Zukunft sicherer zu beurteilen.

Originalveröffentlichung:
Mathias Uhlén, Linn Fagerberg, Björn M. Hallström, Cecilia Lindskog, Per Oksvold, Adil Mardinoglu, Åsa Sivertsson, Caroline Kampf, Evelina Sjöstedt, Anna Asplund, IngMarie Olsson, Karolina Edlund, Emma Lundberg, Sanjay Navani, Cristina Al-Khalili Szigyarto, Jacob Odeberg, Dijana Djureinovic, Jenny Ottosson Takanen, Sophia Hober, Tove Alm, Per-Henrik Edqvist, Holger Berling, Hanna Tegel, Jan Mulder, Johan Rockberg, Peter Nilsson, Jochen M. Schwenk, Marica Hamsten, Kalle von Feilitzen, Mattias Forsberg, Lukas Persson, Fredric Johansson, Martin Zwahlen, Gunnar von Heijne, Jens Nielsen, Fredrik Pontén: Tissue-based map of the human proteome. Science, 2015 Jan 23; 347(6220):1260419
http://dx.doi.org/doi:10.1126/science.1260419

Ansprechpartnerin:
Dr. Karolina Edlund
E-Mail: edlund@ifado.de

Das IfADo - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 230 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Diese Wissenschaftsorganisation umfasst 89 Einrichtungen, die rund 17.200 Menschen beschäftigen, bei einem Jahresetat von 1,5 Milliarden Euro.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution670

Quelle: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Dr. Dietmar Gude, 27.01.2015

Raute

Was macht uns krank, wie bleiben wir gesund? - Innovative Gesundheitsforschung in MV

Startschuss für das Neubrandenburger NAKO-Studienzentrum

Sozialministerin Birgit Hesse hat heute im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg den offiziellen Startschuss für das Neubrandenburger Studienzentrum der Nationalen Kohorte gegeben. "Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft" ist das Motto der Nationalen Kohorte, der bislang größten Gesundheitsstudie Deutschlands.

In Neubrandenburg befindet sich eines der 18 Studienzentren in Deutschland. Während in der Außenstelle Neustrelitz die Untersuchungen schon seit Mai vergangenen Jahres auf Hochtouren laufen, geht es in Neubrandenburg jetzt erst richtig los. Die Viertorestadt gehört bundesweit zu den fünf Standorten mit einem Magnetresonanztomographen (MRT).

Über einen Zeitraum von 20 Jahren sollen bundesweit 200.000 Teilnehmer zwischen 20 und 69 Jahren in 18 Studienzentren medizinisch untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten befragt werden. Zehn Prozent der Probanden, rund 20.000 Bürger, kommen aus der Region Mecklenburgische Seenplatte. Ziel ist es, Ursachen und Risikofaktoren der wichtigsten Volkskrankheiten zu untersuchen. Das sind unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz und Depressionen.

"Unser Land hat sich in der innovativen Gesundheits- und Bevölkerungsforschung einen Namen gemacht", sagte Sozialministerin Birgit Hesse heute anlässlich der Eröffnung des Studienzentrums in Neubrandenburg. "Mecklenburg-Vorpommern stellt nicht nur mit 20.000 Teilnehmern zusammen mit Augsburg bundesweit das größte Studienzentrum, sondern hat maßgeblich an der Ausgestaltung der Nationalen Kohorte mitgewirkt." Die Ministerin appellierte an die per Zufallsprinzip ausgewählten Bürger und die Unternehmen der Region, mit ihrer Teilnahme bzw. der Freistellung der Beschäftigten für den Untersuchungszeitraum das ambitionierte Vorhaben aktiv zu unterstützen. "Wir alle und vor allem die künftigen Generationen werden von den Ergebnissen profitieren."

Der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Reiner Biffar, dankte dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg für die tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung der Gesundheitsstudie in MV. Neubrandenburg ist eines der 18 ständigen Studienzentren, die in der Regel 10.000 Probanden betreuen. Neubrandenburg und Augsburg bilden mit jeweils 20.000 zu untersuchenden Personen eine Ausnahme. Als einziges Land werden zudem in Mecklenburg-Vorpommern zwei temporäre Stationen eingerichtet. Gestartet wurde in Neustrelitz, später kommen Demmin und Waren (Müritz) dazu. "Die SHIP-Studie in Vorpommern (Study of Health of Pomerania) hat sehr deutlich gezeigt", so Biffar, "dass bei der persönlichen Entscheidung, an einer so umfassenden Studie teilzunehmen, die Wohnortnähe eine entscheidende Rolle spielt. Unsere zeitweise eingerichteten regionalen NAKO-Anlaufstellen sollen somit eine Teilnahme erleichtern."

Super-MRT soll neue Erkenntnisse bringen

Für die Inbetriebnahme des Neubrandenburger Zentrums waren umfangreiche Umbauarbeiten notwendig, die vor kurzem abgeschlossen werden konnten. Mit einem riesigen Kran musste das medizinische MRT-Großgerät in das Klinikum gehoben werden. Das von SIEMENS entwickelte MAGNETOM© Skyra ist weltweit das erste 3-Tesla-System mit einer komfortablen 70-cm-Öffnung. Eine Reihe von innovativen Technologien machen den Tomographen zu einem Super-MRT, der neue Maßstäbe in Bezug auf höhere Bildqualität, einfache Bedienbarkeit und medizinische Erkenntnisse setzen soll.

Die MRT-Untersuchung beinhaltet ein 60-minütiges Untersuchungsprogramm für den ganzen Körper, vom Kopf abwärts, über den Brustkorb, die Bauchorgane und das Becken bis zu den Knien. Dafür werden Messspulen am Körper angebracht. Mit Hilfe von Magnetfeldern werden kontrastreiche, hochaufgelöste Schnittbilder des Körpers erzeugt, ohne Verwendung von Röntgenstrahlung oder Kontrastmitteln. Die Ergebnisse sollen Informationen über die Ursache von häufigen Volkskrankheiten liefern und neue Wege der Vorbeugung sowie verbesserte Diagnostik- und Therapiemethoden ermöglichen und werden rein wissenschaftlich genutzt.

Das volle Programm mit der MRT-Untersuchung kann nun nach der Eröffnung in Neubrandenburg umgesetzt werden. Weitere MRT-Standorte neben Neubrandenburg sind Augsburg, Berlin, Essen und Mannheim. An jedem dieser MRT-Studienzentren werden über einen Zeitraum von etwa vier Jahren 6.000 Studienteilnehmer mittels MRT untersucht, so dass insgesamt etwa 30.000 Personen bundesweit an der MRT-Zusatzuntersuchung teilnehmen werden.

Greifswalder Erfahrungen gefragt

Die Koordination der Nationalen Kohorte in MV liegt in der Verantwortung der Universitätsmedizin Greifswald, die über langjährige Erfahrungen in der Epidemiologie und Versorgungsforschung verfügt. Der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Community Medicine an der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Wolfgang Hoffmann, ist gleichzeitig Vorstandsmitglied in der Nationalen Kohorte, für die in den kommenden Jahren 210 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wird. "Die beiden Standorte der Nationalen Kohorte in Mecklenburg-Vorpommern profitieren von den Erfahrungen der SHIP-Studie und weiterer Forschungsprojekte des Wissenschaftsschwerpunktes Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald", sagte der Studienleiter für Nordostdeutschland, Prof. Henry Völzke. "Ein engagiertes Team sorgt für eine effektive Organisation, hochwertige Untersuchungen und für zufriedene Probanden."

Das Untersuchungsprogramm dauert zwischen dreieinhalb und fünf Stunden und beinhaltet neben den Befragungen zur Lebensweise und zu Vorerkrankungen auch medizinische Untersuchungen. So werden zum Beispiel Größe, Gewicht, Körperzusammensetzung, Handgreifkraft, körperliche Aktivität, Zuckerstoffwechsel, Blutdruck und die Lungenfunktion gemessen. Im Labor werden Blut- und Cholesterinwerte ermittelt. Über viele Untersuchungsergebnisse werden die Teilnehmer, wenn gewünscht, informiert. Nach fünf Jahren erfolgt eine zweite Untersuchung. Für Arbeitgeber werden Teilnahmebescheinigungen ausgestellt.

Hintergrund Nationale Kohorte

Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft, das ist der Leitgedanke der Nationalen Kohorte (NAKO), der zurzeit größten Bevölkerungsstudie in Deutschland. Seit Mai 2014 werden die ersten Studienteilnehmer eingeladen. Bundesweit werden im Verlauf der nächsten Jahre 200.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren in 18 Studienzentren medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt.

Mithilfe der gesammelten medizinischen Daten, Bioproben und Befragungsangaben der Teilnehmer werden chronische Erkrankungen, wie Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz und Depressionen genauer erforscht.

Langfristig versprechen sich die Wissenschaftler der NAKO Antworten auf folgende Fragen: Wie entstehen diese Krankheiten? Gibt es Faktoren, die ihre Entstehung begünstigen? Welche Rolle spielen zum Beispiel unsere Gene, die Umwelteinflüsse, denen wir ausgesetzt sind oder aber unser Lebensstil? Welche Rolle spielen dabei soziale Faktoren? Können wir uns vor diesen Krankheiten schützen? Wie können diese Krankheiten frühzeitig erkannt werden?

Finanziell gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 14 Bundesländern und der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Weitere Informationen unter
wwwnationale-kohorte.de

Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine
Studienleiter: Prof. Dr. Henry Völzke
Walter Rathenau Str. 48, 17475 Greifswald
E voelzke@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de
www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
www.nationale-kohorte.de

http://idw-online.de/de/image256436
Überblick der Studienzentren

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment42793
Informationsflyer der NAKO

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 27.01.2015

Raute

Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. - 28.01.2015

Tatort Intensivstation: Immer mehr Patienten brauchen komplexe Behandlung

Berlin/Wiesbaden - Auf deutschen Intensivstationen behandelten Ärzte im Jahr 2013 etwa 2,1 Millionen Menschen, meldet das Statistische Bundesamt. Während Klinikbetten auf Normalstationen seit 2003 weniger werden, steigt die Zahl der Intensivbetten an. Grund dafür ist die zunehmende Zahl älterer Patienten mit mehreren verschiedenen Erkrankungen. Es wachsen damit aber auch der Arbeitsdruck auf das Personal und der Kostendruck auf das Gesundheitssystem. Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) berichten auf einer Pressekonferenz am 5. Februar 2015 in Berlin über den Alltag und strukturelle Mängel auf deutschen Intensivstationen.

Fortschrittliche und zunehmend komplexe medizinische Verfahren erhöhen den Anspruch an die behandelnden Ärzte und Pfleger aber auch an das Gesundheitssystem: "Sowohl fachlich als auch strukturell fordern Intensivstationen in hohem Maße alle Beteiligten, die auf der Station arbeiten oder diese organisieren ", erklärt Dr. Matthias Kochanek, Oberarzt und Hauptverantwortlicher für die internistische Intensivstation der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.

Dass immer mehr und gerade ältere, vielfach erkrankte Patienten aufwändige Behandlungen benötigen, werfe auch die Frage danach auf, was und wieviel bei welchem Patienten getan wird. "Ärzte können diese Diskussion nicht allein führen, da müssen auch Gesellschaft und Politik Stellung beziehen", mahnt Professor Dr. med. Michael Hallek, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln. Fakt sei, dass die Krankenkassen ihre Kostenerstattung zurückfahren obwohl die Kosten der Behandlungen steigen.

"Von Ärzten und Pflegern gleichermaßen fordert eine Intensivstation extrem hohe fachliche Kompetenz im jeweiligen Zuständigkeitsbereich", erläutert Mediziner Kochanek. Umso wichtiger sei eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Hinzu kommen immer strengere Hygienevorschriften. Sie greifen aber nur dann, wenn eigens geschultes Personal sie umsetzt. "Das Problem ist in diesem Zusammenhang auch eine falsche Personalbedarfsplanung", sagt Kochanek und betont: "Reduziertes Fachpersonal ist ein generelles Konfliktthema auf der Intensivstation." Es konkurriere zudem fortwährend mit dem Einsatz immer modernerer hochtechnisierter und teurer Verfahren.

Im Rahmen der Pressekonferenz der DGIM in Berlin informiert Dr. Kochanek über das Spannungsfeld Intensivstation und welche Rahmenbedingungen das Gesundheitssystem stellen muss um eine optimale Versorgung der immer älter werdenden Patienten zu gewährleisten.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgim.de
http://www.dgim2015.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1248

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V., Anna Julia Voormann, 28.01.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2015


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