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MELDUNG/687: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 13.05.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht: DKFZ-Nachwuchswissenschaftlerin ausgezeichnet
→  Bisher unbekannter Mechanismus zur Hemmung von Entzündungsreaktionen entdeckt



Deutsches Krebsforschungszentrum - 08.05.2013

Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht: DKFZ-Nachwuchswissenschaftlerin ausgezeichnet

Die Molekularbiologin Dr. Maria Rohm erforscht den Fettabbau im menschlichen Körper und hat dafür gleich zwei hochkarätige Auszeichnungen erhalten: den mit 10.000 Euro dotierten Novartis-Preis "Junge Endokrinologie" der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und den mit 7.500 Euro prämierten Förderpreis der Deutschen Diabetes Gesellschaft, gestiftet von Sanofi-Aventis Deutschland. Maria Rohm untersucht im Deutschen Krebsforschungszentrum die molekularen Grundlagen eines aus dem Gleichgewicht geratenen Fettstoffwechsels.

Ein funktionierender Fettstoffwechsel sorgt dafür, dass der Körper überschüssige Nährstoffe umwandelt und zumeist als Lipide in den Fettzellen speichert. Die Lipide dienen dem Körper als Energiereserve. Benötigt der Organismus mehr Energie als er über die Nahrung aufnehmen kann, baut er die Reserven wieder ab, um Organe und Muskeln mit Energie zu versorgen. Ist dieser Fettstoffwechsel gestört, kann das die Ursache für viele Krankheiten wie Übergewicht, Adipositas und Diabetes sein.

Ein zentrales Element im Fettstoffwechsel ist TBLR1. Das Schaltermolekül fördert den Fettabbau. In ihrer Doktorarbeit untersuchte Maria Rohm speziell gezüchtete Mäuse, deren Fettzellen kein TBLR1 bilden konnten. Sie entdeckte, dass die Mäuse ohne das Molekül tatsächlich Übergewicht und Diabetes entwickelten. Weiterhin untersuchte sie das Fettgewebe von normal- und übergewichtigen Personen. Dabei fand sie heraus, dass es bei Übergewichtigen weniger TBLR1 enthielt als bei Normalgewichtigen. "Das bestärkt unsere Vermutung, dass ein Mangel an TBLR1 auch beim Menschen zu Übergewicht führt", sagt Maria Rohm. "Da Übergewicht das Krebsrisiko erhöht, wollen wir jetzt testen, inwieweit sich ein TBLR1-Mangel auf das Tumorwachstum bei Mäusen auswirkt."

Der Novartis-Preis "Junge Endokrinologie" der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ehrt jährlich junge Wissenschaftler für ihre hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Hormonforschung. Die Preisverleihung fand bereits am 14. März 2013 in Düsseldorf statt. Der Förderpreis der Deutschen Diabetes Gesellschaft prämiert hervorragende Dissertationen im Bereich der Diabetologie. Er wird von Sanofi-Aventis Deutschland gestiftet und ist größtenteils für einen auswärtigen Forschungsaufenthalt bestimmt. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr am 9. Mai in Leipzig verliehen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Diese Pressemitteilung ist abrufbar unter
www.dkfz.de/pressemitteilungen

Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
D-69120 Heidelberg
presse@dkfz.de

Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
D-69120 Heidelberg
presse@dkfz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 08.05.2013

Raute

Universität zu Lübeck - 10.05.2013

Lübecker Forscher entdeckt bisher unbekannten Mechanismus zur Hemmung von Entzündungsreaktionen

Paul-Janssen-Preis für Dermatologie und Immunologie an Dr. Christian Karsten

Dr. rer. nat. Christian Karsten (37) aus dem Institut für Systemische Entzündungsforschung (Direktor: Prof. Jörg Köhl) der Universität zu Lübeck hat den 1. Preis in der Kategorie Grundlagenforschung des diesjährigen Paul-Janssen-Preises Dermatologie/Immunologie erhalten. Er wurde ihm am 2. Mai auf der 47. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden verliehen.

Mit dem Preis würdigt die Janssen-Cilag GmbH herausragende Forschungsaktivitäten dermatologischer und immunologischer Wissenschaftler in Deutschland. Dr. Karsten erhielt ihn für seine Arbeit "Anti-inflammatory activity of IgG1 mediated by Fc galactosylation and association of FcγRIIB and Dectin-1", die im September 2012 in "Nature Medicine" erschienen ist.

In seiner Arbeit hat Dr. Karsten einen bisher unbekannten Mechanismus beschrieben, über den Antikörper Entzündungsreaktionen hemmen können. Dies ist überraschend, da Antikörper typischerweise eine Entzündungsreaktion verursachen, in deren Folge pathogene Mikroorganismen abgetötet werden.

Als Ursache für diese neue Wirkung von Antikörpern konnte Dr. Karsten eine Strukturveränderung der Antikörper ausmachen. So hemmen bestimmte Immunglobulin-G-Antikörper (IgG) immer dann eine Entzündungsreaktion, wenn sie in hohem Maße den Zucker Galaktose tragen. Ihre anti-entzündliche Wirkung entfalten diese hoch verzuckerten Antikörper durch die Quervernetzung von zwei unterschiedlichen Rezeptoren auf Entzündungszellen (z.B. Granulozyten oder Makrophagen).

Bisher war bekannt, dass Antiköper an einen der beiden Rezeptoren binden (FcγRIIB). Durch die hohe Verzuckerung erlangt der Antikörper die Fähigkeit, an einen Zucker-bindenden Rezeptor zu binden (Dectin-1) und in der Folge beide Rezeptoren zu vernetzen. Dadurch wird in den Entzündungszellen ein Signalweg angeschaltet, der Entzündungssignale blockiert.

Die Bedeutung dieses neuen anti-inflammatorischen Effektes hat Dr. Karsten in Zusammenarbeit mit der Lübecker Klinik für Dermatologie (Direktor: Prof. Detlef Zillikens) in einem Modell für blasenbildende Autoimmunerkrankungen der Haut zeigen können. Die Behandlung mit hoch verzuckerten Antikörpern führte zu einer signifikanten Reduktion der klinischen Symptome. Die Beobachtung von Dr. Karsten deuten auf eine stärkere Bedeutung von Glykosylierungsprozessen für die Regulation von Entzündungsprozessen hin, als bisher angenommen.

Tatsächlich, ist seit längerem bekannt, dass in anderen Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis Patientinnen und Patienten im akuten Schub der Erkrankung einen verminderten Anteil an galaktosylierten Antikörpern aufweisen. Die von Dr. Karsten gemachte Beobachtung, dass hoch-galaktosylierte Antikörper eine entzündungshemmende Wirkung haben, bietet eine immunologische Erklärungsmöglichkeit für diese Befunde. Damit könnte die Modulation der Antikörperglykosylierung ein vielversprechender Ansatz zur Therapie von Erkrankungen darstellen, bei denen inflammatorische Antikörper eine pathogenetische Rolle spielen, zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen oder allergischen Erkrankungen.

Der Janssen-Preis Dermatologie wird alle zwei Jahre in den Kategorien Grundlagenforschung und Klinische Forschung vergeben. Honoriert werden jeweils drei Arbeiten in den beiden Kategorien. Die Gesamtsumme des Janssen-Preises beläuft sich auf 40.000 Euro. Der 1. Preis in der Kategorie Grundlagenforschung ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisträger werden durch ein fünfköpfiges, unabhängiges Gremium namhafter Wissenschaftler ermittelt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution92

Quelle: Universität zu Lübeck, Rüdiger Labahn, 10.05.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2013