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MELDUNG/626: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.11.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Technologietransfertag zur Hochschulmedizin
→  Niedersächsisches Institut für Berufsdermatologie eröffnet
→  Den Diabetes im Blick
      Grünes Licht für Graduiertenkolleg zur diabetischen Schädigung kleinster Gefäße



Charité-Universitätsmedizin Berlin - 12.11.2012

Technologietransfertag zur Hochschulmedizin

Auf Initiative der Charité - Universitätsmedizin Berlin trafen sich am 8. und 9. November erstmalig die Vertreter der Technologietransferabteilungen der deutschen Hochschulklinika in Berlin, um die Besonderheiten des Technologietransfers aus Sicht der Hochschulmedizin zu diskutieren. Die Veranstaltung bot Gelegenheit für einen unmittelbaren Austausch zum Status Quo der unterschiedlich in ihre jeweilige Hochschulstruktur eingebundenen Akteure.

Im Mittelpunkt von Vorträgen und Diskussionsrunden, in die auch Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie sowie der Pharmaindustrie einbezogen waren, stand die Identifikation von gemeinsamen Handlungsfeldern, um die Verwertung von Erfindungen aus der Hochschulmedizin zu verbessern, Forschungskooperationen mit der Industrie zu optimieren und Startup-Gründungen noch besser zu unterstützen. Prof. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité, begrüßte persönlich die Gäste und betonte die Bedeutung des Technologietransfers für die Charité.

"Die medizinische Forschung erfährt derzeit eine neue Wichtigkeit bei der gemeinsamen Entwicklung von Arzneimitteln mit der Industrie. Eine faire Arbeitsteilung ist notwendig und möglich. Die Stärken der medizinischen Forschung liegen nicht allein in der Identifizierung von Krankheits-Targets, sondern sie liefert darüber hinaus das grundlegende Verständnis von Wirkmechanismen und kann aus dem Klinikalltag Anwendungsmöglichkeiten erkennen", so Prof. Einhäupl.

Die Aussage deckt sich mit dem Paradigmenwechsel in der Arzneimittelentwicklung: Aufgrund steigender Entwicklungskosten und höherem Risiko in den späten Phasen der Zulassung positioniert sich die Pharmaindustrie neu. Eigene Forschungskapazitäten werden reduziert, man greift häufiger auf das Know-how der medizinischen Fakultäten zurück und bindet diese - auch langfristig - in die Entwicklung ein. Unselektive Hochdurchsatzverfahren werden zurückgedrängt zugunsten gezielter Untersuchungen einzelner Targets und verstärkter Beachtung der Prozesse im Gesamtorganismus (Systembiologie). An die Wissenschaftler in Kooperationsprojekten werden damit aber auch zunehmend höhere Anforderungen hinsichtlich der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse in den industriellen Standardverfahren gestellt. Spezielle Dienstleister wie das Lead Discovery Center der Max-Planck-Gesellschaft, füllen die Lücke zwischen den in der Forschung möglichen Wirkungsnachweisen und Anforderungen der Industrie an den "Proof-of-concept".

Bei der vertraglichen Gestaltung der Zusammenarbeit von Hochschulmedizin und Industrie gilt es, in den Gebieten Geheimhaltung, Publikationseinschränkungen, IP und Vollkostenrechnung einen Ausgleich der Interessen zu finden. Das sind große Herausforderungen für den Technologietransfer.

In Ergebnis des Treffens sollen nun Arbeitsgruppen zu den relevanten Fragen gebildet werden. Beim zweiten Technologietransfertag Hochschulmedizin können dann erste Ergebnisse auf dem Weg zu gemeinsamen Standards und Vorlagen sowie bei der Gestaltung einer gemeinsamen Lobbyarbeit vorgetragen werden.

Kontakt:
Dr. Julia Biederlack
Charité - Universitätsmedizin Berlin
GB Unternehmenskommunikation
presse[at]charite.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Dr. Julia Biederlack, 12.11.2012

Raute

Universität Osnabrück - 12.11.2012

Niedersächsisches Institut für Berufsdermatologie eröffnet

Hauterkrankungen sind die häufigsten berufsbedingten Gesundheitsgefahren in Europa. Wissenschaftler der Universität Osnabrück und der Universitätsmedizin Göttingen sowie des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken an der Universität Göttingen haben mit ihren Forschungsarbeiten zur Prävention berufsbedingter Hautkrankheiten inzwischen weltweit Beachtung gefunden. Heute (12.11.) wurde im Beisein von Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka und zahlreicher Ehrengäste das von der Universität Osnabrück und der Universitätsmedizin Göttingen gemeinsam getragene "Niedersächsische Institut für Berufsdermatologie (NIB)" in Osnabrück eröffnet.

Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Prof. Wanka sagte in ihrem Grußwort in der Aula des Osnabrücker Schlosses: "Die Gründung des neuen Instituts bietet ideale Voraussetzungen für eine bessere Gesundheitsforschung. Wissenschaftler aus Osnabrück und Göttingen bündeln ihre Kompetenzen im Kampf gegen Hautkrankheiten. Forschungsergebnisse aus Niedersachsen werden weltweit helfen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern."

Das NIB beschäftigt sich mit medizinischen und versorgungsepidemiologischen, aber auch mit gesundheitsökonomischen und sozialmedizinischen Aspekten berufsbedingter Krankheiten und Belastungen der Haut. Betroffene Berufsgruppen sind zum Beispiel Friseure, Gesundheitsberufe, Metallarbeiter, Maler, Lackierer, Köche und Raumpfleger. Das NIB ist die weltweit größte derartige Institution zur Erforschung der Prävention beruflicher Hauterkrankungen. An der Universität Osnabrück wird dies Thema seit vielen Jahren auf verschiedenen Ebenen entwickelt. Das Ergebnis ist ein von der Gesetzlichen Unfallversicherung mittlerweile bundesweit erfolgreich umgesetztes Verfahren zur Senkung von Hauterkrankungen in Risikoberufen. "Mit der Eröffnung des Niedersächsischen Instituts für Berufsdermatologie als gemeinsamer wissenschaftlicher Einrichtung der Universität Osnabrück und der medizinischen Fakultät der Universität Göttingen wird die sehr erfolgreiche Präventionsforschung der Universität Osnabrück nun sehr prominent und langfristig etabliert", freut sich Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger. "Ich bin sehr dankbar, dass das Land Niedersachsen das erste größere Forschungsvorhaben dieses Instituts, das Projekt OCCUDERM, mit zwei Millionen Euro fördert."

Das Forschungsvorhaben OCCUDERM, das von Osnabrücker und Göttinger Dermatologen gemeinsam durchgeführt wird, untersucht einer Vielzahl von Einflussfaktoren auf Hauterkrankungen am Arbeitsplatz. "Die Erkenntnisse werden wesentlich dazu beitragen, langfristig persönliches Leid der betroffenen Beschäftigten und damit aber auch Arbeitsausfall in den Unternehmen durch Hauterkrankungen und Allergien zu senken", so apl. Prof. Dr. Swen Malte John, Direktor des neuen Instituts und gleichzeitig Leiter des Fachgebietes Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie an der Universität Osnabrück. Das Projekt zielt darauf ab, die Versorgung der Betroffenen und die Beratung von Berufsanfängern zu verbessern.

Berufsbedingte Hautkrankheiten haben hohe volkswirtschaftlicher Bedeutung. Es entstehen nicht nur Kosten für akute Behandlungen, sondern durch Arbeitsunfähigkeit auch immense Folgekosten in den Betrieben, sowie durch Umschulungen und Rentenleistungen. Die jährlichen volkswirtschaftlichen Kosten werden allein in Deutschland auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. "Gerade das deutsche Sozialsystem bietet die Chance, ganzheitliche Konzepte zum Arbeitsplatzerhalt für Betroffene umzusetzen", so John. Er verweist auf die hohe Bereitschaft der Sozialpartner aber auch der beruflichen Schulen, an den Untersuchungen mitzuwirken. "Letztlich senken die aus Erkrankungen entstehenden Kosten und Folgekosten die Wettbewerbsfähigkeit gerade von Klein- und Mittelunternehmen."

"Eine derart sozialpolitisch drängende und wissenschaftlich aktuelle Thematik zu erforschen, ist nur durch den Zusammenschluss mehrerer hochspezialisierter Institutionen möglich", unterstrich auch Hautarzt Prof. Dr. Michael Schön, Direktor der Hautklinik, stellvertretender Dekan der Universitätsmedizin Göttingen und stellvertretender Direktor des NIB in seinem Grußwort. Es gehe hier um die Frage, ob auch bei Menschen mit besonderer Hautempfindlichkeit durch eine spezifische Gesundheitsförderung das Entstehen von beruflichen Hauterkrankungen und Allergien vollständig vermieden werden könne. Ziel sei ein optimaler Haut- und Arbeitsschutz. "Dazu wird das Niedersächsische Institut für Berufsdermatologie künftig einen wichtigen Beitrag leisten."

Schon jetzt gehen von den im NIB zusammengefassten Forschergruppen wesentliche Impulse für wegweisende Forschungsvorhaben auch in anderen Ländern aus, ferner auch nationale und europäische Kampagnen wie "Healthy Skin@work", die sich an die Öffentlichkeit richten und breite politische Unterstützung gefunden haben. Institutsdirektor John: "In der vergangenen Woche gaben wir den Startschuss für die diesjährige bundesweite Aktionswoche 'Haut & Job' zusammen mit dem Bundesarbeitsministerium." Das Europäische Parlament, die Europäische Kommission, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die internationale Arbeitsorganisation (ILO) schenken diesen niedersächsischen Initiativen große Beachtung. Vertreter europäischer Institutionen, der deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der WHO nahmen auch an der Eröffnungsveranstaltung teil.

Weitere Informationen:
Apl. Prof. Dr. med. Swen M. John, Universität Osnabrück
Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie
iDerm (Institut für interdisziplinäre dermatologische Prävention und Rehabilitation an der Universität Osnabrück)
Sedanstraße 115, 49069 Osnabrück
E-Mail: johnderm@uni-osnabrueck.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution66

Quelle: Universität Osnabrück, Dr. Utz Lederbogen, 12.11.2012

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 13.11.2012

Den Diabetes im Blick

Grünes Licht für Graduiertenkolleg zur diabetischen Schädigung kleinster Gefäße

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein neues Internationales Graduiertenkolleg an der Universität Heidelberg, das Doktoranden ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm in der Diabetes-Forschung bietet und damit Nachwuchswissenschaftler im Bereich dieser schnell voranschreitenden Volkskrankheiten "generiert". Das Graduiertenkolleg "Diabetic Microvascular Complications" (DIAMICOM) stützt sich auf eine bestehende internationale Vernetzung der beiden medizinischen Fakultäten der Universität Heidelberg - Medizinische Fakultät Mannheim und Medizinische Fakultät Heidelberg - mit der Rijksuniversiteit Groningen, in Form des bestehenden Graduiertenkollegs 880 "Vascular Medicine".

Dieses wurde 2004 gegründet und schreibt eine nunmehr neunjährige Erfolgsgeschichte, die sich noch ein weiteres Jahr fortsetzen wird. Damit gibt es ab Anfang 2013 zwei aktive Graduiertenkollegs mit komplementärer Thematik an den Standorten Mannheim, Heidelberg und Groningen. Sprecher beider Graduiertenkollegs ist Professor Dr. Hans-Peter Hammes, der an der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim die Sektion Endokrinologie leitet. Sprecher des Kooperationspartners in den Niederlanden ist Professor Dr. Han Moshage vom Universitair Medisch Centrum Groningen.

Die Erkrankung Diabetes hat epidemische Ausmaße erreicht. Weltweit knapp 350 Millionen Menschen sind derzeit an Diabetes mellitus erkrankt - Tendenz steigend. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt den Diabetes zu den "wesentlichen, nicht-übertragbaren Erkrankungen der Menschheit" und stellt den Diabetes damit auf eine Stufe mit Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Erblindung, Dialysepflichtigkeit und Amputationen sind häufige Folgen dieser Erkrankung. Die Hoffnung richtet sich auf neue Erkenntnisse der Wissenschaft. Um diese Hoffnungen erfüllen zu können, bedarf es des wissenschaftlichen Nachwuchses. Das Graduiertenkolleg DIAMICOM betreibt hier Vorsorge, indem es junge Klinische Forscher mit einer hohen Expertise in dieser Thematik heranbildet. Dabei widmet sich die Forschung speziell den Schädigungen sowie deren Entstehungsmechanismen, die der Diabetes in den kleinen Blutgefäßen von Augen, Nieren und Nerven anrichtet.

Zwei Besonderheiten vereint das Internationale Graduiertenkolleg DIAMICOM in sich: Wie auch das GRK 880 führt es lebenswissenschaftlichen und medizinischen Nachwuchs zusammen und bietet den jungen Wissenschaftlern die besten Voraussetzungen, um auf hohem fachlichen Niveau zu promovieren. Das Programm fördert insgesamt acht lebenswissenschaftliche und sechs medizinische Doktoranden der beiden Medizinfakultäten der Universität Heidelberg, die zusammen mit weiteren assoziierten Kollegiaten der Universität Heidelberg und der Universität Groningen bei der Erforschung des Diabetes intensiv zusammenarbeiten. Dies stärkt die Wissenschaftlichkeit in der Medizinerausbildung und bringt hochqualifizierte Klinische Forscher hervor.

Vorarbeit leistet hier die seit 2002 an der Medizinischen Fakultät Mannheim eingerichtete Junior Scientific Masterclass, die jedes Jahr 20 Studierenden des dritten Studienjahrs die Möglichkeit bietet, ihr Wissen zu vertiefen und insbesondere ihre Fähigkeiten im Laborbereich auszubauen. Dieses Programm erfolgt ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit der Fakultät für Medizinische Wissenschaften der Universität Groningen.

Neu ist die Kooperation mit der forschenden Pharmaindustrie, die mit dem Graduiertenkolleg DIAMICOM verbunden ist. Die Firma Sanofi und die Forschung im Industriepark Höchst, die sich mit Adipositas und Diabetes befasst, unterstützen die Kooperation innerhalb gemeinsamer Projekte sowie durch praktische Ausbildungsmodule und besondere Forschungsreagenzien.

Das GRK DIAMICOM ist eines von insgesamt 23 neuen Graduiertenkollegs und unter diesen eines von acht neuen Internationalen Graduiertenkollegs, die von der DFG gefördert werden. Insgesamt rund 78 Millionen Euro investiert die DFG in die neuen Promotionsprogramme in der ersten Förderperiode von viereinhalb Jahren - inklusive einer Programmpauschale für indirekte Kosten der Projekte.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.umm.uni-heidelberg.de/ag/grk1874/
Weitere Informationen zum Graduiertenkolleg DIAMICOM
http://www.dfg.de/download/pdf/presse/das_neueste/das_neueste_2012/121112_pm_nr_56_graduiertenkollegs.pdf
Pressemitteilung der DFG

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment20141
Pressemitteilung

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 13.11.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. November 2012