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MELDUNG/474: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Auszeichnung für Forschungsprojekte, die mit optischen Technologien dazu beitragen,
      Krankheiten besser zu diagnostizieren bzw. zu therapieren
→  Energiequelle für den Körper - Neuer Zusammenhang der Zellatmung aufgedeckt


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Institut für Photonische Technologien - 09.12.2011

Ärzte zeigen, wo es leuchten muss

Karlsruhe. Ein internationales Ärztekonsortium hat am Mittwoch, 7. Dezember, in Karlsruhe Forschungsprojekte ausgezeichnet, die mit optischen Technologien Krankheiten besser diagnostizieren bzw. therapieren können. Bei dem wissenschaftlichen Treffen des interdisziplinären Netzwerkes Photonics4Life präsentierten sich 19 europäischen Projekte. Die Ärzte wählten acht Projekte aus, die am aussichtsreichsten in die Klinik integriert werden können. Die Projektleiter werden ihre Siegerprojekte dann europaweit auf mehreren Veranstaltungen vorstellen.

"Besonders überzeugen konnten uns Arbeiten, die sich bewusst nur auf ein Teilgebiet von Diagnose oder Therapie beschränken, dort dafür aber konkurrenzlose Technologien bereitstellen", sagte die Leiterin des sechsköpfigen Ärztekonsortiums Prof. Katarina Svanberg vom Medizinischen Laserzentrum in Lund, Schweden. Zu den ausgewählten Projekten gehört beispielsweise eine Kollaboration von schweizerischen und spanischen Forschern, die den Blutfluss von Neugeborenen mit Infrarotlicht beobachten wollen, um die Sauerstoffversorgung ihres Gehirns zu überwachen. Ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern aus Deutschland und Belgien wiederum zeigte seine Arbeiten an einem neuen 3-D-Endoskop, mit dem sich die menschliche Blase genauer als jemals zuvor auf bösartige Wucherungen untersuchen lässt. Deutsche Forscher sind auch einem anderen ausgezeichnetem Projekt beteiligt. Zusammen mit mehreren Gruppen aus Schottland untersuchen sie Möglichkeiten ungewolltes Hintergrundleuchten in der Spektroskopie von Gewebe zu unterdrücken um krankheitsbedingte Gewebeänderungen identifizieren zu können.

In den folgenden 6 Monaten gehen die ausgewählten Projekte nun die Gelegenheit auf eine "Europatournee", wie es der Netzwerkkoordinator von Photonics4Life, Professor Jürgen Popp, ausdrückt. "Die Forscher haben hart gearbeitet und vielversprechende Technologien für das Gesundheitswesen erarbeitet. Jetzt werden sie ihre Ergebnisse vorstellen und hoffentlich die Fachwelt begeistern", so der wissenschaftlicher Direktor des Jenaer Instituts für Photonische Technologien und Leiter des Instituts für Physikalische Chemie an der Universität Jena. Die Sieger werden auf medizinischen Konferenzen, beim 3. Internationalen Kongress zur Biophotonik, der ICOB2012, und einer interdisziplinären Sommerschule im Mai 2012 in Halle ihre Arbeiten zeigen können.

Mit der Beurteilung technologischer Projekte durch Ärzte noch während der Entwicklungsphase, möchte das Netzwerk Photonics4Life dazu beitragen, medizinische Forschung effizienter zu machen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Ärzte, Wissenschaftler und Technologen enger zusammenarbeiten müssen, um zu neuen Lösungen zu gelangen. Eine große Hürde auf diesem Weg ist die schwache interdisziplinäre Kommunikation zwischen den Beteiligten und die fehlenden Kenntnisse über andere Bereiche der Wissenschaft. Die entscheidenden Forscher zusammenzubringen und besser zu vernetzen, ist das Ziel von Photonics4Life.

Photonics4Life ist ein Zusammenschluss aus 13 Spitzenforschungseinrichtungen, die zusammen eine europäische Plattform der Biophotonik für Wissenschaft und Industrie etablieren. Ihr Ziel ist es dabei, einen interdisziplinären Rahmen für die Forschung in diesem fragmentierten Bereich bereitzustellen und durch lokale, nationale und europäische Forschungs- und Kommunikations-Aktivitäten zwischen technischen Entwicklern und ärztlichen Anwendern zu stärken. Das Netzwerk bringt dazu seit 2008 mit verschiedenen interdisziplinären Aktivitäten die sonst nur lokal vernetzten Wissenschaftler auf europäischer Ebene zusammen, um die Lücke zwischen den beteiligten Disziplinen des Gesundheitswesens und den optischen Technologien zu schließen. "Interdisziplinäre Treffen wie dieses hier in Karlsruhe sind ein wichtiges Werkzeug, denn sich gegenseitig kennenzulernen, ist der Ausgangspunkt für beiderseitiges Interesse und damit für wissenschaftliche Zusammenarbeit", erklärte Popp abschließend.

Ihr Ansprechpartner:
Prof. Jürgen Popp
Wissenschaftlicher Direktor IPHT
juergen.popp@ipht-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.photonics4life.eu
http://www.ipht-jena.de
http://www.icob2012.org

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment12675
Ärzte zeigen, wo es leuchten muss

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution203

Quelle: Institut für Photonische Technologien, Dr. Andreas Wolff, 09.12.2011


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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 09.12.2011

Energiequelle für den Körper

Freiburger Wissenschaftler haben neuen Zusammenhang der Zellatmung aufgedeckt

Die Atmung ist essentiell für menschliches Leben. Die molekularen Reaktionen der Atmung finden in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien, statt. Über die Reaktionen der Atmungskette wird dabei das wichtigste zelluläre Energiemolekül, das Adenosintriphosphat (ATP), synthetisiert. Über einen so genannten ATP-Carrier wird das Molekül aus den Mitochondrien hinaus transportiert.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Zentrum für Biologische Signalstudien (BIOSS) und der Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM) um Projektleiter Privatdozent Dr. Nils Wiedemann vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Freiburg identifizierten das in der Atmungskette seit langem bekannte Protein Sdh3 zusätzlich in der Carrier-Translokase der inneren Mitochondrienmembran. Carrier-Translokasen sind Transportproteine, die den ATP-Carrier in die Mitochondrien einbauen. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Molecular Cell veröffentlicht. Damit besitzt Sdh3 nicht nur eine Funktion in der Atmungskette, sondern ist als Untereinheit der Carrier-Translokase auch am Einbau der ATP-Carrier-Proteine in die innere Mitochondrienmembran beteiligt. Somit ist Sdh3 erstens wichtig für die Bildung des "Energiemoleküls" ATP und zweitens für den Export von ATP aus den Mitochondrien, um die Zelle mit Energie zu versorgen.

Was ist der Grund für diese Doppelfunktion? Die Mitochondrien haben sich aus Bakterien entwickelt, die in Vorläuferzellen von Körperzellen eingedrungen waren. Um das in den Mitochondrien gebildete ATP zu exportieren, entstand im Laufe der Evolution die Carrier-Translokase. Die Ergebnisse der Freiburger Forscher legen nahe, dass Atmungskettenproteine zusammen mit einem Transportprotein Grundlage für die Evolution der Carrier-Translokase und damit der Energieversorgung der Zellen sind.

Kontakt:
PD Dr. Nils Wiedemann
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: Nils.Wiedemann@biochemie.uni-freiburg.de

Veröffentlichung:
Gebert et al. (2011)
Dual Function of Sdh3 in the Respiratory Chain and TIM22 Protein Translocase of the Mitochondrial Inner Membrane
Molecular Cell, 44(5)
doi:10.1016/j.molcel.2011.09.025

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution69

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Rudolf-Werner Dreier, 09.12.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2011