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MELDUNG/396: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 05.08.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Mit Viren gegen Erbkrankheiten ankämpfen
→  Weltweit erste Professur für Plasmamedizin in Greifswald
→  Fachhochschule Gelsenkirchen gründet das "Westfälische Institut für Gesundheit"


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Universität Witten/Herdecke - 04.08.2011

Mit Viren gegen Erbkrankheiten ankämpfen

Neue Professorin für Virologie an der Universität Witten/Herdecke entwickelt Viren, die gegen Krebs und die Bluterkrankheit eingesetzt werden können

Viren machen eigentlich krank, sie rufen Infektionen hervor, indem sie in Wirtszellen eindringen und dort in den Stoffwechsel eingreifen. "Aber sie sind für uns Forscher auch ideale Vehikel, um in Zellen ganz bestimmte Reaktionen auszulösen. Ohne sie würden wir da nicht reinkommen", erklärt Prof. Dr. Anja Ehrhardt ihr Forschungsgebiet. Die neu berufene Professorin für Mikrobiologie und Virologie sitzt in der Stockumer Straße mitten in einer Baustelle. Ihre Labors müssen erst komplett umgebaut werden, noch hängen überall Kabel von der Decke und Umzugskartons füllen ihr Büro.

Sie hat in Göttingen und Hamburg Biologie mit den Schwerpunkten Genetik, Mikrobiologie und Biochemie studiert, in Hannover promoviert und war in den USA an der Stanford University bevor sie über das Münchener Max-von-Pettenkofer-Institut nach Witten kam. "Nach Witten hat es mich gezogen, weil hier mein Forschungsgebiet der Virologie so eng mit der Humanmedizin zusammen arbeitet. Dadurch können meine Ergebnisse schneller in die Behandlung der Patienten einfließen", beschreibt sie den Reiz des Umzugs.

"Und die kleinen Seminare! Da kennt man wirklich alle Studierenden, nicht wie in den anonymen Großveranstaltungen, die ich bisher kennen gelernt habe."

Eines ihrer Forschungsgebiete ist die Bluterkrankheit. "Dieser seltene Gendefekt wird in der Leber verursacht. In meiner Forschung geht es darum, Viren in Leberzellen einzuschleusen. Dort sollen sie im Idealfall den Defekt beheben. Aber schon der Weg in die Leber ist ein Problem: Wie sollen die Viren wissen, wo sie hin sollen? Wir arbeiten daran, dass die Viren den direkten Weg finden." In der Leberzelle angekommen, soll die Erbinformation des Virus mit der Leberzelle fusionieren. Auch da gibt es noch viele Fehlerquellen: "Wo das Virus an die Chromosomen, die Träger der Erbinformation, andockt, ist noch sehr vom Zufall abhängig. Wir schießen da quasi mit der Schrotflinte in den Wald. Meine Forschung wäre - um im Bild zu bleiben - der Bau eines Zielfernrohres. Wir versuchen zu verstehen, wie wir diese Ankopplung besser steuern können." Und dann wäre da noch die Virenhülle: Sie ermöglicht dem Virus überhaupt erst, in die Zelle einzudringen. Diese Hülle kann auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, die es zu vermeiden gilt.

Ein anderes Spezialgebiet von Anja Ehrhardt ist die Biologie von einer ganz bestimmten Gruppe von Viren, den Adenoviren. Im Menschen können diese Viren zum Beispiel Infektionen des Respirationstraktes oder Durchfallerkrankungen hervorrufen. Seit längerem bekannt ist, dass diese Viren auch in der Lage sind, Krebszellen zu töten. "Das Dumme ist nur, dass sich die Viren nicht schnell genug im Tumor ausbreiten und die Viren zunächst also keine Chance haben. Uns ist es nun gelungen, die Vermehrung der Adenoviren quasi zu tunen. Im Reagenzglas konnten wir schon schöne Erfolge in der Krebszellenbekämpfung erzielen. Jetzt müssen wir das im Tierversuch auch noch hin bekommen", umreißt sie dieses Thema. Denn im Tierversuch gibt es viel mehr Wechselwirkungen und Störfaktoren, die den biochemischen Ablauf beeinflussen können.

Weitere Informationen bei
Prof. Dr. Anja Ehrhardt
anja.ehrhardt@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsbildung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution226

Quelle: Universität Witten/Herdecke, Jan Vestweber, 04.08.2011


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Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 04.08.2011

Weltweit erste Professur für Plasmamedizin in Greifswald

Der Greifswalder Pharmazeut Thomas von Woedtke ist seit dem 1. Juli 2011 der weltweit erste Professor für Plasmamedizin. Die Berufung an die Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald erfolgte in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP Greifswald). Strukturell ist die zu einhundert Prozent vom INP finanzierte und zeitlich unbefristete W2-Professur dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald zugeordnet. Mit dieser Professur übernimmt von Woedtke die Aufgabe, die Zusammenarbeit zwischen INP und Universitätsmedizin zu stärken und neue gemeinsame Projekte anzuregen.

Gleichzeitig ist Professor von Woedtke Wissenschaftlicher Leiter des Forschungsschwerpunktes Plasmamedizin/Dekontamination am INP. Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit untersucht Professor von Woedtke hauptsächlich die "in vitro"-Effekte von physikalischem Plasma auf Flüssigkeiten, Organismen und Zellen, um damit therapeutische Anwendungen wissenschaftlich vorzubereiten und zu begleiten. Die Verträglichkeit und Sicherheit von Plasmaanwendungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. "Greifswald hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der international führenden Zentren der Plasmamedizin entwickelt. Mit der Einrichtung der weltweit ersten Professur wird dieses zukunftsträchtige Forschungsfeld nachhaltig gefördert", so von Woedtke.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Axel Kramer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Universitätsmedizin Greifswald
Walther-Rathenau-Straße 49a, 17489 Greifswald
kramer@uni-greifswald.de

Ansprechpartner des INP
Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP Greifswald)
Felix-Hausdorff-Straße 2, 17489 Greifswald
weltmann@inp-greifswald.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-greifswald.de/~hygiene/
(Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald)
http://www.inp-greifswald.de/web-n.nsf/index?OpenPage&Eintrag=19D6C24CD60E2B35C12573B0003C6F5F
[Leibniz Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP)]
http://www.campus-plasmamed.de/index_ge.html
(Campus PlasmaMed)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Jan Meßerschmidt, 04.08.2011


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Fachhochschule Gelsenkirchen - 04.08.2011

Fachhochschule Gelsenkirchen gründet das "Westfälische Institut für Gesundheit"

Im Zuge der Umgestaltung der Fachhochschule Gelsenkirchen zur "Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen" setzt die Hochschule die Neuorganisation ihrer Forschungsinstitute fort und hat jetzt nach dem Westfälischen Energieinstitut auch das "Westfälische Institut für Gesundheit" gegründet.

Gelsenkirchen/Bocholt/Recklinghausen. Schon seit mehreren Jahren arbeitet die Fachhochschule Gelsenkirchen auf dem Sektor der Gesundheit. Das betrifft beispielsweise die Medizintechnik, für die sie erst kürzlich hohe Förderbeträge im technischen Kampf gegen den Krebs für sich gewinnen konnte. Auch in der Molekularbiologie laufen Forschungsarbeiten zur Entwicklung von neuen Techniken, beispielsweise zur Tumordetektion oder zur Synthese therapeutischer Proteine. Ein materialtechnisches Thema ist beispielsweise die Entwicklung biologisch besser verträglicher Zahnimplantate oder die Entwicklung antibakterieller Oberflächen, wie sie etwa in der Wasserreinhaltung wichtig sind. Im "Institut Arbeit und Technik", das als Organisationseinheit seit 2007 zur Fachhochschule Gelsenkirchen gehört, werden Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität erforscht, der Fachbereich Wirtschaft lehrt und erforscht das Management im Gesundheitswesen.

Über alle Fachbereiche und Organisationseinheiten hinweg hat die Fachhochschule Gelsenkirchen jetzt das "Westfälische Institut für Gesundheit" gegründet, das alle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf diesem Sektor bündeln soll. Dazu zählen insbesondere die Verbesserung der internen Forschungskommunikation, die gemeinsame Nutzung von Labor- und Datenverarbeitungseinrichtungen, die Pflege der nationalen und internationalen Kontakte und Kooperationen, der Aufbau geeigneter Weiterbildungsangebote sowie der Technologietransfer in Betriebe und damit in den Markt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution287

Quelle: Fachhochschule Gelsenkirchen, Dr. Barbara Laaser (Pressestelle), 04.08.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2011