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MELDUNG/311: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.03.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Bessere Versorgung für Verbrennungsopfer möglich
      Forscher am Klinikum rechts der Isar finden Helferzellen für Hautersatzgewebe
→  Mobiles Diagnostik-Labor des Fraunhofer IBMT offiziell an die Regierung
      der Westkap-Region übergeben
→  Vom Gen zur Leukämie - Deutsche Krebshilfe fördert Leibniz-Projekt mit 550.000 Euro


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Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 21.03.2011

Bessere Versorgung für Verbrennungsopfer möglich

Forscher am Klinikum rechts der Isar finden Helferzellen für Hautersatzgewebe

Wissenschaftler der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie des Klinikums rechts der Isar der TU München (Forschungsleitung: Prof. Arndt Schilling) haben eine Möglichkeit entdeckt, Hautersatzgewebe schneller mit den notwendigen Blutgefäßen zu versorgen.

Wenn Hautgewebe großflächig ersetzt werden muss, wie zum Beispiel bei Verbrennungen insbesondere im Kindesalter, bei Verkehrsunfällen oder Tumorerkrankungen, kommt bioaktives Hautersatzgewebe zum Einsatz. Dabei werden körpereigene Zellen entnommen, im Labor vermehrt und dann in Verbindung mit Biomaterialien auf die Wunde übertragen. Eine der größten Herausforderungen ist es, wenn dieses Ersatzgewebe nicht schnell genug mit Blutgefäßen versorgt wird. Dies kann dazu führen, dass das Hautersatzgewebe abstirbt und damit die Therapie versagt.

Die Forschergruppe um Dr. Ziyang Zhang und Dr. Tomás Egaña von Klinikum rechts der Isar isolierte dafür in Zusammenarbeit mit einer Gruppe um Dr. Wulf Ito von der Universität Lübeck eine spezielle Zellart, die in Blutgefäßen vorkommt, die so genannten Vascular Resident Endothelial Progenitor Cell (VR-EPC) oder Blutgefäßvorläuferzellen. Im Unterschied zu Stammzellen, aus denen sich nahezu jede Gewebeart entwickeln kann, bilden diese VR-EPCs bevorzugt Blutgefäße. In einer präklinischen Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass mit diesen Zellen beimpftes Hautersatzgewebe wesentlich besser mit Blutgefäßen versorgt wurde als ohne VR-EPC-Zellen.

Dieser experimentelle Ansatz soll nun weiterentwickelt werden, um Eingang in die Versorgung schwerstverletzter Patienten finden zu können. Als nächster Schritt auf dem Weg zu einer Therapie werden die Ärzte am Klinikum versuchen, entsprechende menschliche Zellen zu gewinnen, um dadurch die Heilung von Hautdefekten zu verbessern. Der Artikel "The Role of Single Cell Derived Vascular Resident Endothelial Progenitor Cells in the Enhancement of Vascularization in Scaffold-based Skin Regeneration" erscheint online in der internationalen Fachzeitschrift Biomaterials. (doi:10.1016/j.biomaterials.2011.02.036)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution860

Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Tanja Schmidhofer, 21.03.2011


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Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT - 21.03.2011

Modernste Fraunhofer-Technologie für die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten Südafrikas

Mobiles Diagnostik-Labor des Fraunhofer IBMT offiziell an die Regierung der Westkap-Region übergeben

Die jahrelange Arbeit des saarländischen Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik IBMT auf dem Gebiet der HIV/AIDS-Forschung gemeinsam mit der Stellenbosch-Universität in Kapstadt (Südafrika) bildete die Grundlage zum erfolgreichen Start des mobilen Diagnostiklabors der biologischen Sicherheitsstufe 3 am 16. März 2011. Im Juli 2010 hatte der Gesundheitsminister der Westkap-Region, Theuns Botha, das Fraunhofer IBMT auf seinem Weg zur Internationalen AIDS-Konferenz in Wien im Saarland besucht und konnte sich von der Leistungsfähigkeit des mobilen Labors einen ersten Eindruck verschaffen.

Am 16. März 2011 war es nun soweit: Das hochmoderne "Lastwagen"-Labor wurde in einem feierlichen Akt an der Stellenbosch-Universität in Kapstadt in Anwesenheit von Vertretern aus Südafrika und Deutschland übergeben. Das mobile Diagnostiklabor wird nun seine Reise in der Region um Kapstadt beginnen und als "rollende" Diagnostik- und Therapieeinheit die Versorgung von Patienten mit Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und Tuberkulose unterstützen. Das Projekt ist begründet auf einer Public-Private-Partnership zwischen den folgenden Partnern:

Stellenbosch-Universität, Südafrika
National DoH International Health Relations, Südafrika
HOPE Cape Town Association, Südafrika
National Health Laboratory Service (NHLS)
Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, Saarland

Das Projekt wird weiterhin unterstützt vom Deutschen Generalkonsulat in Kapstadt.

Mobiles Diagnostiklabor der biologischen Sicherheitsstufe 3

Die Erreichbarkeit von Risikogruppen für Infektionskrankheiten wie AIDS, Tuberkulose (TB) oder Malaria in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern stellt ein großes Problem bei der medizinischen Versorgung in diesen Regionen dar. Für diese Gruppen steht eine ärztliche Aufklärung und Grundbetreuung, eine optimale Diagnostik sowie eine Probennahme und -asservierung kaum oder gar nicht zur Verfügung. Häufig treten vor allem Koinfektionen, z. B. HIV-Tuberkulose, mit resistenten TB-Stämmen auf, wofür angepasste optimierte Diagnostik und Therapie notwendig sind. Aus diesem Kontext heraus wird der Bedarf nach fahrbaren, autarken Einrichtungen gemäß der biologischen Sicherheitsstufe 3 mit Kryoausstattung ersichtlich.

Da entsprechende zugelassene Fahrzeuge so gut wie nicht existieren, wurde auf der Grundlage einer breiten Technologieexpertise in der Fraunhofer-Gesellschaft am Standort des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik in Sulzbach/Saar gemeinsam mit einem KMU der Sonderfahrzeugbranche (Bischoff und Scheck Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG) ein vollständig den deutschen Normen entsprechendes mobiles Sicherheitslabor nach dem Infektionsschutzgesetz und der Biostoffverordnung entwickelt.

Das erste mobile Labor des Fraunhofer IBMT der Sicherheitsstufe 3 ist für eine Patientenbehandlung mit angeschlossenem Analyselabor konzipiert und wurde 2009 für die Straßennutzung freigegeben. Das Labor kann frei stehend im Feld betrieben werden und benötigt keinerlei weitere Versorgungsleitungen wie Strom-, Wasser- oder Abwasseranschluss. An Bord sorgt ein 65 kW Dieselaggregat mit 1000 l Dieseltank für elektrische Energie. Hydraulische Hubstützen ermöglichen eine horizontale Ausrichtung des Fahrzeugs auf Freiflächen. Die für einen sicheren Betrieb wesentlichen Komponenten wurden durch Redundanz oder Diversifikation ausfallsicher gestaltet.

Ein Aufnahme- und Behandlungsraum mit medizinischer Ausstattung bietet einem Arzt eine komfortable Umgebung zur Blutabnahme und Behandlung von Patienten. Die gewonnenen Proben werden dann in einem Labor der biologischen Sicherheitsstufe 3 analysiert, das durch eine Personenschleuse zu erreichen ist.

Die Erstausstattung des Labors ist für die Diagnostik und Behandlung von HIV- und TB-Patienten ausgelegt. Die Installationen der Systeme sind flexibel gestaltet, um je nach Bedarf Systeme nachzurüsten oder schnell auszutauschen. Erweiterung auf Malaria- oder andere Erreger ist möglich.

Zur generellen Ausstattung des Labors gehören zwei Sterilwerkbänke ebenso wie ein Durchreiche-Autoklav mit Vakuumdampfsterilisation für die zuverlässige und sichere Vernichtung von Keimen. Mit bis zu 300 l Flüssigstickstoff gekühlte Behälter an Bord machen das Labor außerdem zu einem fahrenden Kryolager, in dem auch infektiöse Proben sicher tiefgefroren transportiert werden können.

Der flexible Aufbau des Labors ermöglicht einen Einsatz für unterschiedliche Anwendungsfälle in vielen Ländern und Regionen weltweit. Das standardisierte Sattelauflegerformat erlaubt ein Versenden des Labors als Seefracht zu günstigen Konditionen. Das Fahrzeug ist unabhängig von der Zugmaschine, die vor Ort für die Weiterfahrt angemietet werden kann. Für den internationalen Einsatz als Hochsicherheitslabor und natürlich auch für den Normalbetrieb wurde bei der Ausstattung auf verfügbare Serviceunterstützung in den meisten Ländern der Welt geachtet. Die eingebauten Kommunikationsmittel (z. B. Satellitentelefon) gewährleisten zudem eine Fernüberwachung und Steuerung des Aufliegers. Auf die gewonnen Daten kann online zugegriffen werden.

Ihr Ansprechpartner:
Prof. Dr. Hagen von Briesen
E-Mail: hagen.briesen@ibmt.fraunhofer.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ibmt.fraunhofer.de
http://www.ibmt.fraunhofer.de/fhg/ibmt/biomedizintechnik/zellbiologie_angewandte_virologie/index.jsp

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution259

Quelle: Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, Dipl.-Phys. Annette Maurer, 21.03.2011


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Heinrich-Pette-Institut / Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie - 21.03.2011

Vom Gen zur Leukämie

Deutsche Krebshilfe fördert Leibniz-Projekt mit 550.000 Euro

Zwei Leibniz-Institute aus Hamburg und Jena starten ein kliniknahes Projekt zur Leukämieforschung, das durch die Deutsche Krebshilfe mit 550.000 Euro für die nächsten drei Jahre gefördert wird. Die Kooperationspartner wollen untersuchen, welche Funktion das Wilms-Tumor-Gen (WT1) bei der Entstehung der akuten myeloischen Leukämie (AML) hat und wie sich das Gen auf den Verlauf und Erfolg von Therapien auswirkt. Dr. Carol Stocking vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut - Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und Prof. Christoph Englert vom Leibniz-Institut für Altersforschung - Fritz-Lipmann Institut in Jena leiten die Studien.

Das Wilms-Tumor-Gen (WT1) enthält die Erbinformation für ein Protein, das als Transkriptionsfaktor die Aktivität anderer Gene steuert. Es ist für die normale Entwicklung von Nieren, Keimdrüsen und weiteren Organen unerlässlich. Wenn WT1 fehlt oder nicht korrekt funktioniert, kann ein bösartiger Nierentumor bei Kindern, der Wilms Tumor, auftreten. Nach diesem Tumor ist das Gen benannt. Auch im blutbildenden System wirkt WT1 regulierend. Carol Stocking fasst die bisherigen Erkenntnisse zusammen: "Wir wissen, dass das WT1 Gen bei den meisten akuten myeloischen Leukämien hoch exprimiert wird, das heißt, es wird in großen Mengen abgelesen und scheint bei Leukämien sehr aktiv zu sein. Außerdem wissen wir, dass ca. 10 Prozent der AML-Patienten Mutationen im WT1 Gen aufweisen." Der klinische Verlauf einer AML ist besonders schlecht, wenn diese Mutationen mit Veränderungen in einem weiteren Gen, dem für die FLT3 Rezeptor-Tyrosinkinase, auftreten.

Wirkt WT1 im blutbildenden System als Krebsgen oder als schützendes Tumorsuppressor-Gen? Welche Funktionen üben die natürlich vorkommenden Varianten des WT1 Gens in Blutzellen aus? Welche Auswirkung hat der Funktionsverlust von WT1 auf die Entstehung oder den Verlauf einer akuten myeloischen Leukämie? Mit welchen anderen Proteinen interagiert das WT1-Protein in einer Blutzelle und welche anderen Gene werden im blutbildenden System durch WT1 reguliert? Auf diese Fragen möchten die Forscher zukünftig Antworten finden. Dafür werden geeignete Mausmodelle entwickelt. Am Leibniz-Institut für Altersforschung existieren bereits WT1 Knock-out Mäuse, also Mäuse, in denen das WT1 Gen ausgeschaltet werden kann. "Wir haben das WT1 Gen gezielt so verändert, dass es nicht nur in bestimmten Geweben sondern auch zu bestimmten Zeiten ausgeschaltet werden kann", erläutert Christoph Englert. Am Heinrich-Pette-Institut wiederum haben Carol Stocking und ihr Team Genvektoren entwickelt, die aus manipulierten Retroviren hervorgegangen sind. Mit diesen retroviralen Vektoren lassen sich im Mausmodell Leukämien erzeugen, die denen im Menschen sehr ähnlich sind.

"Mit den Ergebnissen aus dem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt sollen zukünftig verbesserte klinische Prognosen einer akuten myeloischen Leukämie anhand des WT1 Genotyps möglich sein. Außerdem hoffen wir, neue Therapieansätze zur effektiven Behandlung von Leukämiepatienten zu finden, die auf der Funktion von WT1 oder seiner Partnerproteine beruhen. Das ist dringend notwendig, denn nachwievor liegt die Überlebenschance erwachsener AML-Patienten nur bei 25 Prozent", so Stocking und Englert.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hpi-hamburg.de
(Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie, Hamburg)
http://www.fli-leibniz.de
(Leibniz-Institut für Altersforschung, Jena)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution979

Quelle: Heinrich-Pette-Institut - Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, Dr. Angela Homfeld, 21.03.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2011