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MELDUNG/150: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 01.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Forscher berichten in Reutlingen über Anwendungen von Mikrosensoren und Neurochips
      in der Gesundheitsforschung
→  Millionen-Förderung für Projekt zur Rolle von Vitamin D für Herz-Kreislauf-System

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NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen - 29.06.2010

Forscher berichten in Reutlingen über Anwendungen von Mikrosensoren und Neurochips in der Gesundheitsforschung

Auf Einladung des Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts (NMI) Reutlingen treffen sich vom 29. Juni bis zum 2. Juli mehr als 200 Wissenschaftler aus aller Welt in der Reutlinger Listhalle, um über Anwendungen von Neurochips und Mikrosensoren in der physiologischen Grundlagenforschung, der Neurotechnologie und der pharmazeutischen Wirkstoffforschung zu berichten. Am NMI entwickelte Sensoren stehen dabei im Mittelpunkt.

Mikroelektroden-Arrays (MEAs) koppeln die elektrischen Aktivitäten von Nerven- und Herzmuskelzellen mit empfindlicher Messelektronik. Die kleinen Plättchen aus Glas können mit lebenden Nervenzellen und -Gewebe besiedelt werden und messen deren Signale mit in die Oberfläche eingelassenen Mikroelektroden. Die am NMI hergestellten MEAs ermöglichen die gleichzeitige Messung und elektrische Stimulation an bis zu 1000 Stellen der Präparate und Kulturen und haben sich als Standard weltweit etabliert. Mehr und mehr werden sogenannte Neurochips eingesetzt, die mit mehreren tausend Sensorpunkten die experimentellen Möglichkeiten nochmals deutlich verbessern. MEAs und Neurochips werden in der neurophysiologischen Grundlagenforschung, in der Hirnforschung und in der industriellen Wirkstofffindung für Krankheiten wie Epilepsie, Schlaganfall, Schizophrenie, Alzheimer sowie Herz-Kreislauf Erkrankungen eingesetzt.

Das vom NMI alle zwei Jahre ausgerichtete Treffen in Reutlingen ist das wichtigste internationale Informations- und Diskussions-Forum zur MEA- und Neurochip-Technik. "Hier treffen sich Biologen mit Ingenieuren und Physikern, um aktuelle Ergebnisse und neue Entwicklungen zu diskutieren und neue Kooperationen anzubahnen" sagt Dr. Alfred Stett, Stellvertretender Institutsleiter des NMI.

Bürgermeister Rist begrüßte am Dienstagabend die Gäste in der Listhalle. "Reutlingen bietet optimale Bedingungen für Forschung und Entwicklung und für enge Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft", betonte Rist die Bedeutung des Standorts Reutlingen für Zukunftstechnologien wie Medizin- und Biotechnologie.

Das NMI in Reutlingen entwickelt seit über 20 Jahren Mikroelektrodenarrays und ist mittlerweile der führende Anbieter dieser Mikrosensoren. Im institutseigenen Reinraum werden die MEAs gefertigt und an den Entwicklungs- und Vertriebspartner Multi Channel Systems MCS GmbH, Reutlingen, ausgeliefert. Multi Channel Systems entwickelt elektronische Messsysteme und Software für die nicht-klinische Elektrophysiologie. Mit seinem weltweiten Vertriebsnetz ist die 1996 gegründete Firma Marktführer. Die Reutlinger Systeme werden bereits in über 500 Laboren verwendet, um elektrische Signale von Netzhaut-, Nerven- und Herzpräparaten sowie von differenzierten Stammzellen zu analysieren. Die Hauptanwender von MEAs sind akademische Labors, in denen sich die Technologie als zuverlässiges Standard-Tool durchgesetzt hat. Mehr und mehr interessieren sich auch die Pharmaindustrie und Biotechnologieunternehmen verstärkt für die Technologie.

Die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH bringt als Mitveranstalter der Konferenz zum dritten Mal einen Tagungsband heraus, der die vielfältigen Aspekte der Technologie und ihrer Anwendungen widerspiegelt. Als weiterer Mitveranstalter konnte dieses Jahr das Bernstein Center Freiburg gewonnen werden. Diese wissenschaftliche Einrichtung ist in der Hirnforschung tätig und untersucht ferner, welche Erkenntnisse der Grundlagenforschung in die biomedizinische und neurotechnische Anwendung transferiert werden können.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.nmi.de/meameeting2010/

NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen, Reutlingen
Das NMI betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über breite, interdisziplinäre Kompetenzen in den Geschäftsfeldern Pharma und Biotechnologie, Biomedizintechnik und Oberflächen-/Grenzflächentechnologie.
Seit seiner Gründung im Jahr 1985 hat sich das gemeinnützige Institut zu einer soliden Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie entwickelt. Als Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg ist das Institut dem Wissens- und Technologietransfer verpflichtet und unterstützt im Besonderen kleine und mittelständische Unternehmen. Mit 160 Mitarbeitern hat das NMI 2009 einen Umsatz in Höhe von 13,8 Mio Euro erzielt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution701

Quelle: NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen, Dr. Nadja Gugeler, 29.06.2010

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 30.06.2010

Millionen-Förderung für Projekt zur Rolle von Vitamin D für Herz-Kreislauf-System

Die Arbeitsgruppe Humanernährung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) koordiniert ein Verbundprojekt, in dem die beteiligten Wissenschaftler die Rolle von Vitamin D für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems erforschen. Darüber hinaus wollen sie innovative Strategien für die Nahrungsmittelproduktion entwickeln, um die Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung zu verbessern sowie den nachhaltig wirtschaftenden Sektor Binnenfischerei und Aquakultur zu stärken. Das Bundministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das am 1. Juli 2010 startende Projekt insgesamt mit rund 1,4 Millionen Euro.

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und trägt den Titel "Vitamin D und kardiovaskuläre Gesundheit - von experimenteller und epidemiologischer Evidenz zu innovativen Lebensmitteln". Neben der Arbeitsgruppe Humanernährung unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Stangl ist an der MLU auch die Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie beteiligt, die Prof. Dr. Marcus Glomb leitet. Weitere Projektpartner sind das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg und das Institut für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow. Als Industriepartner sind die Fischerei Müritz-Plau GmbH in Waren an der Müritz und die Chromsystems Instruments & Chemicals GmbH in München dabei.

"Die unzureichende Versorgung mit Vitamin D gehört in Deutschland zu den bedeutendsten Ernährungsproblemen mit hohem gesundheitlichem Risiko", sagt Projektkoordinatorin Gabriele Stangl. "Neuere Daten lassen vermuten, dass eine verminderte Vitamin-D-Zufuhr nicht nur die Knochengesundheit beeinträchtigt, sondern auch die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. In Deutschland existieren derzeit allerdings nur wenige konzertierte Aktionen, die sich der Erforschung von Vitamin D und seiner Rolle für die kardiovaskuläre Gesundheit widmen sowie innovative Lösungsansätze zur Verbesserung der Vitamin-D-Versorgung aufzeigen."

Fisch sei derzeit die Hauptquelle des Vitamins D in unserer Nahrung. "Da Empfehlungen zu höherem Verzehr von Fisch aus Wildbeständen ökologisch kaum mehr vertretbar sind, können Fische aus der Binnenfischerei, besonders der Aquakultur, eine umweltverträgliche und nachhaltige Alternative darstellen." Der Kenntnisstand zum Vitamin-D-Gehalt von Binnenfischen sei aber unzureichend. Vermutlich enthielten diese Fische deutlich weniger Vitamin D. "Daher sollen innovative biotechnologische Konzepte zur Erhöhung des Vitamin-D-Gehaltes erarbeitet werden."

Mit dem neuen Verbundprojekt wollen die beteiligten Wissenschaftler der Vitamin D-Forschung in Deutschland einen starken Impuls geben. "Wenn es gelingt, Fisch aus Binnengewässern im Vitamin-D-Gehalt zu erhöhen, könnte die Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung durch ein natürliches Lebensmittel aus ökologisch nachhaltiger Produktion verbessert werden", führt Gabriele Stangl aus. "Gleichzeitig wäre dies ein Beitrag zur Senkung kardiovaskulärer Risikofaktoren. Und mit der ernährungsphysiologischen Aufwertung von inländisch erzeugten Fischprodukten würde auch der gesamte Wirtschaftszweig Binnenfischerei und Aquakultur ökonomisch gestärkt werden."

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Gabriele Stangl
Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften
E-Mail: gabriele.stangl@landw.uni-halle.de
Internet: www.ernaehrungswissenschaften.uni-halle.de/mitarb/professur_human_ernaehr

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution167

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dipl.-Journ. Carsten Heckmann, 30.06.2010

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2010