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MELDUNG/123: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Bundesweit erste FH für Gesundheitsberufe in Bochum startet mit Online-Einschreibung
      für das Wintersemester
→  Gewebebank - mehr als ein Ersatzteillager für Kranke
→  Therapeutische Sonografie erweitert Behandlungsspektrum
→  Neue Nachweis-Methode von Stammzellen im Gehirn
→  Therapie aus dem Computer
      Zielsichere Medikamentenentwicklung dank Systembiologie
→  Wie bringt unser Gehirn Bewusstsein hervor?
      Internationale Tagung führender Bewusstseinsforscher

Raute

Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW - 17.05.2010

Bundesweit erste FH für Gesundheitsberufe in Bochum startet mit Online-Einschreibung für das Wintersemester

Vierte neu gegründete Fachhochschule in NRW nimmt Studienbetrieb auf

Zum Wintersemester 2010/2011 nimmt die Hochschule für Gesundheit in Bochum den Studienbetrieb auf. Deutschlands erste staatliche Fachhochschule, die speziell für Gesundheitsberufe ausbildet, bietet Studierenden in fünf Studiengängen eine akademische Ausbildung bei paralleler Berufsausbildung. Online-Bewerbungen sind seit heute möglich.

Die ersten 200 Studierenden können im Herbst in den Bereichen Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie ein Studium beginnen. Insgesamt entstehen in Bochum in den kommenden Jahren 1000 Studienplätze. Zugangsqualifikationen für die zulassungsbeschränkten Studiengänge sind Abitur oder Fachhochschulreife. Zudem muss bei allen Fächern vorab ein vierwöchiges Praktikum in einem einschlägigen Berufsfeld absolviert werden. Es soll helfen, einen realistischen Einblick in die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen eines Gesundheitsberufes zu gewinnen.

Mit der am 1. November 2009 gegründeten Hochschule für Gesundheitsberufe, die ein wesentliches Element des Gesundheitscampus in Bochum ist, nimmt nun die vierte neue Fachhochschule zum kommenden Wintersemester ihren Studienbetrieb auf. Sie ist Teil des Ausbaus der Fachhochschullandschaft um insgesamt 11.000 Studienplätze.

Die zusätzlichen Plätze verteilen sich auf die neuen Fachhochschulen Rhein-Waal (Kleve und Kamp-Lintfort), Ruhr-West (Mülheim und Bottrop) und Hamm-Lippstadt mit je 2.500 Studienplätzen, die FH für Gesundheitsberufe in Bochum, die im Endausbau über rund 1000 moderne und praxisnahe Studienplätze verfügen wird, sowie acht bereits bestehende Fachhochschulen, die um insgesamt 2.500 Plätze ausgebaut werden. Das Land investiert für den Bau, Ersteinrichtung und Betrieb der neuen Hochschulen sowie den Ausbau der bestehenden Fachhochschulen in diesem Jahrzehnt insgesamt 1,3 Milliarden Euro.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.innovation.nrw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution463

Quelle: Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW, André Zimmermann, 17.05.2010

Raute

Deutsches Herzzentrum Berlin - 16.05.2010

Gewebebank - mehr als ein Ersatzteillager für Kranke

- Neue "Gewebebank Berlin-Brandenburg", Kooperation von Charité und DHZB
- Patienten sprechen über ihre Gewebetransplantation

"Organe retten Leben, Gewebe machen das Leben wieder lebenswert", dies ist stark vereinfacht die Erklärung, warum jährlich rund 4.500 Organe, aber Zehntausende von Gewebespenden für schwerkranke oder verletzte Menschen benötigt werden.

Auf dem Sektor der Gewebespende gibt es nunmehr eine enge Kooperation von Charité und Deutschem Herzzentrum Berlin (DHZB) unter dem Namen "Gewebebank Berlin-Brandenburg", "Arbeitsgemeinschaft der selbständigen Gewebebanken der Charité - Universitätsmedizin Berlin und des DHZB". Die Vereinbarung wurde von den Ärztlichen Direktoren der Charité Prof. Dr. Ulrich Frei und des DHZB Prof. Dr. Dr. h. c. Roland Hetzer unterzeichnet.

Unter Gewebe versteht der Gesetzgeber im Sinne des "Gesetzes über Qualität und Sicherheit menschlicher Gewebe und Zellen" vom August 2007 z. B. menschliche Herzklappen (Homografts), Herzbeutel, Blutgefäße, Haut, Hornhaut, muskuloskelettale Gewebe. Die Gewebeentnahme und -übertragung steht genauso wie die Organtransplantation unter dem Vorbehalt der Erlaubnis. Hierbei hat die Organtransplantation absoluten Vorrang. Gewebebanken haben die Aufgabe, unter hochkomplexen gesetzlichen Vorschriften für die Spende-Koordination, Entnahme und Weiterverarbeitung von Geweben, Qualitätssicherung, Prozessierung und bedarfsgerechte Bereitstellung und Lagerung von Geweben und Zellen zu sorgen. Die Gewebebank Berlin-Brandenburg unter Leitung von PD Dr. Axel Pruß umfasst vonseiten der Charité die Arbeitsbereiche Bank für muskuloskelettale Gewebe, Hornhautbank, Amnionbank und vonseiten des DHZB die Herzklappen- und Gefäßbank unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Meyer.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution772

Quelle: Deutsches Herzzentrum Berlin, Dr. Barbara Nickolaus, 16.05.2010

Raute

Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) - 17.05.2010

Euroson-School
Ultraschallärzte tagen in Berlin

Therapeutische Sonografie erweitert Behandlungsspektrum

Vom 27. bis 30. Mai 2010 bilden sich Ärzte in Berlin auf der "Euroson-School: Interventional Sonography" fort. Die Fachtagung thematisiert ultraschallmedizinische Entwicklungen in der Diagnostik und vor allem auch Therapie von Krebs und anderen inneren Erkrankungen. Zum Auftakt veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) am 27. Mai 2010 in Berlin eine Pressekonferenz. Die Experten geben darin einen Ausblick auf die bevorstehende Tagung und stellen neueste Entwicklungen und Verfahren vor.

Interventioneller Ultraschall kommt während medizinischer Eingriffe zum Einsatz. Beispielsweise wenn der Arzt Instrumente über einen kleinen Hautschnitt in den Körper einführt und mittels Ultraschall den Weg der Sonde am Bildschirm verfolgt. Auf diese Weise kann er Sonden oder Nadeln hoch präzise führen. Auch Gewebeproben lassen sich unter Ultraschallsicht punktgenau entnehmen. Dies macht zum Beispiel die Krebsdiagnostik noch zuverlässiger. Aber auch Medikamente, etwa bestimmte Chemikalien oder auch Hitze bringt der Arzt damit zielsicher in das kranke Organ. "Die jüngsten Entwicklungen in der interventionellen Sonografie sind so immens, dass sie vor allem das therapeutische Vorgehen maßgeblich beeinflussen und definitiv auch unsere Behandlungsmöglichkeiten erweitern", sagt Professor Dr. med. Dieter Nürnberg, Präsident der DEGUM im Vorfeld der Tagung.

Die interventionelle Sonografie ermöglicht es zum Beispiel auch, gezielt Materialien in die betroffenen Körperregionen einzubringen: Ärzte legen unter Ultraschallsicht Drainagen in eitrige Organabszesse, um den Eiter abfließen zu lassen, den Abszess zu entlasten und zu heilen. So lassen sich auch lebensbedrohliche Gallenstaus lösen. Eine sogenannte Cholestase tritt auf, wenn Gallensteine oder ein Tumor die Gallengänge einengen. Unbehandelt verursachen diese einen dauerhaften Leberschaden bis hin zum Leberversagen und führen sogar zum Tod. Unter Ultraschallkontrolle können Ärzte kleine Röhrchen aus Drahtgeflecht legen. Durch diese Stents fließt die Galle wieder ab.

Darüber hinaus es geht auf der "EUROSON-SCHOOL: Interventional Sonography" im Tagungszentrum der Katholischen Akademie in Berlin um die ultraschallkontrollierte Behandlung von Zysten, von Tumoren in Leber, Schilddrüse oder Niere und um die Therapie von Abszessen. Die Teilnehmer diskutieren auch, wann interventioneller Ultraschall sinnvoll ist, und wann Ärzte ihn unterlassen sollten.

Berlin-Brandenburgischen Ultraschalltagung
"EUROSON SCHOOL - Interventional Sonography"
vom 27. bis 20. Mai 2010, Berlin.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1290

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), Anna Julia Voormann, 17.05.2010

Raute

Uniklinik Köln - 17.05.2010

Neue Nachweis-Methode von Stammzellen im Gehirn

Forschungsergebnisse in Nature als "Research Highlight" veröffentlicht

Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass das Gehirn auch im Erwachsenenalter eigene Stammzellen besitzt. Diese Stammzellen können Hirnschädigungen reparieren helfen und damit die Erholung fördern - zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Stammzellen können jedoch bislang nicht für Therapien genutzt werden, da es bisher nicht möglich war, diese Zellen im lebenden Gehirn sichtbar zu machen. An der Uniklinik Köln und am Max-Planck-Institut für neurologische Forschung fanden Wissenschaftler jetzt jedoch erstmals eine Möglichkeit. Sie liefern damit einen wichtigen Baustein auf dem Weg zur Therapie nach einem Schlaganfall.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Michael Schroeter, Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie (Direktor: Prof. Dr. G.R. Fink), hat in enger Zusammenarbeit mit mehreren Arbeitsgruppen des Max-Planck-Instituts für Neurologische Forschung (Prof. R. Graf, Prof. Dr. Hoehn, PD Dr. B. Neumaier, Dr. H. Backes) in Köln eine Methode entwickelt, diese Stammzellen im lebenden Gehirn mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sichtbar zu machen. Die PET ist ein bildgebendes Verfahren, das Schnittbilder des lebenden Körpers erzeugen kann. Sie macht sich die Verteilung einer schwach radioaktiv markierten Substanz im Organismus zu Nutze und bildet damit biochemische sowie physiologische Funktionen ab.

Für die Darstellung der endogenen Stammzellen im Gehirn wurde die Substanz Fluor-L-thymidin (FLT) eingesetzt. Sie gleicht einem natürlichen Baustein der menschlichen Erbsubstanz, die überall dort verwendet wird, wo Zellteilung stattfindet. Die Forscher konnten dank FLT sowohl den Ort, als auch die Menge der im lebenden Gehirn vorhandenen Stammzellen nachweisen. Im Tiermodell konnte so erstmals beobachtet werden, dass nach einem Schlaganfall die Zahl der im Gehirn vorhandenen Stammzellen stark zunimmt. Außerdem konnte ihre Zahl zusätzlich durch Gabe von Medikamenten gesteigert werden.

Diese Ergebnisse werden Ausgangspunkt für weitere Experimente sein, die darauf abzielen, die eigenen Stammzellen des Gehirns vor Ort zu vermehren, um damit ihre positiven Effekte auf die Reparations- und Erholungsvorgänge nach einem Schlaganfall gezielt auszunutzen. "Wir wollen versuchen, in Zukunft die positiven Effekte der Stammzellen des Gehirns durch Medikamente zu verstärken, um so die Funktionserholung nach Schlaganfällen zu fördern", so Prof. Michael Schroeter. "Die FLT-PET-Methode wird heute bereits zum Nachweis von Hirntumoren beim Menschen genutzt. Es besteht deshalb die berechtigte Hoffnung, diese Methode des Stammzellnachweises in Zukunft auch beim Menschen anwenden zu können."

Die Forschungsergebnisse wurden in der Maiausgabe des international renommierten Journal of Neuroscience veröffentlicht. Durch die Würdigung der Ergebnisse der Kölner Arbeitsgruppe im aktuellen "Research Highlight" der Zeitschrift Nature vom 13.5.2010 wird die internationale Beachtung der Kölner Arbeit zusätzlich betont.

Weitere Informationen zu den beteiligten Arbeitsgruppen finden Sie unter:
http://www.koelnerneurologie.de http://www.nf.mpg.de

Veröffentlichung:
Rueger-MA et al. (2010)
Non-invasive imaging of endogenous neural stem cell mobilization in vivo using Positron Emission Tomography.
J Neurosci, 30(18); 6454-6460

Für Rückfragen:

Univ.-Prof. Dr. Gereon Fink
Direktor
Klinik und Poliklinik für Neurologie
E-Mail: gereon.fink@uk-koeln.de

Prof. Dr. Michael Schroeter
Leitender Oberarzt
Klinik und Poliklinik für Neurologie
E-Mail: michael.schroeter@uk-koeln.de

Prof. Dr. Rudolf Graf
Stellvertretender Leiter
Max Planck-Institut für neurologische Forschung
E-Mail: graf@nf.mpg.de

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1051

Quelle: Uniklinik Köln, Christoph Wanko, 17.05.2010

Raute

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 17.05.2010

Therapie aus dem Computer
Zielsichere Medikamentenentwicklung dank Systembiologie

3. Conference on Systems Biology of Mammalian Cells in Freiburg

Die Systembiologie ist ihren Kinderschuhen längst entwachsen. Das wird deutlich bei der dritten Conference on Systems Biology of Mammalian Cells (SBMC) unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Die Konferenz findet vom 3. bis 5. Juni 2010
im Konzerthaus in Freiburg statt.

Gastgeber ist HepatoSys/Virtual Liver, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Netzwerk für die Systembiologie der Leber. Der Wissenschaftliche Sprecher des Kompetenznetzes HepatoSys, Prof. Dr. Jens Timmer, koordiniert die SBMC. Timmer ist Professor für Theoretische Physik und hat als Direktor des Freiburger Zentrums für Biosystemanalyse (ZBSA) sowie Co-Direktor der School of Life Sciences - LifeNet am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) großen Anteil an dem erfolgreichen Aufbau eines systembiologischen Forschungsschwerpunkts an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Drei Tage lang tauschen sich in Freiburg Fachleute aus aller Welt über die systembiologische Analyse von biologischen Prozessen in Säugetierzellen aus. Dabei geht es nicht nur um neueste Technologien und zukunftsweisende Konzepte im Forschungsfeld: Die Wissenschaftler zeigen auch, wie Medizin und Pharmaforschung schon heute von der Systembiologie profitieren - insbesondere bei der Entwicklung neuer und sicherer Medikamente.

Die Systembiologie erforscht biologische Prozesse auf der Systemebene. Sie berücksichtigt dabei, dass alle Vorgänge in einer Zelle, einem Organ und sogar im ganzen Körper auf dynamische Weise mit anderen verknüpft sind. Um diese umfassenden Netzwerke abzubilden, verbindet sie quantitative Methoden aus der Molekularbiologie mit dem Wissen aus Mathematik, Informatik und Systemwissenschaften.

Vor allem die medizinisch-pharmazeutische Forschung profitiert von der systembiologischen Untersuchung von Säugetierzellen. So erlauben Simulationen von Krankheitsmechanismen, diese besser zu verstehen und gezielt Therapieansätze zu entwickeln. Auch die Wirkungsweise von Arzneimitteln lässt sich mit Hilfe mathematischer Modelle vorhersagen. Sie geben Aufschluss darüber, wie sich ein Wirkstoff im Körper verteilt, wie schnell er abgebaut wird, und wie man ihn vor diesem Hintergrund dosieren muss. Besonders wichtig sind diese systembiologischen Modelle, wenn es um Kinder geht. Sie sagen voraus, wie eine Substanz bei Kindern verschiedenen Alters wirkt. So lässt sich abschätzen, ob und unter welchen Bedingungen ein Medikament bei den kleinen Patienten den erhofften Effekt zeigt.

Die MTZ-Stiftung aus Erkrath bei Düsseldorf fördert in Zusammenarbeit mit BMBF den wissenschaftlichen Nachwuchs im Feld der Systembiologie. Zum zweiten Mal werden während der Konferenz drei junge Wissenschaftler für ihre herausragenden Dissertationen mit dem MTZ-Award der medizinisch orientierten Systembiologie im Wert von insgesamt 5.000 Euro geehrt. Die Preisverleihung findet am Freitag, den 4. Juni 2010, um 14 Uhr statt.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://sbmc2010.de

Kontakt:
Sabine Trunz
SBMC 2010 Conference on Systems Biology of Mammalian Cells
E-Mail: pr@sbmc2010.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution69

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Rudolf-Werner Dreier, 17.05.2010

Raute

Universität Ulm - 17.05.2010

Wie bringt unser Gehirn Bewusstsein hervor?
Internationale Tagung führender Bewusstseinsforscher

Verschiedene Bereiche unseres Gehirns müssen koordiniert zusammen arbeiten, wenn wir bewusst etwas erleben. Andererseits: So klar wie man meinen könnte ist die Trennung zwischen bewussten und unbewussten Prozessen gar nicht. Es gibt keinen spezifischen Ort im Gehirn, an dem Bewusstsein entsteht. Neueste Ergebnisse der Hirnforschung zeigen: Die Frage, wie unser Gehirn bewusste Wahrnehmungserlebnisse erzeugt, ist spannender als je zuvor. International führende Wissenschaftler stellen vom 19. bis 21. Mai 2010 am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst neueste Erkenntnisse ihrer Bewusstseinsforschung vor.

"Mit unserer gebündelten Forschung wollen wir dem Gehirn, der biologischen Grundlage unseres Bewusstseins, seine Geheimnisse entreißen", sagt der Ulmer Psychologe und Hirnforscher Markus Kiefer, einer der Organisatoren der Tagung, die von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem HWK finanziell unterstützt wird.

Mit 900.000 Euro fördert die DFG ein deutschlandweites Projektnetzwerk zur Bewusstseinsforschung, das die internationale Tagung ausrichtet. Kiefer ist Sprecher dieses Netzwerkes: "Mühelos koordiniert das Gehirn im Alltag bewusste und unbewusste Prozesse, etwa bei der Wahrnehmung. Aber was dabei im Kopf passiert ist sehr kompliziert und nach wie vor zum Teil unverstanden. Philosophen streiten seit Jahrtausenden über die Natur des Bewusstseins. Wir können nun mit modernsten Methoden bewusstseinsgenerierende Prozesse im Gehirn sichtbar machen und so zur Lösung dieser alten Frage beitragen".

Rund 60 Teilnehmer aus der ganzen Welt werden auf der englischsprachigen Tagung drei Tage lang über Ergebnisse ihrer aktuellen Studien sprechen. In über 19 Vorträgen und 20 Posterbeiträgen stellen renommierte Wissenschaftler, aber auch jüngere Forscher Befunde aus Experimenten im Kernspintomographen, mit Hirnstrommessungen und anderen modernen Verfahren vor.

Die Organisatoren der Tagung sehen im Austausch die große Chance, zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen: Ein Forscher beobachtet menschliches Verhalten, ein anderer untersucht einzelne Nervenzellen, wieder ein anderer misst Gehirnaktivität bei Wahrnehmungsaufgaben. "Erst wenn wir all diese Befunde zusammentragen, können wir das Wechselspiel im Kopf ergründen", betont Kiefer.

Die an der Tagung beteiligten Forscher aus Psychologie und Hirnforschung sind seit vielen Jahren dem Rätsel Bewusstsein auf der Spur. Christof Koch aus den Vereinigten Staaten, der zusammen mit dem Nobelpreisträger Francis Crick als einer der ersten eine neurobiologisch fundierte Theorie des Bewusstseins formuliert hat, stellt seine aktuellen Arbeiten zum Verhältnis von Aufmerksamkeit und Bewusstsein vor. Stanislas Dehaene aus Frankreich spricht über neue Modelle und Befunde zu Hirnprozessen bei bewusster und unbewusster Wahrnehmung. John-Dylan Haynes aus Deutschland berichtet über seine Arbeiten zur Identifizierung von Bewusstseinsinhalten im Gehirn. In weiteren Vorträgen werden neueste Befunde zu den Mechanismen der bewussten Wahrnehmung, zur Kontrolle unbewusster Prozesse und zu Störungen des Bewusstseins bei Hirnschädigung vorgestellt.

Die Tagung knüpft an eine langjährige Forschungstradition an: "Die Bewusstseinsforschung in Deutschland findet seit vielen Jahren weltweit große Beachtung", sagt Kiefer. So sei die internationale Untersuchung der unbewussten Handlungsvorbereitung wesentlich von deutschen Arbeitsgruppen initiiert, etwa von Odmar Neumann aus Bielefeld, und Dirk Vorberg aus Braunschweig. "Die Tagung und unser Projektnetzwerk wollen diese Tradition stärken und ausbauen."

Weitere Informationen:
Sprecher des Projektnetzwerks "Bewusstseinsforschung"
PD Dr. Markus Kiefer, Universität Ulm
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III
markus.kiefer@uni-ulm.de
www.uni-ulm.de/unbewusst/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.h-w-k.de/1535.html
Tagungsprogramm

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news369612

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution22

Quelle: Universität Ulm, Willi Baur, 17.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2010