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MELDUNG/116: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 06.05.10 (idw)


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Universitätsmedizin Göttingen / Georg-August-Universität - 03.05.2010

Neues "Herzforschungszentrum Göttingen" gegründet

Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen, Max-Planck-Institute und Deutsches Primatenzentrum bündeln hohe wissenschaftliche Expertise in der Herzforschung am Wissenschaftsstandort Göttingen

(umg) Am Wissenschaftsstandort Göttingen wurde heute das Heart Research Center Göttingen (HRCG) in Gegenwart der neuen niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Professorin Dr. Johanna Wanka, mit einer Feier eröffnet. Das neue Herzforschungszentrum Göttingen macht es sich zur Aufgabe, die Mechanismen zu untersuchen, die Herzerkrankungen auslösen und zu Verschlechterung führen. Auf der Grundlage dieser Forschung sollen neue Diagnose- und Behandlungsverfahren zur Verbesserung der Patientenversorgung entwickelt werden.

Im Vordergrund stehen Forschungsarbeiten zur Herzinsuffizienz. Herzschwäche ist mit zwei bis drei Millionen betroffenen Patienten in Deutschland eine der häufigsten Erkrankungen. Sie führt zu Luftnot, eingeschränkter Belastbarkeit und einer verringerten Lebenserwartung. Die 5-Jahressterblichkeit liegt mit 50 Prozent höher als bei den meisten Krebserkrankungen. Herzinsuffizienz entsteht nach Herzinfarkt, durch zu hohen Blutdruck, nach Herzmuskelentzündung oder bei Herzklappenerkrankungen.

Das Konzept des HRCG

Im Heart Research Center Göttingen sind Grundlagenwissenschaftler und klinische Forscher gleichermaßen vertreten. Dabei kooperieren das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen, das Max-Planck-Institut (MPI) für Experimentelle Medizin, das MPI für biophysikalische Chemie, das MPI für Dynamik und Selbstorganisation sowie das Deutsche Primatenzentrum (DPZ).

"Mit dem Heart Research Center hat der Wissenschaftsstandort Göttingen eine weitere herausragende Einrichtung für die international ausgerichtete Spitzenforschung gewonnen. Gerade bei den weit verbreiteten Krankheitsbildern, wie den Herz-Kreislauferkrankungen, ist die Zusammenarbeit der besten Forscherinnen und Forscher ein Gewinn für die betroffenen Menschen", sagte die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. "Das HRCG ist gleichzeitig ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Exzellenzantrag der Universität Göttingen für das Jahr 2012. Das Land Niedersachsen unterstützt diese Initiative voll und ganz. Mit den kooperierenden wissenschaftlichen Einrichtungen und der hohen klinischen Expertise der Universitätsmedizin Göttingen hat Niedersachsen in der Forschung eine Perle dazugewonnen."

Der Vorsitzende des HRCG, Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Abteilung Kardiologie und Pneumologie am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen, beschreibt den zentralen Auftrag des HRCG: "Am Herzforschungszentrum Göttingen führen wir translationale Medizin durch. Das heißt, dass wir nach Lösungen an der Schnittstelle zwischen vorklinischer Grundlagenforschung und klinischer Entwicklung suchen. Die Probleme identifizieren wir in der Klinik am Patienten und in den Laboren der Wissenschaftler erarbeiten wir dann die Lösungen. Die Ergebnisse sollen den Patienten wieder zugute kommen", so Hasenfuß.

Forschungsschwerpunkte im Heart Research Center Göttingen

Das neue Herzforschungszentrum Göttingen setzt sich vier Schwerpunkte:

1. Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
2. Herzrhythmusstörungen
3. Herzregeneration durch Stammzellen und
4. Katheter-basierte Behandlung von Herzklappenerkrankungen

"Bei allen unseren Vorhaben setzen die beteiligten Wissenschaftler und Kliniker modernste Labortechniken und Methoden ein", sagt Prof. Dr. Walter Stühmer, Direktor am MPI für Experimentelle Medizin und Vorstandsmitglied im HRCG für die beteiligten Max-Planck-Institute. "So dient beispielsweise die in Göttingen von Professor Dr. Stefan W. Hell am MPI für biophysikalische Chemie erfolgreich entwickelte STED-Mikroskopie dazu, das Zusammenspiel von Kanälen und Molekülen im Herzmuskel zu analysieren. Diese Erkenntnis hilft uns dabei, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln."

Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der Behandlung von Herz-Rhythmusstörungen. Sie können gehäuft bei der Herzinsuffizienz, aber auch ganz unabhängig davon, vorkommen. Bei den Herz-Rhythmusstörungen sollen die krankmachenden Mechanismen erkannt und neue Behandlungsverfahren entwickelt werden. So wird es für die Forscher im HRCG ein Thema sein, neue Verfahren zur Behandlung lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen (Kammertachykardien und Kammerflimmern) zu entwickeln. Hierzu wurde bereits von einer Forschergruppe um Prof. Dr. Stefan Luther und Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz, beide MPI für Dynamik und Selbstorganisation, sowie Prof. Dr. Markus Zabel, Abteilung Kardiologie und Pneumologie der UMG, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Robert Gilmour von der Cornell University in USA ein völlig neues Verfahren entwickelt. "Wir können bereits im Experiment lebensbedrohliche Rhythmusstörungen des Herzmuskels durch erheblich geringere elektrische Pulsenergien beseitigen als dies bisher möglich ist. Hieraus ergeben sich völlig neue Perspektiven der effizienten und deutlich schonenderen Behandlung der Patienten", sagt Prof. Luther. "Das HRCG bietet die einzigartige Möglichkeit, die Ergebnisse der Grundlagenforschung zeitnah in der Praxis umzusetzen," ergänzt Prof. Bodenschatz.

Zudem beginnen am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen gegenwärtig klinische Untersuchungen mit neuen Rhythmusmedikamenten, an deren Entwicklung Wissenschaftler des HRCG in den vergangenen fünf Jahren entscheidend beteiligt waren.

Ein anderes klinisches Schwerpunktthema ist die Behandlung von Herzklappenerkrankungen mit Katheterverfahren, bei der Kardiologen und Herzchirurgen eng zusammenarbeiten. Beispiele hierfür sind die Implantation von Aortenklappen und die katheterbasierte Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz. Bei der Mitralklappe wird ein kleiner Clip über einen Herzkathetereingriff angebracht. "Mit dieser Methode können wir schon jetzt eine Mitralklappeninsuffizienz deutlich verbessern", so Professor Hasenfuß. "Ich glaube ohne weiteres sagen zu können, dass die Universitätsmedizin Göttingen hier europaweit eine führende Rolle übernommen hat."

Weiter entwickelt werden sollen auch die Behandlungsverfahren der Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) unter Verwendung von Stammzellen. Im HRCG werden Arbeiten mit pluripotenten Stammzellen durchgeführt. Das ist die spermatogoniale Stammzelle, die bereits 2006 erstmals als pluripotente Stammzelle im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen beschrieben wurde (Guan et al. Nature 2006). Geforscht wird auch an Stammzellen aus Eizellen, die Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann (Abt. Pharmakologie der UMG) identifiziert hat, und an Stammzellen, die z.B. aus Hautzellen oder Blutzellen des Menschen gewonnen werden können (induzierte pluripotente Stammzellen). Aus diesen Stammzellen werden Gewebsverbände hergestellt, die dann durch Aufnähen auf das erkrankte Herz eine Verstärkung bedeuten können. Außerdem werden Verfahren entwickelt, bei denen die Zellen direkt in das Herz verabreicht werden können. Immunologische Untersuchungen werden durchgeführt, um die Abstoßung der Stammzellen oder die Tumorbildung durch Stammzellen sicher verhindern zu können. Das DPZ als Gründungsmitglied des Herzforschungszentrum Göttingen Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen erfüllt als Leibniz-Institut für Primatenforschung eine bundesweite Aufgabe als Kompetenz- und Referenzzentrum für die Forschung an und mit Primaten, also den nächsten Verwandten der Menschen. "Wegen der großen Ähnlichkeit der Physiologie der Affen mit der des Menschen nimmt die Primatenforschung eine Schlüsselrolle zwischen Grundlagenforschung und der angewandten klinischen Forschung ein. Das DPZ, als ein international anerkanntes Forschungsinstitut vor Ort in Göttingen, ist für das neue Herzforschungszentrum eine deutschlandweit einmalige Chance", sagt Prof. Dr. Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums.

Insbesondere die Abteilung Stammzellbiologie und die Pathologieforschung am DPZ bringen sich in das HRCG ein. Damit gibt es die Möglichkeit, Erkenntnisse zur Physiologie und Pathologie des Kreislaufsystems besonders direkt aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung zu bringen.

Ambitioniertes Ziel

Die beteiligten Partner haben sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Dipl-Kfm. Dipl.-Pol. Rüdiger Strehl, Vorsitzender des Stiftungsausschusses Universitätsmedizin und Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD), sieht durch das Konzept des Herzforschungszentrums Göttingen neue Chancen für den Standort Göttingen: "Das HRCG bringt alle Voraussetzungen mit, um sich bei den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschriebenen "Gesundheitszentren" mit Fördermitteln in Höhe mehrerer Millionen Euro durchsetzen zu können", so Strehl.

Prof. Dr. Cornelius Frömmel, Sprecher des Vorstandes der UMG und Vorstand Forschung und Lehre, rechnet mit einem Erfolg des Herzforschungszentrums Göttingen: "Das HRCG kann die Stärken aller beteiligten Partner nutzen. Das erhöht deutlich die Erfolgschancen bei den schwierigen Forschungsthemen. Damit eröffnen sich gute Möglichkeiten für große Drittmittelanträge."

Weitere Informationen
Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität
Unternehmenskommunikation / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller
presse.medizin@med.uni-goettingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution493

Quelle: Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität, Stefan Weller, 03.05.2010

Raute

Universitätsklinikum Leipzig AöR - 05.05.2010

Adipositas-Zentrum bewilligt

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) für Adipositas-Erkrankungen ist in Leipzig bewilligt worden. Das BMBF stärkt in Leipzig den etablierten Forschungsschwerpunkt Stoffwechselerkrankungen mit bis zu 50 Millionen Euro.

Die Universitätsmedizin Leipzig hat vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Förderzusage für den Aufbau eines von insgesamt acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum erhalten. Damit werde auch die schon seit vielen Jahren in Leipzig ansässige Kompetenz für Stoffwechselerkrankungen gewürdigt, so Prof. Michael Stumvoll, der wissenschaftliche Leiter des Zentrums. Für die nächsten fünf Jahre stehen insgesamt 24 Millionen Euro zur Verfügung um das Forschungscluster Adipositas und Begleiterkrankungen weiter auszubauen. Eine weitere Förderung über 25 Millionen Euro ist für die folgenden fünf Jahre geplant. Ziel des IFB ist es, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit Forschungserfolge schnell in die Behandlungspraxis umzusetzen. Mit über 50 Wissenschaftlern und rund 60 Mitarbeitern aus 14 unterschiedlichen Forschungsdisziplinen, soll das IFB AdipositasErkrankungen in Leipzig zu einem Referenzzentrum mit internationaler Bedeutung werden.

Vor allem die intensive Förderung von exzellenten Nachwuchswissenschaftlern ist deutschlandweit einzigartig, so Cornelia Borchers, die Geschäftsführerin des IFB. "Für die Universitätsmedizin ist dieses Zentrum eine große Herausforderung, die aber nicht auf planen Boden fällt. Die Wissenschaftler und Ärzte, die ihre Kompetenz in das IFB mit einbringen sind schon seit vielen Jahren auf diesem Gebiet erfolgreich. Jetzt haben wir erstmals die Möglichkeit diese Kompetenzen an einem Ort zu bündeln und direkt für die Patienten nutzbar zu machen." Für Professor Stumvoll ist das vor allem ein Grund warum man sich in Berlin für Leipzig als Standort entschieden hat. Übergewicht, Fettleibigkeit und die damit zusammenhängenden Erkrankungen gehören zu den größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit.

In Leipzig wird seit etwa zehn Jahren auf diesem Gebiet intensiv wissenschaftlich und klinisch gearbeitet. Zahlreiche Arbeitsgruppen verschiedener Fachbereiche haben inzwischen Weltruf erlangt und gewährleisten beste Voraussetzungen zur Untersuchung des Krankheitsbildes Adipositas und seiner Begleiterkrankungen. Leipzig stellt zum Beispiel auch das einzige DFG-geförderte Verbundprojekt zu diesem Themenschwerpunkt in Deutschland. Auch die strukturierte Therapie von adipösen Kindern und Jugendlichen, die sowohl konservative als auch chirurgische Maßnahmen einschließt, sowie die klinische und Grundlagenforschung zur kindlichen Entwicklung des Übergewichts sind deutschlandweit einmalig. Mit einem IFB fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den nachhaltigen Aufbau eines auf einen bedeutsamen Krankheitsbereich spezialisierten, Forschung und Versorgung umfassenden Zentrums. Dieses Zentrum wird ganz wesentlich zum Schwerpunkt Stoffwechselerkrankungen beitragen, einem der Profil bestimmenden Schwerpunkte der Medizinischen Fakultät Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig.

Hintergrund:

Mit den Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren (IFB) fördert das BMBF in wichtigen Krankheitsbereichen die engere Verknüpfung von Forschung und Patientenversorgung. Die Zentren sollen das Profil der Medizinischen Fakultät und des zugehörigen Universitätsklinikums prägen. Damit wird der Austausch zwischen grundlagenbezogener und patientenbezogener klinischer Forschung gestärkt.

Ein Ziel ist die stärkere Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern durch frühe eigenständige Arbeit und durch attraktivere berufliche Perspektiven. Entwickelt werden müssen geeignete fächerübergreifender Organisationsstrukturen, die diese Ziele wirksam befördern. Exzellente Grundlagenforschung sowie einschlägige Erfahrungen in der patientenorientierten Forschung sind grundlegende Bedingungen für ein IFB. Deutschlandweit sind insgesamt acht IFB geplant.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1298

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig AöR, Dipl.-Journ. Heiko Leske, 05.05.2010

Raute

Ludwig-Maximilians-Universität München - 04.05.2010

EU-Förderung in Millionenhöhe

LMU-Mediziner koordiniert Projekt zum Nebennierenkrebs

Nahezu jedes menschliche Gewebe kann bösartige Tumoren ausbilden, auch die Nebenniere. Zwei Krebsarten dieser Hormondrüse, das Nebennierenrindenkarzinom und das maligne Phäochromozytom, lösen häufig eine ungebremste Produktion von Nebennierenhormonen aus, die mit spezifischen Symptomen einhergehen. "Meist wird die Erkrankung dennoch zu spät für eine vollständige operative Entfernung des Tumors diagnostiziert", sagt der LMU-Mediziner Professor Felix Beuschlein. "Auch wenn dann noch alle anderen therpeutischen Maßnahmen ausgeschöpft werden, ist die Prognose für die Patienten in beiden Fällen leider immer noch schlecht."

Unter der Leitung des Endokrinologen sollen die Tumorerkrankungen der Nebenniere nun in einer europaweiten Kooperation erforscht werden, die von der EU in den nächsten fünf Jahren mit sechs Millionen Euro gefördert wird. "Wir wollen zum einen die klinische Situation der Patienten durch mehrere Studien verbessern", so Beuschlein. "Die hochqualifizierte Betreuung der Betroffenen soll zudem durch die Verknüpfung europäischer Zentren zu neuen Strukturen langfristig gesichert werden."

Die Nebenniere ist eine Drüse, die oberhalb der Niere gelegen so wichtige Hormone wie das Adrenalin und das Cortisol produziert. Das Organ ist damit an der Regulation des Wasserhaushalts, des Blutdrucks und des Zuckerstoffwechsels beteiligt. Ist die Hormonbildung gestört, können schwere Erkrankungen auftreten. Manchmal aber beruht eine überschießende Produktion dieser Botenstoffe auf einem bösartigen Tumor der Nebenniere. Sowohl das Nebennierenrindenkarzinom als auch das Phäochromozytom des Nebennierenmarks können zu einer drastisch gesteigerten Hormonbildung führen, was oft so charakteristische Symptome wie plötzlichen Blutdruckanstieg, Blässe und Kopfschmerzen auslöst oder an der Entwicklung von Übergewicht, Muskelschwäche und Osteoporose beteiligt sein kann.

"Leider werden diese seltenen Krebsarten dennoch meist erst dann diagnostiziert, wenn sie schon ein Nachbarorgan befallen oder Metastasen ausgebildet haben", berichtet der LMU-Endokrinologe Professor Felix Beuschlein. "Eine komplette operative Entfernung der Tumoren ist dann in der Regel nicht mehr möglich. Selbst wenn alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft werden, ist die Prognose in der Regel schlecht." Die Forschung strebt deshalb danach, die laborchemischen, histologischen und bildgebenden Verfahren der Diagnostik zu verbessern sowie eine Risikoabschätzung für einzelne Patienten durch geeignete Biomarker zu ermöglichen - und auch neue Therapieformen zu entwickeln.

"In einzelnen Ländern war dies bislang nicht möglich", sagt Beuschlein. "Die beiden Krebsarten sind so selten, dass auf nationaler Ebene wegen zu geringer Patientenzahlen kaum aussagekräftige Studien durchgeführt werden können. Ein internationaler Ansatz schien deshalb geboten." So hat es sich das 2002 gegründete Europäische Netzwerk ENS@T ("European Network for the Study of Adrenal Tumours") zum Ziel gesetzt, Tumorerkrankungen der Nebenniere über Ländergrenzen hinweg zu erforschen - und bereits entscheidende Vorarbeiten geleistet. Ein von Beuschlein koordiniertes Projekt wird nun von der EU über fünf Jahre mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert werden. An den geplanten Einzelprojekten werden 15 Partner aus sechs europäischen Ländern beteiligt sein.

Der Aufbau einer gemeinsamen Datenbank soll dabei die europäischen Strukturen für klinische und translationale Forschung stärken. Auch dafür werden die Forscher je eine klinische Studie zum Nebennierenrindenkarzinum und zum malignen Phäochromozytom initiieren. Das dabei gesammelte Biomaterial, also etwa Blut- oder Urinproben, soll mit neuesten molekularen und genetischen Methoden untersucht werden, um Marker als Grundlage einer individualisierten Therapie definieren zu können. "Wir hoffen, auf diesem Weg die klinische Situation der Patienten entscheidend zu verbessern", sagt Beuschlein. "Wir wollen die europäischen Zentren aber auch so verknüpfen, dass die hochqualifizierte Betreuung der Betroffenen langfristig gesichert ist." (suwe)

Ansprechpartner:
Prof. Felix Beuschlein
Schwerpunkt Endokrinologische Forschung
Medizinische Klinik Innenstadt der LMU
E-Mail: felix.beuschlein@med.uni-muenchen.de
Web: www.endocrine-research.mki.klinikum.uni-muenchen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution114

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, Luise Dirscherl, 04.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2010