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MELDUNG/081: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 17.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Entzündliche Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weiter erforscht
→  Gefährliche Atemnot
      Kompetenznetz Asthma und COPD erforscht bessere Diagnose und Therapie

Raute

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - 16.03.2010

Entzündliche Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weiter erforscht

Kieler Wissenschaftler publizieren neue Ergebnisse

Professor Andre Franke und Professor Stefan Schreiber von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist es gelungen, neue genetische Ursachen für die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis Ulcerosa zu publizieren. Das Wissenschaftsmagazin Nature Genetics berichtet ab dem 14. März ausführlich über die aktuellen Forschungen.

In Deutschland und Österreich leiden etwa 500.000 Menschen an den beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Die Symptome sind anhaltender Durchfall und unerträgliche Bauchschmerzen. Neben genetischen Risikofaktoren spielen größtenteils noch unbekannte Umweltfaktoren eine wichtige Rolle.

In der publizierten Studie durchsuchten die Kieler Wissenschaftler weit über 1,8 Millionen Positionen im Erbgut der Patienten nach Krankheitsursachen. Dabei konnte unter anderem eine proteinverändernde Mutation im sogenannten IL17REL Gen auf Chromosom 22 als ursächlich identifiziert werden. Laufende Forschungsarbeiten untersuchen derzeit die nähere Funktion des Proteines IL17REL, über das bisher noch sehr wenig bekannt ist. Basierend auf diesen Erkenntnissen können dann zukünftig neue Medikamente für Colitis ulcerosa entwickelt werden.

Mehr als 1000 Patienten mit Colitis ulcerosa und 1700 gesunde Kontrollpersonen der norddeutschen Biobank popgen hatten sich freiwillig für eine Teilnahme an der Studie gemeldet. "Ohne die freiwillige Blutspende der Patienten wäre diese Art von Ursachenforschung nicht möglich", so Professor Stefan Schreiber, der auch Sprecher des DFG-Exzellenzclusters für Entzündungsforschung ist. Neben deutschen Patienten und Kontrollpersonen, wurden auch über 7500 Personen aus den Ländern England, Belgien, Norwegen, Griechenland und Holland in die Studie eingeschlossen. Zwar weiß man, dass es teilweise erhebliche genetische Unterschiede zwischen Patienten aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen gibt, jedoch wurde interessanterweise die IL17REL Mutation in allen untersuchten Patientengruppen bestätigt.

Die Studie wurde von dem Exzellenzcluster "Entzündungen an Grenzflächen" der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Biobank popgen unterstützt.
www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/abs/ng.553.html

Kontakt:
Prof. Dr. Andre Franke
a.franke@mucosa.de
Prof. Dr. Stefan Schreiber
s.schreiber@mucosa.de
Institut für Klinische Molekularbiologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution235

Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Susanne Schuck, 16.03.2010

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 16.03.2010

Gefährliche Atemnot
Kompetenznetz Asthma und COPD erforscht bessere Diagnose und Therapie

Schwerpunkte liegen auf bildgebenden Verfahren und klinischen Studien

Trockener Husten, schweres Atmen bis zum Erstickungsgefühl, Enge in der Brust: Bei vielen Patienten mit Asthma oder COPD lösen diese Symptome Panik bis zur Todesangst aus. Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Volkskrankheit entwickelt: Nahezu 15 Prozent der Deutschen leiden an der Erkrankung. Bezüglich der Mortalität wird die Erkrankung im Jahr 2020 Platz drei in der Todesursachenstatistik einnehmen. Beim Asthma bronchiale sind etwa fünf Prozent der Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder betroffen. Gerade für Patienten mit COPD gab es in den vergangenen Jahrzehnten nur wenige Fortschritte in der Therapie. Um die Forschung zu diesen chronischen Atemwegserkrankungen zu fördern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Anfang 2009 das Kompetenznetz Asthma und COPD gegründet. "Die krankheitsbezogenen Kompetenznetze des BMBF haben die Aufgabe, hervorragende Wissenschaftler zu vernetzen und die Expertise zu bündeln", sagte Dr. Marianne Kordel-Bödigheimer, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt. "Gerade bei Erkrankungen, die häufig auftreten und mit einer hohen gesundheitlichen Belastung einhergehen, können so die Forschungsergebnisse schneller für den Patienten zur Verfügung stehen."

Am 15. März 2010 trafen sich Lungenexperten aus Marburg, Heidelberg und Hannover zu ihrer ersten wissenschaftlichen Tagung des Kompetenznetzes in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). "Ziel des gesamten Netzwerks ist die Weiterentwicklung von Prävention, Diagnostik und Therapie von Asthma und COPD. Darüber hinaus soll eine Forschungsplattform für obstruktive Lungenerkrankungen aufgebaut werden, die vom Zellkultursystem über Tiermodelle bis zu Patientenkohorten inklusive Biomaterialien reicht", betonte Professor Dr. Claus Vogelmeier, Philipps Universität Marburg, Sprecher des Kompetenznetzes. Das Kompetenznetz ist in zwei Verbünde gegliedert: Asthma-MRI (Magnet Resonanz Imaging) und Cosyconet.

Der Verbund Asthma-MRI beschäftigt sich mit der radiologischen Bildgebung in der Diagnostik von Asthma und COPD. "Die Etablierung der Strahlungsfreien Magnetresonanztomographie zur bildgebenden strukturellen und funktionellen Diagnostik bei Asthma und COPD ist ein besonderer Schwerpunkt innerhalb des Kompetenznetzes und darüber hinaus. Damit wollen wir eine gezielte Auswahl einer wirksamen Therapie, eine gut messbare Kontrolle des Therapieerfolgs und eine verbesserte Abschätzung der Prognose erreichen", erklärte Professor Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Universität Heidelberg, Sprecher des Verbundes Asthma-MRI.

Der Verbund Cosyconet untersucht den Zusammenhang zwischen COPD und anderen Erkrankungen wie Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die überproportional häufig bei COPD-Patienten auftreten.

"Kern ist der Aufbau eines nationalen Registers von 3000 COPD-Patienten, deren Befunde mit anderen Registern verglichen werden sollen", sagte Professor Dr. Tobias Welte, MHH, Projektleiter der Cosyconet-Kohortenstudie. "Wir untersuchen, wie häufig diese anderen Erkrankungen auftreten und prüfen den möglichen Zusammenhang zwischen systemischer Entzündung und der Lungenerkrankung." Außerdem werden die Auswirkungen auf Morbidität, Mortalität und Kosten evaluiert.

Das Kompetenznetz wird zunächst für drei Jahre mit insgesamt 7,5 Millionen Euro gefördert. Geplant sind drei weitere Förderphasen bis zum Jahr 2021, in denen die Arbeit fortgeführt und ausgebaut werden soll.

Weitere Informationen
erhalten Sie bei Dr. Maike Schnoor
Geschäftsstelle Kompetenznetz Asthma und COPD
Philipps Universität Marburg
schnoorm@staff.uni-marburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 16.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2010