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GESUNDHEIT/1268: Gesundheit in Deutschland - Wie gesund leben wir? (Securvital)


Securvital 2/16 - April-Juni 2016
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Gesundheit in Deutschland
Wie gesund leben wir?

von Norbert Schnorbach


Gesundes Essen, ausreichend Bewegung, Erholung und Ausgleich vom Stress - schön wär's, wenn man das alles schaffen könnte. Neue Untersuchungen zeigen, wie es tatsächlich um die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland bestellt ist.


Eigentlich geht's uns gut. Die meisten Deutschen sind mit der eigenen Gesundheit zufrieden und tun auch etwas dafür. Die Lebenserwartung steigt dank guter medizinischer Versorgung. Für gefürchtete Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Lungenentzündungen gibt es viel bessere Behandlungsmöglichkeiten als früher. Und wir können uns ein Gesundheitssystem leisten, das im internationalen Vergleich auf hohem Qualitätsniveau steht.

Andererseits: Chronische Krankheiten wie Diabetes nehmen dramatisch zu. Übergewicht, Bluthochdruck und Rückenschmerzen machen immer mehr Menschen zu schaffen. Gesundheitsbehörden warnen vor neuen Infektionskrankheiten und Antibiotika-Resistenzen. In der Medizin und Pharmazie gibt es inzwischen auch Formen der Überversorgung, die zu neuen Gesundheitsproblemen führen: zu viele Medikamente, überflüssige Untersuchungen, unnötige Operationen.

Wie hoch wir die Lebensqualität einschätzen und wie gesund wir in Zukunft sein werden, hängt entscheidend davon ab, wie gesund wir heute leben. Große wissenschaftliche Untersuchungen versuchen systematisch zu klären, wie bedeutsam der Lebensstil ist, insbesondere Ernährung, Bewegung, Umgang mit Stress und Gesundheitsvorsorge. Zurzeit läuft die größte nationale Gesundheitsstudie, die je in Deutschland dazu gemacht worden ist. 200.000 Studienteilnehmer werden über Jahre hinweg beobachtet, um neue Einsichten zu gewinnen, wie sich die häufigsten Volkskrankheiten entwickeln.

Die Forscher interessiert ganz besonders die Frage, wie Diabetes, Bluthochdruck, Krebs, Rückenschmerzen und andere weit verbreitete Krankheiten und Beschwerden mit der alltäglichen Lebensführung zusammenhängen. Ein neuer Bericht der Bundesregierung, eine Art Gesundheits-Report für Deutschland, liefert umfangreiche Informationen zum Stand des gegenwärtigen Wissens. Der 500-Seiten-Bericht mit dem Titel "Gesundheit in Deutschland 2015" ist im Internet dokumentiert und steht kostenlos zum Download auf der Website des staatlichen Robert Koch-Instituts (www.rki.de/gesundheitsbericht).


Lebenserwartung steigt

"Es gibt durchaus erfreuliche Entwicklungen", erklärt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in dem neuen Gesundheits-Report. Der Bericht zeige zum Beispiel, dass es "kaum noch Unterschiede in der Gesundheit, dem Gesundheitsverhalten und der Gesundheitsversorgung zwischen den alten und neuen Bundesländern gibt". Frühere Unterschiede aus DDR- und BRD-Zeiten seien mittlerweile ausgeglichen. Außerdem zeigt der Deutschland-Bericht, dass die Chancen immer besser werden, ein hohes Alter bei guter Gesundheit zu erreichen.

Die Lebenserwartung steigt. Mittlerweile beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen 83 Jahre, die von Männern 78 Jahre. Wir können heute darauf hoffen, so der Gesundheitsbericht für Deutschland, im Durchschnitt zwei Jahre älter zu werden und entsprechend mehr Lebenszeit zur Verfügung zu haben, als das noch vor einem Jahrzehnt der Fall war. Viel dazu beigetragen haben die Gesundheitsvorsorge und die besseren medizinischen Therapiemöglichkeiten. Selbst bei schweren Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Sterblichkeitsrate geringer geworden.

Für Prof. James Vaupel ist die Steigerung der Lebenserwartung keine Überraschung. Andere Länder wie Japan erreichten sogar noch höhere Werte, sagt der Leiter des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. Vieles habe jeder Mensch selbst in der Hand, wie er am Beispiel Rauchen mit drastischen Worten formuliert: "Wer raucht, stirbt zehn Jahre früher." Ähnlich verheerend können sich schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung auswirken.

Diese beiden Bereiche machen den Gesundheitsforschern besonders große Sorgen: Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig und ernähren sich schlecht. Die Folgen sind im nationalen Gesundheitsbericht nachlesbar: "Erwachsene in Deutschland essen zu wenig Gemüse, Obst und Fisch, Männer essen zudem weiterhin zu viel Fleisch."


Starkes Übergewicht

Die Entwicklung beim Thema Übergewicht alarmiert die Mediziner. Während der Bevölkerungsanteil mit Übergewicht unverändert hoch bleibt, ist das Aufkommen von extremem Übergewicht bis hin zur Fettsucht (Adipositas mit einem Body-Mass-Index über 30) in den vergangenen Jahren stark gestiegen - um mehr als 50 Prozent bei Kindern, Jugendlichen und jungen Männern. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen Ländern zu beobachten, besonders ausgeprägt etwa in den USA und Mexiko, mit allen negativen Folgen für die Gesundheit: Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für chronische Krankheiten wie Bewegungsprobleme, Diabetes und Bluthochdruck.

"Übergewicht und Adipositas stellen das Gesundheitssystem in Deutschland vor eine große Herausforderung. Sowohl die Häufigkeit wie auch der Trend der Adipositas sind besorgniserregend", urteilt der Gesundheitsbericht. Die Verringerung von Übergewicht und Adipositas sei "ein wichtiger Schritt zur Vermeidung einer Vielzahl chronischer Erkrankungen".

Ähnliches gilt für Sport und Bewegung. Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig. Ein Drittel der Erwachsenen gibt bei Befragungen an, keinerlei Sport in den vergangenen drei Monaten gemacht zu haben. "Das empfohlene Aktivitätsniveau von 2,5 Stunden pro Woche erreicht nur jeder fünfte Erwachsene", stellt der Gesundheitsbericht fest. Nur bei den Älteren sehen die Forscher einen Trend zum Besseren: Die sportliche Aktivität bei älteren Erwachsenen hat in den vergangenen 15 Jahren zugenommen, das Bewusstsein für gesunden körperlichen Ausgleich ist größer geworden.


Früherkennung

Bei den Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen ergibt sich ein gemischtes Bild. Am häufigsten wird das Vorsorgeangebot für Schwangere und Kleinkinder angenommen: 90 % der Schwangeren gehen zu den monatlichen Untersuchungen, ebenso viele Kinder werden bei den Haus- und Kinderärzten zu den ersten Früherkennungsuntersuchungen vorgestellt. Weniger beliebt sind die zahnärztlichen Kontrollen. Sie werden nur zu etwa 75 Prozent genutzt. Zum Gesundheits-Check alle zwei Jahre geht etwa die Hälfte, zu den verschiedenen Krebsvorsorgeuntersuchungen meist nur eine Minderheit. Positiv ist die Entwicklung bei den Präventionskursen, etwa mit Pilates, Yoga, Feldenkrais, Rückentraining usw. Hier haben sich laut Gesundheits-Report die Teilnehmerzahlen in den jüngsten Jahren deutlich erhöht, wobei auffällt, dass doppelt so viele Frauen wie Männer daran teilnehmen.

Die Gesundheitspolitik hat sich um Verbesserungen bemüht. So sieht das neue Präventionsgesetz vor, dass die Krankenkassen sich mehr für die Gesundheitsförderung engagieren. Dazu tragen Gesundheitskurse und Veranstaltungen in Kindergärten, an Schulen und in Betrieben bei. Hilfreich sind auch Bonusprogramme für die Versicherten von Krankenkassen, die zu sportlichen Aktivitäten motivieren und das Gesundheitsbewusstsein nachhaltig stärken. Das Prämienprogramm Healthmiles ist besonders empfehlenswert: Es ist kostenlos für alle Versicherten der SECURVITA Krankenkasse. Man kann jederzeit neu einsteigen und sich mit aktiver Gesundheitsvorsorge, Sportveranstaltungen und der Teilnahme an Gesundheitskursen hohe Geldprämien verdienen.


Wer reich ist, lebt länger

Gesundheitszustand und Krankheitshäufigkeit hängen in vielen Fällen eng mit dem Einkommen zusammen. Viele chronische Krankheiten sind ausgeprägter bei den Bevölkerungsschichten mit geringerem Einkommen und niedrigerem Sozialstatus. Unter Armen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes und Depressionen viel häufiger als in der gehobenen Mittel- und Oberschicht. Das führt zu großen Unterschieden in der Lebenserwartung: "Frauen mit niedrigem Einkommen haben eine um acht Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen mit hohem Einkommen; bei Männern beträgt der Unterschied elf Jahre", stellt der nationale Gesundheitsbericht fest.


"Gesundheit in Deutschland 2015", Robert Koch-Institut, Berlin 2015. Kostenloser Download:
www.rki.de/gesundheitsbericht

"Ernährungsreport 2016", herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
www.bmel.de

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Quelle:
Securvital 2/16 - April-Juni 2016, Seite 6-10
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA Gesellschaft zur Entwicklung alternativer
Versicherungskonzepte mbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2016

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