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FORSCHUNG/3613: Fresszellen besser verstehen (idw)


Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 21.11.2016

Fresszellen besser verstehen

Neue Funktion eines Signalwegs aus der Blutdruckforschung entdeckt


Das Renin-Angiotensin-System (RAS) spielt eine wichtige Rolle für den Flüssigkeitshaushalt des Körpers und den Blutdruck. Ein neuer Signalweg des RAS kann aber auch Immunzellen entscheidend beeinflussen. Das hat eine Studie gezeigt, die am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wurde. Ihre Ergebnisse haben die Forscher jetzt im renommierten Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.(*)

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem bei jungen Erwachsenen auftritt und zu unterschiedlichen neurologischen Ausfällen sowie bleibender Behinderung führen kann. Genauso wie bei der Gefäßkrankheit Arteriosklerose spielen die Fresszellen des Immunsystems eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Krankheit. In einer Kooperation mit PD Dr. Johannes Stegbauer und seinen Kollegen der Nephrologischen Klinik der Universität Düsseldorf untersuchten die FAU-Forscher um Prof. Dr. Ralf Linker aus der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen nun den Einfluss neuer Signalwege des Blutdruck regulierenden Renin-Angiotensin-Systems in experimentellen Modellen der MS und der Arteriosklerose.

In ihrer Arbeit beschreiben die Wissenschaftler den Signalweg mit dem Namen "Angiotensin 1-7/Mas" - kurz Mas - als bedeutsam, um entzündungsfördernde Effekte im Körper zu kompensieren. Beide Forschergruppen konnten zeigen, dass der Rezeptor Mas eine wichtige Rolle für die Funktion von Entzündung regulierenden Fresszellen, den sogenannten Makrophagen, spielt. Eine medikamentöse Beeinflussung des Rezeptors kann die Eigenschaften dieser Fresszellen hin zu anti-entzündlichen Eigenschaften verändern und so einen neuen Behandlungsansatz für chronisch-entzündliche Erkrankungen darstellen.

"Diese Erkenntnisse liefern einen neuen Beitrag zum Verständnis der Rolle von Fresszellen bei der MS und bringen möglicherweise neue Ansatzpunkte für eine bessere Behandlung der bisher unheilbaren Erkrankung", erklärt der Neurologe Prof. Dr. Ralf Linker, der die Erlanger Experimente koordiniert und versucht, als Leiter der Neuroimmunologischen Ambulanz am Uni-Klinikum Erlangen, die neuen Erkenntnisse aus dem Labor für seine Patienten nutzbar zu machen. Die FAU-Wissenschaftler vermuten, dass verschiedene Botenstoffe, die aus der Herz-Kreislauf- und Bluthochdruck-Forschung bekannt sind, auch bei entzündlichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen können. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob Medikamente, die den Rezeptor Mas beeinflussen, auch bei Patienten mit MS oder Arteriosklerose positive Effekte haben können.


(*) doi: 10.1073/pnas.1612668113

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
0http://idw-online.de/de/institution18

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Dr. Susanne Langer, 21.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2016

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