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ETHIK/1206: Zika-Virus und Mikrozephalie - Forscher experimentieren mit humanen embryonalen Stammzellen (Edith Breburda)


Forscher benutzen humane embryonale Stammzellen, um eine Verbindung von Zika-Virus und Mikrozephalie herzustellen

Von Edith Breburda


Zwei Laborstudien könnten uns helfen, die Pathogenität des Zika-Virus aufzudecken. Wie es scheint, hat sich das Virus auf das Gehirn des Ungeborenen spezialisiert. Damit verdichten sich die Hinweise, dass das Zika-Virus Mikrozephalie hervorruft.

Zwei unabhängige Forschergruppen der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland und der Florida State University in Tallahassee, zeigten in ihren Experimenten, wie das Virus das Gehirnwachstum des Ungeborenen beeinflusst.

In der Petrischale wurden neuronale Stammzellen, aus welchen sich später Gehirnzellen bilden, mit dem Virus infiziert. Drei Tage danach hatte das Virus 85% der Zellen durchseucht. Im Gegensatz dazu wurden fetale Nierenzellen, humane embryonale Stammzellen sowie induzierte pluripotente Stammzellen nur zu 10% infiziert, berichteten die Neurowissenschaftler Dr. Hongjun Song und Guo-li Ming und der Virologe Hengli Tang in Cell Stem Cell Anfang März 2016.

Zum Erstaunen der Wissenschaftler wurden die erkrankten Zellen nicht gleich getötet. Das Virus benutzte stattdessen das Genom der Wirtszelle und veranlasste es, seine Virus-DNA herzustellen.

"Durch das Hijack-Prinzip vermehrten sich die Viruszellen. Allerdings wuchsen die Zellen sehr langsam und unterbrachen sogar Teilungs-Zyklen. Diese Faktoren können zu einer Verkleinerung des Kopfes beitragen", sagte Song.

Trotz allem bleiben noch viele Fragen unbeantwortet. Die eindeutige Verbindung zwischen Zika und Mikrozephalie ist immer noch nicht klar bewiesen. Die Forscher wollen die gleichen Versuche mit anderen Flaviviren durchführen, die in den Gebieten vorkommen, in denen Zika ausgebrochen ist. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass vorausgegangene Virusinfektionen das Erkrankungsbild von Zika beeinflussen.

Es muss noch geklärt werden, auf welchem Wege es dem Zika-Virus möglich ist, die die Plazentaschranke zu überwinden und den Fetus direkt zu infizieren; ein Weg, der den meisten Viren versperrt ist, schreibt das Science Magazine (1).

Viele Experimente werden fast mit einer Selbstverständlichkeit an humanen embryonalen Stammzellen ausgeübt. Dennoch tappen Wissenschaftler im Dunkeln. Als sich die am 7. März 2016 verstorbene Nancy Regan nach der Alzheimererkrankung ihres Mannes dafür einsetzte, die Krankheit zu erforschen und später humane embryonale Stammzellforschung stark förderte, empörten sich viele Republikaner. Bei aller Sympathie, die sie für die einstige Mutter der amerikanischen Nation empfanden, sahen sie es doch als falsch an, Menschen am Anfang ihres Lebens ein Recht auf dieses abzusprechen, weil man eventuell in ferner Zukunft alten Menschen das Leben verlängern könnte. Bisher hat das Töten von unzähligen Embryonen keinem Mitmenschen eine Heilung zukommen lassen. "Man kann keine Krankheit heilen, indem man Ungeborene tötet", betonen Bischöfe immer wieder. Von daher gesehen sollten auch keine humanen embryonalen Stammzellen benutzt werden, um die Epidemiologie eines Virus zu erforschen (2).


Literatur:

1) Vogel G.: Zika virus kills developing brain cells. Science 4. März 2016

2) Siehe auch: Dr. Edith Breburda. Reproduktive Freiheit, free for what? Kindle eBook oder Taschenbuch, ISBN-10: 0692447261, ISBN-13: 978-0692447260

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Quelle:
© by Dr. Edith Breburda
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin
Blog: http://scivias-publisher.blogspot.com/


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2016

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