Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

NOTFALL/260: Experten plädieren für Kursänderung in der deutschen Notfallmedizin (DGINA)


Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) - 13. September 2012

Experten plädieren für Kursänderung in der deutschen Notfallmedizin

Geforderter Notfallmedizin-Facharzt garantiert bessere Versorgung in Notaufnahmen



Berlin - In Notaufnahmen deutscher Kliniken arbeiten bisher keine eigens auf den Notfall ausgerichtet Fachärzte. Das kann zu medizinisch gefährlichen und wirtschaftlich ungünstigen Umwegen in der Behandlung führen, warnt die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V. (DGINA). 15 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben vorgebeugt: Sie haben die Notfallmedizin inzwischen zu einem eigenständigen Fachgebiet erklärt.

Patienten in deutschen Notaufnahmen werden derzeit nicht von Fachärzten für das notfallmedizinische Fachgebiet behandelt. "Denn was die Professionalisierung der Notfallmedizin betrifft, ist Deutschland ein Entwicklungsland", kritisiert Chefärztin Dr. med. Barbara Hogan (MBA) aus der zentralen Notaufnahme der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona. Sie ist die gewählte zukünftige Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin (EuSEM), die sich für die höchste Qualität in der Notfallversorgung einsetzt. Um diese sicherzustellen, hält es die EuSEM wie auch die DGINA für erforderlich, Mediziner zu Fachärzten für Notfallmedizin auszubilden. "Nur so kann sowohl eine medizinisch als auch ökonomisch effektive Versorgung in den ersten kritischen Minuten eines Notfalls garantiert werden", erklärt Hogan.

Im Jahr 2010 haben etwa 21 Millionen Menschen eine Notaufnahme aufgesucht - etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung. "Schnelles und symptomorientiertes Arbeiten muss in Anbetracht steigender Patientenzahlen sowie der zeitkritischen Situation einer organbezogenen Behandlung vorgeschaltet sein", weiß DGINA-Präsident Professor Dr. med. Christoph Dodt. "Diese Aufgabe erfordert rasche Entscheidungen und damit hohe medizinische Kompetenz sowie ein enges Zusammenspiel aller an der Notfallmedizin beteiligten Berufsgruppen. " Mit einer fünfjährigen fachärztlichen Qualifikation zum "Facharzt für Notfallmedizin", der dann auch europaweit anerkannt wird, erwarten die Experten eine deutliche Qualitätssteigerung der Notfallversorgung in Krankenhäusern. "Die ärztliche Kunst in der Notaufnahme besteht in der raschen Zuordnung unklarer Symptome zu Krankheiten und der unverzüglichen Einleitung erforderlicher Therapien. Wir fordern, dass in Deutschland eine international gleichwertige eigenständige Ausbildung in der Notfallmedizin stattfindet, die dafür sorgt, dass die Qualität der Notfallversorgung internationalen Standards genügt", so Dodt. Eine deutschlandweite Orientierung hin zur Spezialisierung in der Notfallmedizin käme den Patienten unmittelbar zu Gute.

Dies haben viele anderer Länder in der Vergangenheit bereits umgesetzt: Laut einer Untersuchung der Internationalen Föderation für Notfallmedizin (IFEM) ist in den vergangenen 45 Jahren weltweit die Zahl jener Länder massiv gestiegen, die die Spezialisierung in Notfallmedizin als eigenständiges Fachgebiet anerkannt haben. Innerhalb der EU wird die Notfallmedizin derzeit von 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union als unabhängiges Fachgebiet akzeptiert. Weitere Länder wollen im Jahr 2013 folgen. "Deutschland muss diesen Weg auch gehen!", fordert Hogan.

Auf einer Pressekonferenz anlässlich der 7. Jahrestagung der DGINA in Berlin vergleicht die Expertin die Notfallmedizin in Deutschland mit anderen europäischen Ländern und erklärt, wie ein neuer Facharzt für Notfallmedizin Patienten in deutschen Notaufnahmen künftig sicherer und effektiver versorgen kann.


Terminhinweise:

7. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA e.V.)
Termin: 20. bis 22. September
Ort: Maritim proArte Hotel, Friedrichstrasse 151, 10 117 Berlin

*

Quelle:
Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA)
Kongress-Pressestelle, Anna Julia Voormann/Christina Seddig
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552/-442, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org und seddig@medizinkommunikation.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012