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SPORTMEDIZIN/330: Return-to-play nach Muskelverletzung - Orthopäden und Unfallchirurgen warnen vor zu früher Belastung (idw)


Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. - 24.10.2018

Return-to-play nach Muskelverletzung - Orthopäden und Unfallchirurgen warnen vor zu früher Belastung

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
23. bis 26. Oktober 2018, Messegelände Süd, Berlin


Muskelverletzungen gehören zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Neue Behandlungskonzepte versprechen eine immer schnellere, vollständige Heilung. Ob sie diese Versprechen wirklich halten, ist bisher noch nicht ausreichend durch Studien belegt, betonen Orthopäden und Unfallchirurgen und warnen vor einem zu frühen Wiedereinstieg ins Training. Wie Muskelverletzungen sich vermeiden lassen, wie die optimale Therapie aussieht und was bei der Rehabilitation zu beachten ist, erklären Experten bei einer Pressekonferenz anlässlich des DKOU 2018 in Berlin.

Vor allem für viel trainierende Athleten und Profisportler sind Muskelverletzungen mitunter fatal: Je nach Ausmaß der Verletzung müssen sie ihr Training eine Weile aussetzen oder zumindest reduzieren. 98 Prozent der Fälle machen Zerrungen oder leichte Muskelfaserrisse aus, mit denen der Patient schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder moderat ins Training einsteigen kann. "Nichtsdestotrotz zählt im Profisport jeder Tag und die meisten Athleten und ihre Trainer wünschen sich eine genaue Prognose, wann der Sportler wieder einsatzbereit ist - am liebsten auf den Tag genau", sagt Privatdozent Dr. med. Raymond Best, Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart.

Dementsprechend gibt es immer wieder neue Therapiekonzepte, die Patienten eine noch schnellere Heilung versprechen. "Ob diese Behandlungsansätze wirklich zu einer schnelleren Heilung führen, ist bisher aber nicht durch Studien belegt", erklärt Best, der die Abteilung Sportorthopädie/Sporttraumatologieder unteren Extremität an der Sportklinik Stuttgart leitet. Experten diskutieren außerdem, ob eine hochauflösende Bildgebung, wie etwa die Kernspintomografie das Ausmaß der Verletzung besser bestimmen könne und so eine genauere Prognose über den Krankheitsverlauf ermöglicht. "Die Heilungszeit ist aber nicht nur von der Größe der Verletzung abhängig; es kommt auch darauf an, wie sehr die Funktion des Muskels geschädigt ist", so Best. Die Dauer des Verletzungsausfalls könne deshalb auch mit einem Bild nicht immer zweifelsfrei bestimmt werden. Für den Experten liegt der Grundstein einer optimalen Heilung in einer gründlichen körperlichen und klinischen Untersuchung. Ein Ultraschall kann helfen, die Verletzung besser einzuschätzen.

Bei der Rehabilitation raten Experten dazu, nicht wieder im vollen Umfang ins Training einzusteigen, sondern die Belastung schrittweise zu erhöhen. Schmerz sollte dabei ein Warnsignal sein, das Training sofort zu unterbrechen, betont Dr. med. Gerd Rauch, einer der Kongresspräsidenten des DKOU 2018. "Viele Sportler fangen aus persönlichem Ehrgeiz zu früh nach einer Verletzung wieder an, im vollen Umfang zu trainieren", sagt der Experte, der als Mannschaftsarzt die Handballer vom MT Melsungen betreut. "Sie riskieren dabei aber weitere, eventuell sogar noch schwerere Verletzungen, die zu noch längeren Ausfallzeiten führen können", so die Warnung des Experten. Sportverletzungen, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen sind auch Thema einer Pressekonferenz, die am 25. Oktober 2018 im Rahmen des DKOU 2018 in Berlin stattfindet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1739

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. - 24.10.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2018

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