Technische Universität Dresden - 31.08.2016
CRISPR/Cas9 Technologie zur Diagnose von Krebsmutationen
Die Genschere "CRISPR/Cas9" eröffnet auch der Krebsforschung völlig neue Möglichkeiten. Mit ihr lassen sich krebstreibende Mutationen erkennen und gezielt reparieren, wie Wissenschaftler des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden, des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden zeigen konnten. Ausschlaggebende Mutationen könnten künftig damit schneller diagnostiziert werden, um Therapien individueller auf Patienten abzustimmen.
Die CRISPR/Cas-Genschere ist eines der revolutionärsten Werkzeuge in der Biotechnologie mit enormen Auswirkungen für die biologische und medizinische Forschung. Als programmierbare DNA-Schere erlaubt dieses System das gezielte Schneiden an vorher definierten Stellen im Erbgut von Zellen. Jetzt haben Forscher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden, des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden einen Weg gefunden, diese Technologie zur Diagnose und Inaktivierung von Krebsmutationen zu nutzen.
"Mutationen in Krebszellen werden heute mit zunehmender Geschwindigkeit durch Hochdurchsatz-Sequenzierung identifiziert", erläutert Professor Frank Buchholz, Leiter der jetzt in der Fachzeitschrift "Journal of the National Cancer Institute" (JNCI) erschienenen Studie. "In den meisten Fällen bleibt jedoch unklar, welche dieser genetischen Veränderungen die Krankheit tatsächlich vorantreiben und welche keine größeren Auswirkungen haben." Innerhalb der Studie analysierten die Autoren zunächst, wie viele der mehr als 500.000 bekannten Krebsmutationen theoretisch gezielt attackiert werden können. Dabei fanden Sie heraus, dass über 80 Prozent der Mutationen mit dem CRISPR/Cas9 System angreifbar sind. In Experimenten zeigte die Forschungsgruppe anschließend, dass eine Vielzahl dieser Mutationen in Krebszellen gezielt geschnitten und inaktiviert werden können.
Auf diese Weise konnten die Forscher diejenigen Mutationen identifizieren, welche für Zellwachstum und Lebensfähigkeit der Krebszellen maßgeblich verantwortlich sind. "Hiermit haben wir nun ein Instrument in der Hand, mit dem wir schnell die krebstreibenden von den weniger relevanten Mutationen unterscheiden können", stellt Frank Buchholz fest. Da jede Krebserkrankung individuell ist und eine spezifische Kombination verschiedenster Mutationen aufweist, könnte dieser wissenschaftliche Ansatz insbesondere der Krebsdiagnostik zu Gute kommen. Mutationen, die für das schnelle Krebswachstum ausschlaggebend sind könnten gezielt erkannt werden, um eine zielgerichtete Therapie basierend auf diesen Informationen einzuleiten.
Publikation
Gebler et al., Inactivation of cancer mutations utilizing CRISPR/Cas9.
JNCI
DOI: 10.1093/jnci/djw183
http://jnci.oxfordjournals.org/content/109/1/djw183.full
Informationen zum Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT)
Dresden
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden ist eine
gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des
Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen
Fakultät der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Es
befindet sich als Partnerstandort des NCT Heidelberg seit 2015 im Aufbau.
Das NCT hat es sich zur Aufgabe gemacht, Forschung und Krankenversorgung
so eng wie möglich zu verknüpfen. Damit können Krebspatienten in Dresden
und Heidelberg auf dem jeweils neuesten Stand der wissenschaftlichen
Erkenntnisse behandelt werden. Gleichzeitig erhalten die Wissenschaftler
am NCT durch die Nähe von Labor und Klinik wichtige Impulse für ihre
praxisnahe Forschung. Gemeinsamer Anspruch beider Standorte ist es, das
NCT zu einem internationalen Spitzenzentrum der patientennahen
Krebsforschung zu entwickeln. (www.nct-heidelberg.de)
Information zum Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung
(DKTK)
Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) als
Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen
universitären Partnerstandorten und Kliniken in Deutschland. Mit dem DKFZ
kooperieren Forschungseinrichtungen und Kliniken an Standorten Berlin,
Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg, Heidelberg, München
und Tübingen, um optimale Bedingungen für die kliniknahe Krebsforschung zu
schaffen. Das Konsortium fördert interdisziplinäre Forschungsthemen an
der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Klinik, sowie klinische
Studien zu innovativen Therapie- und Diagnoseverfahren. Ein weiterer
Schwerpunkt ist der Aufbau von Forschungsplattformen, um den Einsatz
personalisierter Krebstherapien zu beschleunigen und die Diagnose und
Prävention von Krebserkrankungen zu verbessern. Das Konsortium ist eine
gemeinsame, langfristige Initiative des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF), der beteiligten Bundesländer und des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ) und wurde als eines der sechs Deutschen
Zentren der Gesundheitsforschung (DZGs) gegründet. (www.dktk.org)
Informationen zur TU Dresden
Die Technische Universität Dresden ist eine der elf Exzellenz-Universitäten
in Deutschland. Dieser Titel reflektiert hierbei nicht nur die hervorragende
Wissenschaftsleistung am Standort Dresden, sondern auch die erfolgreiche
Etablierung interdisziplinärer Forschungsallianzen. Eines der fünf
definierten universitären Forschungsprofile stellt das Cluster
"Gesundheitswissenschaften, Bio-Medizin und Bio-Engineering" dar, welches
sowohl die Grundlagenforschung als auch translationale Forschung in sich
vereint. Das wissenschaftliche Gebiet der Systembiologie stellt in diesem
Zusammenhang ein neues Forschungsareal dar, welches experimentelle und
theoretische Forschung miteinander verknüpft. Aufgrund einer strategisch
angelegten Schwerpunktsetzung an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden
konnten in den vergangenen Jahren fruchtbare Synergien zwischen Klinikern
und Grundlagenforschern gestärkt als auch ausgebaut und die
Weiterentwicklung einer personalisierten Medizin am Standort Dresden
forciert werden. (https://tu-dresden.de/)
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Frank Buchholz
Medizinische Fakultät, Technische Universität Dresden
Email: frank.buchholz@tu-dresden.de
Weitere Informationen finden Sie unter
https://tu-dresden.de/med/der-bereich/news/crispr-cas9-technologie-zur-diagnose-von-krebsmutationen
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution143
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Dresden, Konrad Kästner, 31.08.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2016
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