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ONKOLOGIE/1430: Forscher finden Ursache für besonders aggressive Leukämie bei Kindern (idw)


Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 26.04.2013

FAU-Forscher finden Ursache für besonders aggressive Leukämie bei Kindern



Tumorerkrankungen bei Kindern sind immer ein dramatisches Ereignis - umso mehr, wenn es sich um besonders schwer behandelbare Tumoren handelt. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt einen möglichen Schlüssel zur Therapie eines sehr aggressiven Blutkrebses, der so genannten MLL-Leukämie, gefunden. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Robert Slany vom Lehrstuhl für Genetik konnten zeigen, weshalb die von der Leukämie betroffenen Blutzellen ungehemmt wachsen.

MLL-Leukämie ist eine Form des Blutkrebses, die besonders häufig bei Kindern auftritt. Etwa 80 Prozent aller Leukämie-Fälle die bei Kindern bis zu einem Jahr auftreten sind von diesem besonders aggressiven Subtyp. Trotz großer Erfolge bei der Behandlung von Leukämien bei Kindern im Allgemeinen zählt die MLL-Leukämie immer noch zu den großen Problemen in der klinischen Praxis. Nur etwa die Hälfte der kleinen Patienten kann geheilt werden. Mit der Erklärung, warum die betroffenen Blutzellen ein ungehemmtes Wachstumsverhalten zeigen, sind die Forscher einer Therapie für die Krankheit möglicherweise einen Schritt näher gekommen.

Das für die Entstehung der MLL-Leukämie verantwortliche Tumorprotein, ein verändertes Eiweißmolekül, regt die leukämiebefallenen Blutzellen an Faktoren zu produzieren, die bewirken, dass sich die Zellen mit abnormal hoher Geschwindigkeit teilen und so vermehren. Außerdem deaktiviert das Protein die natürlichen Bremsen in der Zelle, die normalerweise genau diese Überproduktion verhindern. "Es ist so ähnlich, als ob jemand im Auto einen Ziegelstein auf das Gaspedal legt und zusätzlich noch die Bremsleitungen durchschneidet", beschreibt Professor Slany. Mit den neuen Erkenntnissen hoffen die Wissenschaftler nun gezielt eine potenzielle Behandlungsmöglichkeit entwickeln zu können, "die Sand in das Getriebe der Zellen streut", sagt Slany, und die Vorgänge im Inneren wieder auf Normalgeschwindigkeit bringt.

Die Ergebnisse der FAU-Forscher wurden jetzt im renommierten Magazin Cell Reports veröffentlich. Möglich wurde dieser Forschungserfolg durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des neu gegründeten Bayerischen Netzwerkes für molekulare Biosysteme.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution18

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Blandina Mangelkramer, 26.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2013