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ONKOLOGIE/1389: Nebennierentumor - neue molekulare Untersuchungen sollen Entstehung klären (idw)


Wilhelm Sander-Stiftung - 18.12.2012

Nebennierentumor - neue molekulare Untersuchungen sollen Entstehung klären



Die Nebennieren sind lebenswichtige Hormondrüsen, die anatomisch eng benachbart zur Niere liegen. Im Laufe des Lebens entwickeln fast fünf Prozent der Bevölkerung einen Nebennierentumor, der in der Regel gutartig ist, aber durch ungesteuerte Hormonproduktion erhebliche Störungen wie erhöhten Blutdruck oder Osteoporose hervorrufen kann. Bösartige Nebennierentumoren sind selten, haben dann aber eine sehr ungünstige Prognose. Prof. Bruno Allolio und Dr. Cristina Ronchi wollen klären, welche Veränderungen im Erbgut der Nebennierenzellen die Entwicklung solcher Tumoren ermöglichen.

Von besonderem Interesse dabei ist auch die Frage, wie es manchen Tumorzellen gelingt, ihre Hormonproduktion von der Steuerung durch die Hirnanhangdrüse unabhängig zu machen und eine autonome Hormonüberproduktion auszulösen. Um dies zu beantworten, analysieren die Würzburger Endokrinologen gutartige und bösartige Nebennierentumoren nun systematisch mithilfe moderner molekularbiologischen Methoden (Single Nucleotide Polymorphism Arrays, Exome Sequencing). Den Forschern kommt zugute, dass sie in Würzburg Zugang zu umfangreichem Tumormaterial haben.

Voruntersuchungen im endokrinologischen Labor haben bereits gezeigt, dass bestimmte Gene entweder eine Verdopplung aufweisen mit gesteigerter Genaktivität oder in den Tumoren ausgeschaltet sind (vgl. Abbildung). Die in diesen Voruntersuchungen identifizierten Gene charakterisieren die Forscher jetzt systematisch mit Blick auf deren Bedeutung für die Tumorentstehung. Das Erbmaterial einer bestimmten Krebsart - den Cortisol-produzierenden Tumoren - wollen die Würzburger sogar vollständig sequenzieren, um auch kleinste Genänderungen zu erfassen, die an der Tumorentstehung und der autonomen Hormonproduktion beteiligt sind. "Wir erwarten aus dem Verständnis der Tumorentstehung neue diagnostische Verfahren und Ansätze zu einer verbesserten Therapie", erläutert Bruno Allolio.


Kontakt (Projektleitung):
- Prof. Dr. Bruno Allolio
Leiter des Schwerpunktes Endokrinologie
Medizinische Klinik und Poliklinik I
E-Mail-Adresse: allolio_b@medizin.uni-wuerzburg.de
- Dr. Cristina L. Ronchi
Schwerpunkt Endokrinologie
Medizinische Klinik und Poliklinik I
E-Mail-Adresse: ronchi_c@medizin.uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen zur Stiftung:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image190642
Verteilung häufiger DNA-Veränderungen bei gutartigen Cortisol-sezernierenden Nebennierentumoren: Regionen mit einer erhöhten Anzahl an DNA-Kopien in rot, Regionen mit Kopieverlusten in blau. Schematische Darstellung von Chromosomenabschnitten. Methode: SNP Array Analyse.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 230.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung.
Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution890

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wilhelm Sander-Stiftung, Sylvia Kloberdanz, 18.12.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2012