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HNO/262: Forschung - Neues risikoarmes Verfahren bei verschlossenen Ohrtrompeten (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 12.05.2015

Neues risikoarmes Verfahren bei verschlossenen Ohrtrompeten


Berlin - Druck auf dem Ohr, Hörprobleme und immer wieder eine Mittelohrentzündung: Eine verschlossene Ohrtrompete plagte Betroffene oft jahrelang, ohne dass ihnen eine Therapie wirksam geholfen hätte. Bielefelder Mediziner haben ein neues Verfahren entwickelt, das Abhilfe schafft. Dabei wird die Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre oder Tuba auditiva genannt, mit einem Ballonkatheter geweitet. Wie risikoarm und einfach sie funktioniert, erläutern die Experten der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) auf der Pressekonferenz am 12. Mai in Berlin anlässlich ihrer 86. Jahresversammlung (13. bis 16. Mai 2015).

Die Eustachische Röhre sorgt für einen Druckausgleich zwischen dem Nasen-Rachen-Raum und dem Mittelohr. In der Regel ist sie geschlossen, um das Ohrinnere vor Infektionen aus dem Nasenraum zu schützen. Nur beim Gähnen oder Schlucken öffnet sie sich kurz. Ist die Funktion der Tuba auditiva beeinträchtigt - ist sie zum Beispiel dauerhaft verstopft oder verengt -, haben die Betroffenen zum einen Probleme mit der Be- und Entlüftung des Ohres, zum anderen ist die Reinigungsfunktion des Mittelohres eingeschränkt. Die Folge: Schmerzen und häufig eine Mittelohrentzündung, die schlimmstenfalls zu einer Verminderung der Hörfähigkeit führen kann.

"Etwa ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an einer verschlossenen Ohrtrompete, auch obstruktive Tubendysfunktion genannt", sagt Professor Dr. med. Holger Sudhoff, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Bielefeld. Er hat die Kathetermethode maßgeblich entwickelt. Bei dieser dringen die Ärzte mit einem Endoskop, meist durch die Nase, in Einzelfällen auch durch den Rachen oder das Ohr, bis zum Eingang der Tube vor. "Anschließend wird der Ballonkatheter in die Trompete vorgeschoben", erläutert der HNO-Facharzt. "Nach genauer Positionierung wird der Ballon mit einer Kochsalzlösung bis zu einem Druck von 10 bar aufgeblasen." Etwa zwei Minuten lang bleibt der Druck aufrechterhalten, dann wird die Flüssigkeit aus dem Ballon abgelassen und der Katheter vorsichtig mit dem Endoskop entfernt. Der Eingriff dauert nur einige Minuten, wird jedoch unter Vollnarkose durchgeführt.

Inzwischen setzen zahlreiche Krankenhäuser den "Bielefelder Ballonkatheter" ein. Nebenwirkungen gibt es kaum; vereinzelt registrierten die Ärzte geringere, ungefährliche Blutungen im Nasen-Rachen-Raum. "Die Erfolgsquote ist gut", berichtet Professor Sudhoff. "Studien haben gezeigt, dass nach einer Ballondilatation die Belüftung der Tube um 70 bis 80 Prozent besser funktioniert als vorher." Künftig sollen auch Kinder von der Methode profitieren können; gerade sie werden häufig von Mittelohrentzündungen geplagt.

"Nach einigen Jahren Erfahrung mit der Ballondilatation können wir sagen, dass wir einen neuen Standard bei der Behandlung einer obstruktiven Tubendysfunktion und vergleichbaren Erkrankungen begründet haben", sagt Professor Sudhoff. Er wird das Therapiekonzept auf der Pressekonferenz in Berlin ausführlich vorstellen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution76

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 12.05.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2015

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