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GERIATRIE/267: Leipziger Forscher messen Lebensqualität im Alter für bessere medizinische Versorgung (idw)


Universität Leipzig - 23.11.2016

Leipziger Forscher messen Lebensqualität im Alter für bessere medizinische Versorgung

Neues Handbuch zur Erfassung subjektiver Lebensqualität vorgestellt


Ältere Menschen mit einer beginnenden Demenz beurteilen die eigene Lebensqualität insgesamt schlechter als gesunde. Das haben Psychologen der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig in einer bundesweiten Befragung herausgefunden. Die Ergebnisse bilden zugleich die Normwerte für ein neuerschienenes Handbuch, womit Praktiker und Wissenschaftler die subjektive Lebensqualität von Senioren messen können.

Unsere Gesellschaft wird älter: Schon 2050 soll der Anteil der über 60-Jährigen von heute 25 auf dann 37 Prozent ansteigen. Neben der medizinischen Versorgung der älteren Menschen spielt auch der Aspekt der subjektiven Lebensqualität eine wichtige Rolle: Sie ist ein zentrales Kriterium für die Beurteilung der Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen. "Die Einschätzung der Lebensqualität ist eine sehr subjektive Sache, trotzdem kann man sie messen. Es liegt nahe, dass älteren Menschen dabei andere Aspekte wichtiger sind als jüngeren", erklärt Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP).

Was Menschen im Alter wichtig ist und Lebensqualität verspricht, erfasst ein Fragebogen, der unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt wurde. Er trägt die Bezeichnung WHOQOL-OLD - das steht für WHO Quality of Life für Menschen ab 60 Jahren. Die Forscher des Leipziger Instituts haben den Fragebogen mit entwickelt und nun die deutsche Version als Handbuch für Wissenschaftler und Praktiker veröffentlicht. "Die Messung der Lebensqualität ist in der Forschung unverzichtbar, letztlich sollten sich alle unsere neuen Interventionen daran messen lassen, ob sie die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Ältere Menschen leiden häufiger unter chronischen Erkrankungen und haben ganz andere Bedürfnisse. Dann stehen für sie oftmals die Linderung sowie palliative Aspekte im Mittelpunkt der Behandlung", betont Dr. Ines Conrad vom ISAP. Die subjektive Lebensqualität als Messgröße ist in der klinischen Forschung und der Versorgungsforschung mittlerweile unverzichtbar. Die Einschätzung von Behandlungsergebnissen und das Abwägen von Behandlungsoptionen muss sich gerade für alte Menschen mehr an der Lebensqualität orientieren.

Das Handbuch enthält zudem Hinweise zur Anwendung des Fragebogens sowie Referenzwerte aus einer Studie zur Validierung des Instruments. Dazu haben Wissenschaftler des Leipziger Instituts bundesweit über 1.000 ältere Menschen zu ihrer subjektiven Sicht auf die eigene Lebensqualität befragt. Sie fanden dabei erstmals heraus, dass Menschen bereits mit leichten kognitiven Störungen alle Dimensionen von Lebensqualität schlechter bewerten als kognitiv gesunde Menschen. "Der kognitive sowie der gesundheitliche Status haben einen hohen Einfluss auf die subjektive Beurteilung der Lebensqualität", sagt Dr. Ines Conrad, die die Befragung leitete.

Neben den klassischen Dimensionen von Lebensqualität wie Gesundheit oder soziale Beziehungen erfasst der Fragebogen der WHO auch spezielle altersspezifische Aspekte. "Wir erfassen hier unter anderem die sensorischen Fähigkeiten der Menschen, aber auch ihre Sicht auf Intimität oder die Angst vor dem Tod", sagt Dr. Herbert Matschinger.


Fachveröffentlichung
Ines Conrad, Herbert Matschinger, Reinhold Kilian & Steffi Riedel-Heller (2016). WHOQOL-OLD und WHOQOL-BREF - Handbuch für die deutschsprachigen Versionen der WHO-Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität im Alter. Hogrefe: Göttingen. (Best. Nr. 01 267 02)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dr. Katarina Werneburg, 23.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2016

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