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MELDUNG/772: Welche Medien nutzen junge Flüchtlinge? (idw)


Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 29.11.2016

Welche Medien nutzen junge Flüchtlinge?


Wie für die meisten Jugendlichen gehören auch für junge Flüchtlinge Medien ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag. Welche Medienerfahrung bringen Geflüchtete aus ihren Heimatländern mit? Wofür nutzen sie moderne Medien wie Smartphones konkret? Diesen und anderen Fragen geht die Veranstaltung "innovation@publishing 2016" am 2. Dezember auf den Grund. Die Zukunftstagung des Instituts für Buchwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) beschäftigt sich dieses Jahr mit der "Mediennutzung junger Flüchtlinge". Über dieses aktuelle Thema haben wir uns vorab mit Organisator Dr. Volker Titel vom Lehrstuhl für Buchwissenschaft unterhalten.

Herr Dr. Titel, ihre diesjährige Zukunftstagung befasst sich mit der Mediennutzung junger Flüchtlinge. Wie sind Sie gerade auf dieses Thema gekommen?

Im Frühjahr habe ich ein Projektseminar des Bachelorstudiengangs Buchwissenschaft zum Thema Mediensozialisierung betreut, das wir in Kooperation mit dem Landkreis Forchheim realisiert haben. Es ging darum, die Situation von Flüchtlingskindern in Schulen zu analysieren. Aus buchwissenschaftlicher Perspektive hat uns dabei vor allem die Mediennutzung interessiert. Wir sind mit unserer zwölfköpfigen Projektgruppe in die Schulen gegangen und haben mit den Flüchtlingen sowie deren Mitschülern und Lehrern gesprochen. Auch mit dem Schulamt in Forchheim haben wir uns über das Thema ausgetauscht. Aus diesem Seminar ging schließlich mein Vorschlag hervor, das Projekt in Verbindung mit dem Format "innovation@publishing" zu bringen.

Warum ist das Thema "Flüchtlinge und Medien" relevant?

Medien bestimmen einen Großteil unserer Kommunikation, sowohl der aktiven als auch der passiven - sie werden damit zu einer wichtigen Sozialisationsinstanz. Dies ist auch bei Geflüchteten so. Wenn wir also über Kinder und Jugendliche nachdenken, die aus einer Krisensituation heraus zu uns gekommen sind, welche Verbindungen sie in ihre Heimatländer haben und wie sie sich in der neuen Umgebung orientieren, dann spielen ihre Medienerfahrungen und ihre Mediennutzung eine erhebliche Rolle.

Liegt der inhaltliche Schwerpunkt der Tagung auf Schriftmedien wie Büchern? Oder finden darüber hinaus auch andere Medien Berücksichtigung?

Wenn man sich mit der Mediennutzung von Flüchtlingen beschäftigt, fällt auf, dass es inzwischen eine ganze Reihe von Angeboten für Flüchtlinge gibt - von Büchern bis hin zu digitalen Medien. Unser Tagungsuntertitel "Mit Smartphone & Co." spielt natürlich einerseits mit dem Klischee, andererseits mit der tatsächlichen Beobachtung, dass das Medium Smartphone bei Jugendlichen generell, aber auch bei Flüchtlingen, eine große Rolle spielt. Das war unser Ausgangspunkt, der uns zur Fragstellung brachte: Welche Medienerfahrung bringen Flüchtlinge aus ihren Heimatländern mit? Welche Medien haben sie dort genutzt? Inwieweit haben Bücher oder andere Schriftmedien eine Rolle gespielt - aber ebenso Medien wie Fernsehen, Radio oder zunehmend auch das Smartphone. Uns interessiert hierbei insbesondere, wie diese Medien in bestimmten Phasen genutzt worden sind - nämlich vor der Flucht, während der Flucht und jetzt hier in Deutschland. Deswegen ist der Medienbegriff bewusst weit gefasst; uns geht es nicht nur um Bücher.

Mit Ihrer Seminargruppe haben Sie sich bereits ausführlich mit der Mediennutzung junger Geflüchteter auseinandergesetzt. Wie lautet Ihr Fazit?

Es ist schwierig ein generelles Fazit zu ziehen. Wenn aber zum Beispiel der Aspekt der Integration in den Mittelpunkt rückt, dann wird das Potenzial von Medien sehr deutlich. Und zwar insbesondere dann, wenn die verschiedenen medialen Inhalte nicht lediglich "zur Verfügung" gestellt werden, sondern sie im besten Fall gemeinsam mit ihnen gestaltet werden - gerade bei Kindern und Jugendlichen ist hier im schulischen Kontext vieles möglich.


Das Tagungsprogramm ist abrufbar unter:
http://buchwiss.fau.de/forschung/tagungen/innovationpublishing-2016.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution18

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Susanne Langer, 29.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2016

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