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MELDUNG/666: Social Media für die Forschung, weniger für die Wissenschaftskommunikation (idw)


Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V. - 12.07.2015

Social Media für die Forschung, weniger für die Wissenschaftskommunikation

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen Social Media vor allem für die Forschung, weniger für die Wissenschaftskommunikation. Ergebnisse der zweiten bundesweiten Studie zur Nutzung von Social Media durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liegen vor


Wikipedia, Online-Archive und Cloud-Dienste stehen bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an bundesdeutschen Hochschulen nach wie vor hoch im Kurs. Für die Wissenschaftskommunikation werden vor allem klassische Werkzeuge wie Mailinglisten eingesetzt. Social Media-Anwendungen, wie Twitter oder Weblogs, setzen sich hingegen bisher in der Breite nicht durch. Dies belegt die zweite bundesweite Studie zur Nutzung onlinebasierter Anwendungen und Social Media durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Science 2.0-Survey) des eScience-Forschungsnetzwerks Sachsen in Kooperation mit dem Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0.


Wie auch im vergangenen Jahr zählen die Wikipedia (von 94% der Befragten beruflich genutzt), Mailinglisten (76%), Online-Archive und Datenbanken (75%) sowie Content Sharing und Cloud-Dienste (70%) zu den beliebtesten Anwendungen im wissenschaftlichen Arbeitsalltag, während die bereits seit längerem auf dem Markt existierenden Social Bookmarking Services, wie Delicious, noch immer ungenutzt bzw. unbekannt bleiben.

Am weitesten verbreitet ist der Einsatz von Social Media im Kontext der Forschungstätigkeit. Hier werden vor allem die Wikipedia (64%), Online-Archive und Datenbanken (62%), Literaturverwaltungsprogramme (47%) sowie Content Sharing und Cloud-Dienste (41%) genutzt. In der Lehre, als zweitem Arbeitsschwerpunkt der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, spielen vor allem klassische Lernmanagement-systeme (42%) sowie Foto- und Video-Community-Portale (33%) eine Rolle. Nachholbedarf scheint es hingegen im Bereich der Wissenschaftskommunikation zu geben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in diesem Bereich eher selten tätig: Für 46 Prozent der Befragten gehört die Wissenschaftskommunikation nicht zu ihrem Aufgabenspektrum, für weitere 41 Prozent nimmt dieser Tätigkeitsbereich nicht mehr als 10 Prozent ihrer Arbeitszeit in Anspruch. Interaktive und auf ein breiteres, auch nicht-wissenschaftliches Publikum gerichtete Social Media-Werkzeuge, wie Weblogs oder Twitter, werden hier entsprechend selten eingesetzt (Weblogs: 9% , Mikroblogs: 5%). Favorisiert werden hingegen klassische onlinebasierte Werkzeuge, wie Mailinglisten (41%) oder Videokonferenzen (31%), aber auch Social Network Sites mit beruflicher und/oder wissenschaftlicher Ausrichtung (30%) kommen vergleichsweise häufig für Zwecke der Wissenschaftskommunikation zum Einsatz.

Barrieren für die Nutzung von Social Media im wissenschaftlichen Arbeitsalltag sind vor allem ein fehlender erkennbarer Mehrwert für die eigene Arbeit (29% der Befragten gaben dies als Hinderungsgrund für eine berufliche Nutzung an), kein Bedarf an technischer Unterstützung (20%) sowie ein Mangel an Zeit, um sich in bestimmte Werkzeuge einzuarbeiten (14%). Vor allem Kommunikationswerkzeuge wie Blogs und Twitter werden nicht genutzt, weil ihre Nutzung aus Sicht der Befragten keinen erkennbaren Mehrwert darstellt (dies gaben 40% bzw. 52% der Befragten als Nutzungsbarriere an).

Generell zeigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegenüber neuen technischen Entwicklungen offen und haben wenige Berührungsängste mit Social Media. Trotz des weitverbreiteten Einsatzes onlinebasierter Werkzeuge und Social Media, sind die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber sensibilisiert für Datenschutzaspekte, vor allem die Verbreitung und den Zugriff auf personenbezogene Daten im Internet.

Die bundesweite Studie zur wissenschaftsbezogenen Nutzung onlinebasierter Werkzeuge und Social Media-Anwendungen (Science 2.0-Survey) wurde vom Medienzentrum der TU Dresden im Rahmen des ESF-Projekts "eScience - Forschungsnetzwerk Sachsen" in Kooperation mit dem Leibniz- Forschungsverbund "Science 2.0" im Zeitraum Juni/Juli 2014 durchgeführt.


Zur Studie
Bereits zum zweiten Mal wurde der Science 2.0-Survey als bundesweite Online-Befragung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Einsatz von Social Media und onlinebasierten Anwendungen in der Wissenschaft durchgeführt. An der Befragung im Zeitraum 23. Juni 2014 bis 20. Juli 2014 nahmen insgesamt 1.419 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an bundesdeutschen Universitäten, Fachhochschulen sowie Kunst- und Musikhochschulen teil. Erhoben wurde die generelle und berufliche Nutzung von 18 verschiedenen onlinebasierten Werkzeugen und Social Media-Anwendungen, für Tätigkeiten in den Bereichen Forschung, Lehre, Wissenschaftskommunikation und -administration. Darüber hinaus wurde auch nach Hindernissen für die Nutzung der verschiedenen Werkzeuge und Einstellungen gegenüber Social Media gefragt. Die Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbunds "Science 2.0". Die Projektleitung lag beim Medienzentrum der TU Dresden

Weitere Informationen unter:

1. Studie als Online-Dokument auf dem Open Access-Server Qucosa der TU Dresden zum Download:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-163135

2. Informationen zum eScience - Forschungsnetzwerk Sachsen:
http://www.escience-sachsen.de/

3. Informationen zum Leibniz - Forschungsverbund Science 2.0:
https://www.leibniz-science20.de/

4. Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft:
http://www.gmw-online.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1711

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V.,
Prof. Dr. Thomas Köhler, 12.07.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2015

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