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GLEICHHEIT/3634: Deutsche Bank weist zweithöchsten Quartalsgewinn aus


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Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

Deutsche Bank weist zweithöchsten Quartalsgewinn aus

Von Stefan Steinberg
4. Mai 2011


Die Deutsche Bank hat in den ersten drei Monaten diesen Jahres den zweithöchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte erzielt. Sie erzielte einen Nettogewinn von 2,1. Mrd. Euro. Der Vorsteuergewinn betrug 3,5 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass sich die Bank auf Kurs befindet. Vorstandschef Josef Ackermann hat als Ziel zehn Milliarden Euro Profit für das laufende Geschäftsjahr 2011 formuliert.

Die jüngsten Zahlen der Deutschen Bank spiegeln die wachsende Macht und den Einfluss einiger weniger großer internationaler Banken wider. Nach dem Zusammenbruch der Lehman Brothers 2008 erklärten die amerikanische Regierung und Regierungen in aller Welt, dass führende Banken "zu groß zum Scheitern" seien, und dass es notwendig sei, Billionen in diese Banken zu pumpen, um den Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems zu verhindern.

Drei Jahre später sind einige der ganz großen für den Finanzkrach verantwortlichen Spieler, darunter die Deutsche Bank, größer und mächtiger als je zuvor. Vergangenen Monat kommentierte der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, diese Entwicklung in einem Interview mit einer deutschen Zeitung. Er bezeichnete Josef Ackermann als "einen der gefährlichsten Banker der Welt".

Johnson kritisierte vor allem Ackermanns proklamiertes Ziel einer Jahresprofitrate von 25 Prozent. Solche Profitziele, argumentierte Johnson, seien nur möglich, weil Ackermann darauf vertraue, dass seine Bank im Fall von Problemen "vom Steuerzahler gerettet" werde.

Johnson erwartet eine neue Krise, wenn Banken wie die Deutsche Bank weiterhin in breitem Umfang riskante Investitionen auf Grundlage einer zu schmalen Eigenkapitalbasis tätigen. Der ehemalige IWF-Ökonom erklärte, dass die kürzlich eingeführten Basel III Regeln, die von den Banken bis 2015 den Aufbau von Eigenkapital in Höhe von mindestens 4,5 Prozent ihrer Vermögenswerte verlangen, "völlig nutzlos" seien. Um eine neue Finanzpanik zu vermeiden sollten Großbanken Kapitalreserven in Höhe von 20 bis 45 Prozent ihres Anlagevermögens haben, argumentiert er. Die aktuelle Kapitalbasis der Deutschen Bank beträgt gerade einmal vier Prozent. Diese Zahl ist laut Johnson das "klassische Rezept für eine neue Krise".

Die Kritik Johnsons fällt mit Enthüllungen über die Rolle der Deutschen Bank bei dem amerikanischen Hypothekenskandal zusammen, der dem Zusammenbruch von 2008 vorausging. Der kürzlich herausgegebene Bericht des Untersuchungsausschusses des US-Senats über die Finanzkrise kritisierte die Rolle einiger führender amerikanischer und der Deutschen Bank bei der Beschleunigung der Finanzkrise. 45 Seiten des Berichts beschäftigen sich mit 120 Dokumenten, die belegen, wie die Deutsche Bank an vierter Stelle nach drei US-Banken zu dem Hypotheken-Schlamassel beigetragen hat, d.h. sie belegen, wie das amerikanische Finanzsystem mit vergifteten Hypotheken kontaminiert wurde.

Die Dokumente zeigen detailliert auf, welche Rolle die Deutsche Bank bei der Strukturierung von Collateralized Debt Obligations (CDO) im Wert von 1,1 Mrd. Dollar spielte. CDOs sind forderungsbesicherte Schuldverschreibungen, die unter dem Namen Gemstone 7 (Edelstein 7) bekannt waren. Der Top CFO-Händler der Bank verglich sie mit einem "Schneeballsystem" und sie wurden gemeinhin als "Schund" oder "Mist" bezeichnet. Ein internes Memo der Bank instruierte die Händler der Deutschen Bank dann, ihre CDO-Anteile so schnell wie möglich zu verkaufen, "bevor der Markt den Bach heruntergeht".

Die Deutsche Bank konnte ihre Verluste in der Krise begrenzen, weil sie ihren "Schrott" schon in frühen Phasen der Krise verkaufte. Sie schönte ihre Bilanzen auch noch damit, dass sie zu allem Überfluss auf einen unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes wettete.

Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers spielte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Ackermann, eine führende Rolle bei der Verhinderung des Zusammenbruchs des deutschen Bankensystems. Im September 2008 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Rettung der bankrotten Hypo Reat Estate (HRE) auf Kosten der Steuerzahler. Ackermann und andere führende Bankiers diktierten der Regierung die Bedingungen für eine Rettung der maroden Bank durch die Regierung. Der Höhepunkt der Rettungsaktion war dann ein persönliches nächtliches Telefongespräch Ackermanns mit Kanzlerin Merkel.

2008 musste die Deutsche Bank Verluste hinnehmen. Sie konnte aber sowohl die Großzügigkeit der Regierung nutzen, die Milliarden in die Wirtschaft pumpte, als auch die der Europäischen Zentralbank, die Kredite zu praktisch null Prozent anbot. Sie erstand 2009 wie ein Phönix aus der Asche und machte wieder einen Nettoprofit von fünf Milliarden Euro. Die rasche Rückkehr der Deutschen Bank zur Profitabilität veranlasste einen Finanzanalysten zu der Bemerkung: "Die Deutsche Bank hat ganz sicher eine gute Krise gehabt...Es gibt gute Profite in allen Bereichen."

Während etliche seiner Konkurrenten in die Liquidation gegangen sind, konnte Ackermann seit der Krise von 2008 sein Reich vergrößern,. Nachdem die Deutsche Bank den 105 Mrd. Euro Bailout der HRE organisiert hatte, sah sie zu, wie die Dresdner Bank von der Commerzbank geschluckt wurde.

Ende 2009 übernahm die Deutsche Bank die Postbank endgültig und verdoppelte so quasi über Nacht ihren Kundenstamm auf 28 Millionen. Die Akquisition von vierzehn Millionen Kunden in das "Portefolio" der Deutschen Bank veranlasste eine deutsche Zeitung zu dem Kommentar, dass die Bank damit vierzehn Million zusätzliche "Geiseln" bei Verhandlungen mit der Regierung über Geld und Finanzpolitik habe. 2009 übernahm die deutsche Bank auch die Investmentbank Sal Oppenheim, Deutschlands älteste Privatbank, und vergrößerte so ihre europäische Plattform für Spekulationsgeschäfte.

Schon 2008 galt die Deutsche Bank als "zu groß zum Scheitern". 2010 führte die gewachsene Deutsche Bank die von japanischen Regulierern erstellte Top-60-Liste der Finanzinstitutionen an, die "zu groß zum Scheitern"sind. Auf dieser Liste der japanischen Financial Services Agency und der Bank von Japan ließ die Deutsche Bank ihre großen internationalen Rivalen, die US-Banken Goldman Sachs und JPMorgan Chase hinter sich.

Nachdem sie sich ihre Finger auf dem US-Immobilienmarkt verbrannt hatte und Sanktionen der amerikanischen Regulierer fürchtete, verlagert die Deutsche Bank ihre internationale Investmentsparte gegenwärtig nach London und wickelt ihre Operationen auf dem US-Markt ab. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge plant die Deutsche Bank, die amerikanischen Aktivitäten ihres Investmentablegers Taunus zu verringern, um Sanktionen aus dem Weg zu gehen, die sich aus dem kürzlich verabschiedeten Dodd-Frank Finanzmarktregulierungsgesetz ergeben.

Gleichzeitig konzentriert sich die Deutsche Bank zunehmend auf neue Märkte, besonders in den so genannten BRICS-Ländern. Kürzlich erhöhte sie ihren Anteil an der chinesischen Huaxia Bank.

Seit der Finanzkrise von 2008 stehen die Deutsche Bank und ihr Vorstandvorsitzender Josef Ackermann an der Spitze der Kampagne zur Verhinderung wirkungsvoller Finanzmarktregulierungen und der Regulierung von Managergehältern. Am offensichtlichsten ist der enorme und zunehmende Einfluss der Deutschen Bank auf politische Entscheidungen allerdings in der europäischen Finanzkrise.

Die Deutsche Bank verlangt mit am lautesten von den notleidenden europäischen Ländern, "ihre Hausaufgaben" zu machen, d.h. ein Sparprogramm nach dem anderen umzusetzen, um die Tresore der Banken auf Kosten der Arbeitsplätze und des Lebensstandrads von Millionen europäischer Arbeiter und ihrer Familien zu füllen. Erst kürzlich griff ein Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Vertreter der Europäischen Zentralbank scharf an, weil diese die Umstrukturierung der griechischen Schulden verzögerten.

Anscheinend glaubt die Deutsche Bank bei einer solchen Restrukturierung eine führende Rolle zu spielen und Profit aus einem Prozess ziehen zu können, der verheerende Folgen für die griechische Wirtschaft und die griechische Bevölkerung hätte. Das Handelsblatt schrieb in seinem Bericht zu der Frage: "Für Investmentbanken und Anwaltskanzleien ist die Streichung von Schulden ein Milliarden-Dollar-Geschäft."


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Quelle:
World Socialist Web Site, 04.05.2011
Deutsche Bank weist zweithöchsten Quartalsgewinn aus
http://www.wsws.org/de/2011/mai2011/bank-m04.shtml
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2011