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MUSEUM/088: Kunstsammlungen Dresden - Quo vadis, Kunst-Flaggschiff? (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 8 vom 4. Mai 2010

Quo vadis, Kunst-Flaggschiff?

Von Angelika Gütter


Die Kunstsammlungen feiern ihr 450-jähriges Bestehen mit grandioser Schau im Residenzschloss


Mit der aktuellen Sonderausstellung "Zukunft seit 1560" feiern die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eindrucksvoll in den ehemaligen Paraderäumen des Schlosses ihr 450-jähriges Jubiläum. "Es sind 360 ausgewählte Ausstellungsstücke vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu sehen", so Kuratorin Karin Kolb. Sie dokumentieren und zeigen die grandiose Sammelleidenschaft der sächsischen Kurfürsten wie August sowie später August der Starke und dessen Sohn August der III. mit ihrer kurfürstlichen Kunstkammer bis zur Entwicklung des heutigen Museumsverbunds mit über zwei Millionen Besuchern pro Jahr.

Der Rundgang durch die Schau beginnt mit einer spektakulären Drahtzieherbank aus dem Jahr 1565. Die Leihgabe aus Frankreich, an der Drähte aus Gold und Silber gezogen werden konnten, ist vier Meter lang und 800 Kilogramm schwer. Sie hatte Kurfürst August für seine kurz zuvor gegründete Kunstkammer (1560) als besondere Kuriosität bestellt.

Die Ausstellung bietet keinen chronologischen Rundgang, sondern ist in fünf Themenbereiche gegliedert: "Schöpfung", "Verlangen", "Wissbegierde", "Konfrontation" und "Ausstrahlung". Vorgestellt werden großartige Gemälde, exotische Kuriositäten, handwerkliche und naturwissenschaftliche Exponate, mit denen Sachsen über fünf Jahrhunderte Kunstgeschichte schrieb, präsentiert in sieben Ausstellungsräumen auf einer Fläche von rund 1800 Quadratmetern.

"Wir wollen zeigen wie sich der Zukunftsgedanke als treibende Kraft durch die Geschichte der Sammlung zieht", sagt Kunstwissenschaftlerin Kolb. "Aus dem 17. Jahrhundert wissen wir, dass rund 800 Besucher pro Jahr in der Kunstkammer waren."

Die aktuelle Ausstellung hat keine Raumtexte. Als Besonderheit wird Museumsbesuchern ein Media-Guide in die Hand gegeben, mit dessen Hilfe alle wichtigen Informationen abgerufen werden können. Beispielsweise ist zu erfahren, dass das Gemälde "Schmerzensreiche Maria", 1494 von Albrecht Dürer geschaffen, zu einem späteren Zeitpunkt in acht Teile zersägt wurde.

Aus dem Nachlass von Lucas Cranach d. J. wurden einzelne Teile angekauft. Das Mittelstück mit Maria fehlte bereits. Als Leihgabe sind "Maria als Schmerzensmutter" und die dazugehörigen Tafeln "Die sieben Schmerzen der Maria" für kurze Zeit erstmals wieder vereint.

Zu erfahren ist, dass einer der ersten kunstwissenschaftlichen Dispute um Original oder Kopie für Dresden nicht gut ausging. Es handelte sich hier um das zweifach vorhandene Gemälde "Madonna des Bürgermeisters Meyer" (1527) von Hans Holbein d. J., von dem Dresden annahm, das Original zu besitzen.

Informativ aufbereitet sind die dunklen Kapitel sächsischer Kunstgeschichte: Sieben Gemälde aus dem "Sonderauftrag Linz". Sie wurden in der Nazi-Zeit für das von Hitler geplante Führer-Museum (Linz) nach kunstwissenschaftlichen Kriterien durch Generaldirektor Hans Posse (1910-1942) in Dresden gesichtet. Ein Abschnitt geht auf Verluste aus dieser Zeit durch Beschlagnahmung von "entarteter" Kunst ein.

Angekommen in der Gegenwart, dominiert moderne Kunst. Das letzte Exponat ist ein riesiges Dia von Jeff Wall mit der Bildunterschrift "Quo vadis?" Wie wird die Zukunft des sächsischen "Flaggschiffes" gestaltet?

Nach Wunsch von Kunst- und Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) sowie Generaldirektor Martin Roth mit viel Jugend an Bord.


Bis 7. November 2010 täglich von 10 bis 18 Uhr, außer dienstags


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 21. Jg., Nr. 8 vom 04.05.2010, S. 12
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2010