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MELDUNG/220: Wertvolle Erwerbung - Max Beckmanns Skulptur "Adam und Eva" (Hamburger Kunsthalle)


Hamburger Kunsthalle - Presseinformation vom 7. Februar 2014

Wertvolle Erwerbung für die Hamburger Kunsthalle:
Max Beckmanns größte Skulptur 'Adam und Eva' dauerhaft für die Sammlung gesichert

Bedeutendste Erwerbung für die Klassische Moderne der letzten 20 Jahre



Gelungener Coup für die Hamburger Kunsthalle: Adam und Eva (1936), die größte und komplexeste Skulptur Max Beckmanns, geht dauerhaft in die Sammlung des Museums über. Mit Hilfe der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, der Kulturstiftung der Länder, der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG und der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte sich die Kunsthalle das bedeutende Werk dauerhaft sichern. Max Beckmann (1884-1950), einer der zentralen Künstler der Moderne, bildet mit zehn Gemälden und zwei Skulpturen einen eindrucksvollen Schwerpunkt in der Sammlung der Hamburger Kunsthalle. Adam und Eva ist die wichtigste Erwerbung des Museums für die Abteilung Klassische Moderne in den letzten 20 Jahren.

Beckmann war vornehmlich Maler und Grafiker und hat sich selten als Bildhauer betätigt. Von seiner Hand gibt es lediglich acht verschiedene Figuren: Fünf sind zwischen 1934 und 1936 in Berlin entstanden (darunter Adam und Eva), drei wurden 1950 in New York geschaffen. Die von eigener Hand modellierten Figuren, aus denen die späteren Bronzegüsse hervorgingen, sind von besonderem Wert. So hat auch die vorliegende Gipsfigur Adam und Eva eine herausragende Bedeutung: Sie ist die Urfassung der Materialvarianten des Motivs, von denen es nur noch eine Terrakotta-Figur und fünf in Bronze gegossene Exemplare gibt.

Die Skulpturen und Plastiken von Max Beckmann stehen nicht als Werkgruppe für sich, sondern beziehen sich formal und inhaltlich auf die Malerei als künstlerisches Kerninteresse. In der Bildhauerei formt Beckmann seine Faszination für Volumen und Masse ins Dreidimensionale aus und erprobt die Ausdehnung seiner Figuren in den Raum. Auch dem Gehalt nach orientiert sich die Skulptur an der Malerei, wobei sie durchaus eigenständige Varianten zu den gemalten Bildern bietet: Das Motiv Adam und Eva hatte Beckmann bereits 1907, 1917 und 1932 in drei Ölgemälden behandelt. Während dort die ersten Menschen gleich groß und gleichwertig erscheinen, zeigt die 1936 entstandene Plastik einen massigen Adam, der Eva als kleines Figürchen in seiner Hand schützend vor sich hält, während sich die Schlange gefährlich um seinen Körper schlingt und über seine Schulter hinweg auf Eva herabblickt. Die Akteure erscheinen hier rätselhaft in ihre gegenseitigen Abhängigkeiten verstrickt.

Der 'Beckmann-Saal' der Hamburger Kunsthalle wurde im Zuge des Erwerbs der Skulptur neu gestaltet. Besonders reizvoll ist die Zwiesprache zwischen der Figur Adam und Eva und dem großformatigen Gemälde Odysseus und Kalypso (1943): Nicht nur kreisen beide Werke um die Themen Eros und Schuld. Aufgrund der Verwandtschaft der beiden Darstellungen werden im Saal auch die Bezüge zwischen Beckmanns Malerei und seiner Bildhauerei unmittelbar erfahrbar.

Prof. Dr. Hubertus Gaßner, der Direktor der Hamburger Kunsthalle, schätzt sich glücklich, dass es gelungen ist, dieses bedeutende Werk für die Sammlung zu sichern: "Ich bedanke mich bei allen finanziellen Unterstützern, die es möglich machen, Adam und Eva als ideale Ergänzung für die Sammlung der Hamburger Kunsthalle dauerhaft zu erhalten. Mein Dank gilt insbesondere dem Nachlass Beckmann: seit 1992 hatte er uns diese kunsthistorisch so bedeutende Skulptur als Dauerleihgabe anvertraut. Nun kann ich mit Genugtuung und Freude sagen, dass Beckmanns Skulptur auch den künftigen Besuchern unseres Museums erhalten bleibt."

Dr. Stefan Brandt, Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle ergänzt: "Um namhafte Ausstellungen durchzuführen oder Ankäufe zu tätigen, ist die Hamburger Kunsthalle auf ein starkes Netzwerk aus Förderern angewiesen. Im Jahre 2013 konnte die Hamburger Kunsthalle mit insgesamt rund 1,7 Millionen EUR an Fördergeldern, Spenden und Sponsoring wieder einen Spitzenwert im Hamburger Kulturbereich erzielen. Dass es nun durch die Zusammenarbeit von vier namhaften Stiftungen möglich wird, Beckmanns Kunstwerk von Weltgeltung dauerhaft in der Hamburger Kunsthalle zu halten, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und ist vor allem eine großartige Nachricht für unsere Besucher."


Weitere O-Töne zum Ankauf von Adam und Eva für die Hamburger Kunsthalle:

"In der Hamburger Kunsthalle zeigt sich Max Beckmanns Schaffen in seiner Vielfältigkeit: sein malerisches Können Seit' an Seit' mit seinem bildhauerischen Wirken. Seine Urfassung aus Gips von 'Adam und Eva' bildet im Beckmann-Saal dabei den Nukleus dieses künstlerischen Panoramas, tritt Beckmanns Plastik dort doch als motivische Variation in direkte Zwiesprache mit seinem Gemälde 'Odysseus und Kalypso'.
Umso mehr lag der Kulturstiftung der Länder der Erwerb der bedeutenden Plastik am Herzen, damit diese einmalige Zusammenschau in Hamburg bewahrt bleibt."
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder

"Adam und Eva begleiteten Max Beckmann während der Jahre der Emigration bis nach Amerika - für den Maler also ein wichtiges Werk. Wir freuen uns, dazu beitragen zu können, dass der wunderbare Beckmann-Bestand der Kunsthalle erneut dauerhaft bereichert wird. Unser Dank gilt besonders der Familie Beckmann für ihr Vertrauen."
Bernhard Reemtsma, Vorsitzender des Vorstandes der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG

"Eine der bedeutendsten Leihgaben an die Kunsthalle muss abgezogen werden ... oder wird zum Ankauf angeboten. In einer solchen Situation bewährt sich erneut das seit 60 Jahren bestehende Konzept der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen (SHK): ein von über 230 Kunstfreunden der Stadt jährlich eingeworbener Ankaufsetat zugunsten der Kunsthalle und des Museums für Kunst und Gewerbe wird jeweils vom Senat der Stadt aufgestockt. So stehen durch diese älteste Public Private Partnership in Deutschland verlässlich Mittel zur Verfügung, jetzt die erforderliche Hälfte des Kaufpreises zu bezahlen, einschließlich einer bedeutenden Sonderspende der nach Herrmann Reemtsma benannten Stiftung, der zu den Gründern und dessen Familie bis heute zu den mäzenatischen Förderern der SHK gehören. Durch eine unbürokratische und schnelle Entscheidung der SHK wurden somit erst die Voraussetzungen für externe Zuschusszahlungen geschaffen, um die Skulptur in Hamburg zu halten. Ein Ankauf dieser Qualität ist heute den Museen wegen der explodierenden Preise v.a. auch bei der sogenannten Klassischen Moderne nur noch selten möglich. Die SHK ist besonders glücklich darüber, nunmehr vier bedeutende Werke von Max Beckmann zu besitzen und als Dauerleihgaben der Kunsthalle zur Verfügung stellen zu können."
Dr. Bernd Kundrun, Vorsitzender der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen

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Quelle:
Presseinformation vom 7. Februar 2014
Hamburger Kunsthalle - Stiftung öffentlichen Rechts
Glockengießerwall, 20095 Hamburg
Telefon: +49 (0) 40 428 131 200, Fax: +49 (0) 40 428 54 34 09
E-Mail: info@hamburger-kunsthalle.de
Internet: www.hamburger-kunsthalle.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2014