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BUCHTIP/038: Casanova, Dresden und andere neue Einsichten (DMG)


Dresden Marketing GmbH - Medienservice April 2009

Casanova und Dresden und andere neue Einsichten

Neue Bücher bringen neue Sichtweisen auf scheinbar Altbekanntes


Casanova - wer kennt nicht den Namen des Frauenhelden, der es mit seinem ausschweifenden Leben, noch mehr aber mit seinen gut platzierten Memoiren zu Weltruhm gebracht hat. Im tschechischen Duchcov, nur 50 km Luftlinie von Dresden, hat er seinen Lebensabend verbracht. Und nach Dresden ist er auch mehrfach gereist - ausnahmsweise nicht der Frauen wegen, sondern wegen seiner Familie. Denn seine Mutter, unter dem Namen "Zanetta" als Komödiantin durch zahlreiche Tourneen europaweit bekannt, hatte hier 1738 im Alter von 31 Jahren eine Stelle auf Lebenszeit bekommen. Da war ihr bekannter Sohn Giacomo bereits 13 Jahre alt. Ihn, den zweiten Sohn Francesco und das Nesthäkchen Giovanni Battista Casanova ließ sie bei den Großeltern im heimatlichen Venedig zurück.

Giovanni Battista Casanova (1730-1795) sollte der Dresdner Casanova werden. In Rom studierte er Malerei beim Dresdner Hofmaler Anton Raffael Mengs, und organisierte den Transport dessen Himmelfahrtsbildes, das noch heute den Hochaltar der Dresdner Hofkirche schmückt. Hier lernte er auch Johann Joachim Winckelmann kennen, an dessen Dresdner Zeit das Schloss Nöthnitz und eine Plakette an der Königstraße 5 erinnern. Ihm jubelte Casanova eine eigene Zeichnung mit antikem Thema unter. Winckelmann glaube sie sei echt, blamierte sich bis auf die Knochen und beendete die Freundschaft.

Casanova dagegen war in seinem Talent bestätigt und bewarb sich erfolgreich für die im Aufbau befindliche Dresdner Kunstakademie. Mit seinen Bildern machte er kaum noch Furore, mehr aber mit seiner Lehrmethode, die den Ruf des Dresdner Instituts international befestigte. Seine (unvollendet gebliebene) Theorie der Malerei ist ein erstaunliches Werk, das ebensoviel über die Malerei generell, wie auch über die Ästhetik seiner Zeit aussagt. Als er starb, brach eine völlig neue Kunstrichtung an, die Zeit der Romantik. Der Grabstein der Dresdner Casanovas steht noch heute auf dem alten katholischen Friedhof in der Dresdner Friedrichstadt.

Roland Kanz hat den Weg Casanovas ebenso spannend wie klar beschrieben, historische Quellen zitiert und gedeutet. Das Ergebnis ist die Entdeckung einer faszinierenden wie zwiespältigen Künstlerpersönlichkeit, dem es wie vor ihm Bellotto und nach ihm Semper Venedig, Rom und Dresden miteinander kulturell zu verbinden.

Welch ein Gegensatz dazu Caspar David Friedrich. Auch er war Professor an der Dresdner Kunstgeschichte. 1798 kam er in Dresden an und suchte hier nicht das Italienische, sondern hatte hier die Heimat für sich entdeckt. Seine Wanderungen durch die Sächsische Schweiz führten zu zahlreichen Skizzen und großartigen Gemälden. Ihm folgt heute der touristisch erschlossene Malerweg (www.malerweg.de) nach. Frank Richter hat sich auf Spurensuche begeben und einen schönen Band gestaltet, der sowohl zum Lesen und Blättern verleitet, als auch zum Erwandern der originalen Landschaften, die Friedrich zum Vorbild dienten.


Giovanni B. Casanova: Theorie der Malerei (Hrsg. v. Roland Kanz),
967 Seiten. Verlag Wilhelm Fink, ISBN: 978-3770544218 EUR 98,00

Roland Kanz: Giovanni Battista Casanova (1730-1795).
Eine Künstlerkarriere in Rom und Dresden
227 Seiten, Verlag Wilhelm Fink, ISBN: 978-3770545044 EUR 19,90

Frank Richter: Caspar David Friedrich.
Spurensuche im Dresdner Umland und in der Sächsischen Schweiz,
Verlag der Kunst / Verlagsgruppe Husum, ISBN 978-3865301154, EUR 16,95


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Quelle:
Medienservice April 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2009