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BERICHT/105: Der "Konkrete" Karl-Heinz Adler wird 80 (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 11 vom 19. Juni 2007

Auf der Suche nach Ordnung und Raum
Dem "Konkreten" Karl-Heinz Adler zum 80. Geburtstag

Von Dr. Ingrid Koch


Karl-Heinz Adler, am 20. Juni 1927 im vogtländischen Remtengrün geboren, gehört heute zu den prominentesten konstruktiv-konkret arbeitenden Künstlern Deutschlands. Seine "Schichtungen" (60er Jahre), "Seriellen Lineaturen" (70er/80er Jahre) und "Farbschichtungen" (seit den 90er Jahren) sowie aus diesen Werkkomplexen abgeleitete dreidimensionale Arbeiten sichern ihm einen unverwechselbaren Platz in der "Konkreten Kunst" unserer Zeit. Viele von Adlers Werken findet man heute in öffentlichen und privaten Sammlungen und nicht zuletzt im öffentlichen Raum. Einen festen Platz haben sie auch in den Universitätssammlungen Kunst + Technik der TU Dresden. Diese Verankerung bedeutet nicht zuletzt die Rückkehr an den Ausgangspunkt seiner Entscheidung für die "Konkrete Kunst".

Adler, der 1947 mit seinem Freund Gotthard Graubner - der wurde einer der wichtigsten Maler der Bundesrepublik - zum ersten Nachkriegsmatrikel der Dresdner Kunstakademie gehört hatte und 1953 sein Diplom erhielt, ging 1956 als Assistent zu Professor Reinhold Langner in der Abteilung Architektur der TH Dresden, der heutigen TU. Hier leistete er gemeinsam mit Harry Schulze Wesentliches auf dem Gebiet der Baukeramik. Insgesamt wurden bis 1970 für 15 Erfindungen Adlers Patente erteilt, unter anderem für serielle Systeme, plastische Betonformsteine, einen Kleber, mit dem die Sichtflächen von vorgefertigten Bauelementen licht- und witterungsbeständig gestaltet werden konnten. Auch eine bisher unbekannte Methode, um keramischen Fliesen eine türkisblaue Farbe zu verleihen, war darunter, die ihm 1957 eine Einladung Picassos in das Keramikzentrum Vallauris einbrachte und eine persönliche Begegnung mit dem Künstler. Ein Traum musste damals die von Picasso vorgeschlagene Mitarbeit an einem keramischen Wandbild in den USA bleiben. Gleiches betraf den Verkauf der Lizenzen in den Westen.

Bereits während der Tätigkeit an der TH hatte Adler "Auf der Suche nach Ordnung und Raum" (so der Titel einer 2004 erschienenen Monografie über den Künstler, geschrieben von der polnischen Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin Bozena Kowalska) an den Schichtungen serieller Elemente zu arbeiten begonnen. In der Öffentlichkeit allerdings - so bei den zentralen DDR-Kunstausstellungen seit 1977/78 - wurde er bis in die frühen 80er Jahre nur mit seinen (oft gemeinsam mit Friedrich Kracht geschaffenen) baugebundenen Arbeiten wahrgenommen. Erst 1980 erwarb das Dresdner Kupferstich-Kabinett Blätter von ihm, 1982 hatte er in der Galerie Mitte seine erste Personalausstellung überhaupt. Würdigung fand sein zunehmend Gewicht gewinnendes freies künstlerisches Werk aus Zeichnungen, Objekten, Skulpturen und Bildtafeln damals vor allem außerhalb der DDR, etwa durch die internationalen Triennale in Kalisz (Polen) 1986. Das hatte nicht zuletzt mit Bozena Kowalska zu tun, die ihn zu den von ihr alljährlich in Polen organisierten Symposien für konstruktiv-konkret arbeitende Künstler einlud und ihm mehrere Ausstellungen im Nachbarland vermittelte. Hier war auch der einst so wichtige Austausch unter Gleichgesinnten über die "Mauer" hinweg möglich, entstanden Freundschaften, unter anderem mit den Kollegen Karl-Georg Pfahler und Thomas Lenk. 1988 endlich konnte Adler eine Gastprofessur an der Düsseldorfer Kunstakademie wahrnehmen (bis 1995), die ihm bereits 1979 angeboten worden war.

Adlers Werk entstand zunächst weitgehend isoliert und einer öffentlichen Wahrnehmung vorenthalten sowie abgeschnitten von einer aktiven Auseinandersetzung mit der Konkreten Kunst in Westeuropa und Amerika. Gleichwohl hat er einen singulären Beitrag zur "Konkreten Kunst" geschaffen, wofür nicht zuletzt das "Echo" in Gestalt von Ausstellungen und Würdigungen durch Künstlerkollegen und Kenner seit 1989 spricht.


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 18. Jg., Nr. 11 vom 19.6.2007, S. 10
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Tel.: 0351/463-328 82, Fax: 0351/463-371 65
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2007