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WISSENSDURST/027: Himmelsleiter Wissenschaft - wäre es nicht möglich ... (SB)


Himmelsleiter Wissenschaft - wäre es nicht möglich ...


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Grafik: © 2012 by Schattenblick

Stefan und Ben wollen sich erst einmal nicht weiter mit alternativen Energien befassen, vor allen Dingen nicht, nachdem sie herausbekommen haben, dass für diese Energien Seltene Erden gebraucht werden, deren Abbau und Gewinnung große Umweltbelastungen mit sich bringt. Eine andere Frage erscheint ihnen wichtiger zu sein: Woran liegt es, dass immer mehr Energie verbraucht wird? Ihnen ist aufgefallen, dass Produkte gebaut werden, die nur mit Strom funktionieren, obwohl sie zuvor alle auch per Hand zu gebrauchen waren. Warum findet dieser Wechsel statt? Und warum gehen neu hergestellte technische Geräte eigentlich so schnell kaputt? Bei ihrer Suche nach Antworten stoßen sie auf allerlei Merkwürdigkeiten.

Stefan: "Gestern Abend habe ich mir mal so richtig viel Werbung im Fernsehen angeschaut. Meiner Mutter ist das natürlich sofort aufgefallen und sie wollte wissen, warum ich mir das antue, da ich doch sonst bei den Werbeblöcken meistens umschalte."

Ben: "Stopp, ich kann mir schon vorstellen, wie das weiterging. Du hast ihr erzählt, womit wir uns befassen wollen und sie hatte bestimmt tausend Wutausbrüche über die Wegwerfgesellschaft - stimmt 's?"

Stefan: "Volltreffer. Aber ich kann sie ja verstehen. Sie weiß einfach unheimlich viel und macht sich ständig Gedanken über alles. Jedenfalls habe ich jetzt ein paar Anregungen und eine Idee, wie wir anfangen können."

Ben: "Okay, dann los, gehen wir nach oben zu mir. Übrigens kann ich den Laptop von meinem Vater in meinem Zimmer stehen lassen, er hat einen im Büro und benutzt halt den hier, falls er mal zu Hause arbeiten will."

Stefan: "Und schon sind wir mitten im Thema."

Ben: "Wie meinst du das?"

Stefan: "Na, ja, man kann schon überlegen, ob es denn wirklich nötig ist, dass jeder seinen eigenen Computer hat oder sogar mehrere. Oder ob man alle paar Jahre ein neues Modell kaufen muss, weil es irgendwelche Zusatzfunktionen hat, die man vielleicht gar nicht braucht oder so, in der Richtung habe ich das gemeint."

Ben: "Dann ist mein Vater ein gutes Beispiel, wie man es auch machen kann, oder?"

Stefan: "Ja, genau. Also, ich habe folgende Idee. Nach meinem gestrigem Ausflug in die Welt der Werbung ist mir aufgefallen, dass es unglaublich viele Produkte gibt, die nur noch mit Strom funktionieren. Also da wären zum Beispiel elektrische Eierkocher, Dosenöffner, Zahnbürsten, Brillenglasreiniger, Messer, Wasserkocher, Milchaufschäumer, Heizdecken, Fußwärmer, Autofenster plus der unzähligen Geräte, die mit Akkus funktionieren wie beispielsweise Schraubenzieher, Handstaubsauger, Laubpuster oder wie auch immer die genau heißen."

Ben: "Oh, und jetzt gerade vor Weihnachten - die Beleuchtung! Inzwischen sehen die Häuser wie Leuchtreklame aus. Ich finde das überhaupt nicht stimmungsvoll oder anheimelnd, einfach nur krass und kreischig bunt. Nun, das wäre kein Argument gegen Lichtermeere, aber ich denke auch an die Tiere, die die Dunkelheit gewohnt sind und sie auch für ihre Ruhezeit oder für ihre Jagdzeit brauchen. Die kommen doch total durcheinander! Leider habe ich keine Ahnung wie viel Strom so eine Beleuchtung verbraucht, aber ich denke, die Menge und die Dauer macht es."

Ben schüttelte traurig den Kopf, aber er wollte einfach nicht verstehen, warum so viele Menschen nur an sich und nicht an die Tiere denken. Doch dann setzte er sich wieder gerade hin und sah Stefan an.

Stefan: "Ja, so etwas natürlich auch. Aber jetzt mein Vorschlag: Also, wenn es heißt, der Energiebedarf wächst ständig an und deswegen muss immer mehr Strom erzeugt werden, also mehr Kraftwerke in Betrieb genommen beziehungsweise mehr alternative Energiegewinnungsanlagen gebaut werden, wieso werden dann aber immer mehr elektrische Geräte hergestellt, die zuvor auch ohne Strom funktionierten?"

Ben: "Hmm, weil diese Sachen gekauft werden, weil sie bequem sind?"

Stefan: "Sicher, ja. Bei solchen Geräten wie Waschmaschine, Kühlschrank, elektrisches Licht, und so, tja, also, das finde ich schon toll, dass es so etwas gibt."

Ben: "Und Computer - obwohl, so richtig wirklich lebenswichtig sind die auch nicht, oder?

Stefan: "Wohl genauso wenig lebenswichtig wie Handys - aber ohne ...?"

Ben: "Nee, darum kann es nicht gehen, dann müssten wir ja alles abschaffen, was Strom verbraucht."

Stefan: "Jetzt kommt meine Mutter: also, sie sagt, dass es eine Menge guter Erfindungen gibt, die sie nicht mehr missen möchte, dazu gehören eben Dinge wie Waschmaschinen, Kühlschränke, Licht, Bügeleisen und etliche Haushaltsgeräte, die ihr die Arbeit wirklich erleichtern. Aber, sie ist davon überzeugt, dass diese Geräte alle so gebaut werden könnten, dass sie zwanzig bis fünfzig Jahre lang zu benutzen wären. Und sie müssten so konstruiert sein, dass man sie jederzeit wieder reparieren kann, sollte doch mal eine Störung auftreten. Auf diese Weise könnte man viele Rohstoffe einsparen wie auch die Energie, die zur Herstellung der Geräte nötig ist."

Ben: "Genau. Da fällt mir etwas ein. Meine Oma hat einen alten Kühlschrank, der funktioniert seit 35 Jahren. Als es dann hieß, man solle die alten Kühlschränke verschrotten, weil sie so viel Strom verbrauchen, um dann einen neuen Energiespar-Kühlschrank zu kaufen, hat sie sich geweigert. Sie wollte den alten nicht hergeben, weil er immer noch prima seinen Dienst tut. Ihrer Meinung nach ist das alles Quatsch, denn wenn sie sich einen neuen kaufen würde, dann muss der ja auch erst einmal gebaut werden, was wieder Material und Energie verbraucht, und, da war sie sich ganz sicher, ein neuer Kühlschrank würde wohl nur noch ungefähr drei oder höchstens fünf Jahre lang halten und dann müsste sie sich wieder einen neuen kaufen, der wieder produziert wurde und so weiter. Da wollte sie lieber ihren alten "gesunden" Kühlschrank behalten. Ja, das ist meine Oma!"

Stefan: "Meinst du, dass sie damit recht hat, dass die neuen Geräte nicht mehr so lange halten?"

Ben: "Ich kann das nicht so genau einschätzen, auch weil ich nie darüber nachgedacht habe, wie alt unsere Haushaltsgeräte eigentlich sind. Ich weiß nur, dass meine Eltern vor zwei Jahren einen neuen Fernseher gekauft haben, aber der alte war noch nicht kaputt, den hat mein Bruder bekommen - wie alt mag der sein? Keine Ahnung. Komm, lass uns meine Mutter fragen."

Die beiden polterten die Treppe runter und suchten Bens Mutter in der Küche auf, die gerade mit einem Mixer Kuchenteig rührte.

Ben: "Mama, können wir dich mal was fragen?"

Mutter: "Klar doch, nur zu. Ich schalte nur eben mal den Lärm hier aus."

Ben: "Wie alt ist der Mixer?"

Mutter: "Was? Ich meine, wie bitte, du möchtest wissen wie alt der ist? Also, den habe ich von einer Freundin bekommen, als meiner seinen Geist aufgegeben hatte. Dabei hatte ich ihn neu gekauft und nach 3 Jahren war er schon hinüber. Aber der Mixer von meiner Freundin, der ist bestimmt, warte mal, 25 Jahre alt. Deshalb ist er wohl auch ein wenig laut. Sie hat ihn aus der DDR mitgebracht, als sie 1990 hierher gezogen ist."

Stefan: "Hey, der ist viel älter als wir." Stefan lachte und verbeugte sich vor dem Küchengerät.

Ben: "Wow, alle Achtung! Und unser Fernseher, warum haben wir einen neuen gekauft und wie alt war sein Vorgänger?"

Mutter: "Also, das wird wohl doch eine längere Befragung. Ich mache euch einen Vorschlag. Wenn ich den Kuchen fertig gebacken habe, koche ich noch Kakao dazu und wir reden dann weiter."

Ben/Stefan: "Super, toll, bis gleich."

Ben: "Das sind doch schon mal Hinweise. Es können also Geräte wie der Kühlschrank meiner Oma oder unser alter Fernseher oder der Mixer gebaut werden, die man sehr lange benutzen kann. Jetzt müssen wir noch herausfinden wie lange Geräte, die heute hergestellt werden, funktionieren."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.t-online.de/lifestyle/besser-leben/id_62366296/verbraucher-warum-technische-geraete-aus-dem-osten-heute-noch-funktionieren.html

http://www.focus.de/digital/computer/chip-exklusiv/tid-26038/defekte-handys-fernseher-kameras-hardware-mit-verfallsdatum-geplante-obsoleszenz-pfusch-ab-werk_aid_762747.html

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/mythos-geplante-obsoleszenz-ausfaelle-gibt-es-aber-die-sind-nicht-geplant-meint-der-experte-/7559134-2.html



28. Dezember 2015


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