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TIERE/129: Alles für die Biene - der rostrote Gartennachbar ... (SB)



Dieses kleine Bienenwesen mit der Bezeichnung Rostrote Mauerbiene oder mit wissenschaftlichem Namen Osmia bicornis wurde zum "Insekt des Jahres 2019" auserkoren. Glücklicherweise ist diese Wildbienenart nicht vom Aussterben bedroht, doch soll sie als Botschafterin dienen, um die Aufmerksamkeit auf das Wildbienensterben zu lenken. Immerhin übernehmen diese kleinen Insekten eine erhebliche Bestäubertätigkeit, die ebenso wichtig ist, wie die der Imkerbienen (Honigbienen).


Kleine Biene mit Pelz

Die Rostrote Mauerbiene ist mit ihren 10 bis 14 mm Körperlänge recht klein. Ihr eher breiter und gedrungener Leib ist mit einem dichten rot-braunen Haarkleid bedeckt, das am Kopf in dunkle bis schwarze Behaarung übergeht. Der Name Osmia biconis bedeutet in etwa Zweihorn-Biene. Das Weibchen trägt am Kopfschild zwei Hörnchen, die nach vorn zeigen und am Ende wie ein Spatel geformt sind, womit sie sich gut zum Pollensammeln eignen. Die Männchen tragen stattdessen zwei lange Fühler und ihr Kopfhaar ist weiß. Man sagt der Rostroten Mauerbiene nach, sie sei ein echter Frühlingsbote und wenn sie anzutreffen ist, verheißt es frostfreie Zeiten. Sie sammelt den Pollen der Frühblüher, wie Krokusse oder Hyazinthen. Später ist sie in Bezug auf die Pollensorten nicht wählerisch. Sie sammelt ihn von Eichen, Ahorn, Obstbäumen, Rosen, Tulpen, Nelken oder Wicken. Natürlich bevorzugen auch sie die Pflanzen in ihrer nahen Wohngegend mit dem reichhaltigsten Pollen-Angebot.


Die kleine Biene ist mit einem üppigen rostroten Haarkleid bedeckt - Foto: by André Karwath aka Aka [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Rostrote Mauerbiene im Flug
Foto: by André Karwath aka Aka [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons



Die Wildbiene fühlt sich in der Nähe von menschlichen Behausungen wohl

Waldränder und Waldlichtungen bilden den natürlichen Lebensraum der Rostroten Mauerbiene, die dort viele Nistmöglichkeiten in Bäumen und Gestein, im Waldboden oder Gehölz findet. Doch sie hält sich auch gern in der Nähe von Siedlungen auf, denn da dieses kleine Bienentier für seinen Nestbau nur wenig Platz benötigt, reichen ihm schon kleine Hohlräume, um in ihnen einzelne Brutnester anzulegen. In leicht bröckeligem Mauerwerk, in Löß- und Lehmwänden, in Totholz oder lockerem Gestein findet es ausreichend Nestbaugelegenheiten. Zwar werden Häuser nur noch selten mit Reetdächern gedeckt, doch genau dort findet die Rostrote Mauerbiene reichlich Nistplätze in und zwischen den Reethalmen. Es wurden auch schon Nester dieses kleinen Bienentieres in Türschlössern oder sogar in einer Holzflöte gefunden. Im Frühjahr legen die Weibchen in länglich rundlichen Hohlräumen verschiedenster Art ihre Brutzellen an. Je nach Größe errichten die Mauerbienen 20 bis 30 solcher Zellen, deren Zwischenwände sie aus Lehm durchmischt mit ihrem Speichel herstellen. Diese Brutzellen füllen sie mit Pollen auf und legen ihre Eier hinein, die sich bald darauf zu Larven entwickeln.


Ein gelblicher Pollenkuchen, aus dem ein kleines Ei hervorragt, befindet sich in einem schmalen Hohlraum, der Brutzelle - Foto: 2008, by Siga [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Pollenvorrat mit Ei in einer Brutzelle
Foto: 2008, by Siga [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Der Pollenvorrat verschiedener Pflanzenarten dient den Larven als Nahrung. Ihr Nest hat die Biene nach der Eiablage verschlossen. Die Larven verpuppen sich und bildeten einen Kokon um sich herum. Es dauert dann ungefähr bis August, bis aus ihnen fertige Bienen wachsen. In diesem Zustand verbleiben die Tiere in dem Kokon bis zum nächsten Frühjahr.


Der Kokon scheint grau und wie aus dünnen Fäden gesponnen - Foto: 2008, by Siga [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Kokon in einer Brutzelle
Foto: 2008, by Siga [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Zuerst nagt sich der männliche Nachwuchs der Roten Mauerbiene durch das verschlossene Nest hinaus in die Frühlingsluft. Danach schlüpfen die jungen Weibchen, die nun bereits von den Männchen erwartet werden, um sich alsbald mit ihnen zu paaren. Damit beginnt ein neuer Lebenszyklus dieser kleinen Insekten.


Das kleinere Bienenmännchen hält sich auf dem Rücken der viel größeren weiblichen Rostroten Mauerbiene - Foto: by André Karwath aka Aka [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], by Wikimedia Commons

Ein Mauerbienen-Pärchen
Foto: by André Karwath aka Aka [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], by Wikimedia Commons


Menschen brauchen sich vor Stichen der Rostroten Mauerbiene nicht zu fürchten, denn sie verteidigt ihr Nest nicht, das heißt sie wird nicht angreifen oder versuchen zu stechen, auch weil ihr Stachel die menschliche Haut nur schwer oder gar nicht durchdringen könnte. Sie gibt im Zweifelsfall ihr Brutnest auf und legt an anderer Stelle ein weiteres an. Dieses Verhalten ist im allgemeinen bei Wildbienen üblich, die solitär (einzeln) leben, also keine Staaten bilden. Gerne nimmt die Rostrote Mauerbiene künstliche Nistmöglichkeiten an. Man kann beispielsweise Hohlräume in Holzstücke bohren, oder Bambushölzchen oder Schilfhalme im Garten auslegen und mit etwas Glück beziehen einige der kleinen Insekten die neue Behausung. Wenn dann auch noch reichlich Blütenpflanzen in der Nähe wachsen, besteht die Chance, sie beim Pollensammeln zu beobachten.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.nabu.de/news/2018/11/25571.html

https://www.landwirtschaftskammer.de/presse/archiv/2011/aa-2011-16-02.htm

http://www.wildbienen.de/wbi-risk.htm


20. April 2019


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