Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


PFLANZEN/057: Die Sojapflanze und ihr Nutzen für den menschlichen Gebrauch ... (SB)



Wohl die meisten Menschen in unserem Land kennen irgendein Produkt, dass aus Bestandteilen der Sojapflanze stammt: Sojamilch, Sojabohnen, Sojaöl, Tofu - um nur einige Lebensmittel zu nennen. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Stoffe, in denen beispielsweise Soja-Öl Verwendung findet, fast unglaublich, aber auch in der Kunststoffherstellung, in Lacken, Farben und in Sprengstoff wird das Öl als ein Grundstoff eingesetzt - doch dazu später mehr. Erst einmal sehen wir uns die Pflanze selbst an, als eigenständiges Lebewesen.


Die Sojapflanze - ein bemerkenswertes Gewächs

Zunächst ein paar Angaben über die von ihr bevorzugten klimatischen Bedingungen und ihr Äußeres: sie liebt kurze, sehr warme Tage (24°C - 34°C) mit ausreichend Niederschlag. Schnell wächst sie zwischen 80 bis 100 Zentimeter heran. Die Blüten und Blätter sitzen an einem langen dünnen, stark behaarten Stängel. Auch die Blätter weisen am Rand und an ihrer Unterseite eine Behaarung auf.


Die Blüten sind sehr klein im Vergleich zu dem dickeren, dicht behaarten Stängel und den Laubblättern - Foto: 2009, by Huwmanbeing (eigenes Werk) / Public domain

Lila Sojablüte
Foto: 2009, by Huwmanbeing (eigenes Werk) / Public domain


Die Blütezeit beträgt ungefähr drei bis vier Wochen und aus den weißen oder lilafarbenen Blüten entwickeln sich Hülsen, die zwei bis sechs Zentimeter lang und von grüner Färbung sind. Wenn die Blätter der Pflanze braun werden und alsbald herunterfallen, beginnt die Reifung der Hülsen, die sich gelb, grau oder schwarz färben. Darin befinden sich ein bis sechs runde Samenkörner mit einem hohen Ölgehalt. Anders als viele Blütenpflanzen ist Soja nicht auf Bestäuber-Insekten angewiesen. Sie gehört zu den selbstbefruchtenden Pflanzen.


Braune, behaarte, reife Hülsen, in denen sich die Samen der Sojapflanze befinden - hier in einer aufgeplatzten Hülse zu erkennen - Foto: by Scott Bauer (US Department of Agriculture - Agricultural Research Service)/ Public domain

Reife Hülsen mit Sojabohnen
Foto: by Scott Bauer (US Department of Agriculture - Agricultural Research Service)/ Public domain


Ihre kräftige Pfahlwurzel reicht bis zu 1,5 Meter tief und bietet einen guten Halt. An ihren Seitenwurzeln befinden sich Wurzelknöllchen, die von Bakterien, den sogenannten Rhizobium japonicum, besiedelt werden. Diese kleinen Bakterien sind für die Pflanze von überlebenswichtiger Bedeutung. Sie gehen mit der Sojapflanze eine Symbiose ein, bei der sie den nötigen Stickstoff fixieren, den die Pflanze dann aufnehmen kann und den diese zum Wachsen benötigt. Im Gegenzug erhalten die Rhizobium japonicum Bakterien Nährstoffe. Aufgrund dieser Wechselwirkung kann die Sojabohne auch auf stickstoffarmen Böden gedeihen. Zudem wird der Boden auf dem sie wächst mit Stickstoff angereichert und trägt so zur Verbesserung der Bodenqualität bei. Aus diesem Grund wird die Sojapflanze von Landwirten gern zur Gründüngung genutzt. Des Weiteren erweist sich ihre Selbstbestäuberfähigkeit gerade in Zeiten, in denen es immer weniger Insekten gibt, als vorteilhaft.


Zu erkennen ist der mit dichten Härchen bewachsene Stängel, darunter zwei braune, reife Schoten, eine davon geöffnet mit Samenkörnern darin - Grafik: © 2020 by Schattenblick

Sojapflanze mit reifen Schoten und Samenkörnern
Grafik: © 2020 by Schattenblick



Woher stammt die Soja-Pflanze?

Es handelt sich um eine sehr alte Pflanze, die ursprünglich nur in Ostasien beheimatet war. Bereits vor 7000 Jahren war sie als Kulturpflanze in China bekannt und wurde als Nahrungsmittel zubereitet. Die Soja-Samen wurden geröstet verspeist. Bereits vor 5000 Jahren nahm Soja an Bedeutung zu und zählte neben Reis, Weizen, Sorghum und Gerste zu den wichtigen Nahrungspflanzen in China. Viele Jahre blieb Soja nur in diesen Regionen bekannt. Seine Verbreitung begann vermutlich mit der Wanderung buddhistischer Mönche nach Japan, so lautet zumindest eine mögliche Erklärung. Doch genau wissen kann das wohl heute keiner mehr. Jedenfalls baute man nun die Sojapflanze auch in Japan an. Dort erfreute sich die Pflanze bald großer Beliebtheit. Um höhere Erträge und größere Bohnen zu erhalten, wurde eine intensive Züchtung betrieben.

Bald reichte das Verbreitungsgebiet vom Nordosten Chinas bis nach Taiwan, Korea und die angrenzenden Gebiete Russlands. Überall wurde Soja angebaut und erforscht. Nach und nach erlangte man weitere Kenntnisse über diese Pflanze. Nicht überall gehörte Soja gleich zu den Grundnahrungsmitteln wie beispielsweise Reis. Lange Zeit fertigte man eher ein Gewürz oder Soja-Soße daraus, um die Speisen zu bereichern. Den Samen galt aufgrund ihres hohen Ölgehalts (18%) eine besondere Aufmerksamkeit. Sie wurden ausgepresst und das gewonnene Sojaöl fand vielfältige Verwendung in der Küche wie auch in der Arzneikunde. Eine weitreichende Erforschung der Sojapflanze und der einzelnen Pflanzenbestandteile fand erst später und zunächst vornehmlich in Europa statt.


Die Soja-Pflanze kam erst spät nach Europa

Der westfälische Gelehrte Engelbert Kaempfer unternahm seinerzeit eine Reise durch Asien und lernte die Sojapflanze kennen und schätzen. Nach seiner Rückkehr schrieb er im Jahr 1712 erstmals über diese neu entdeckte Pflanze und ihre vielseitige Verwendbarkeit. In dieser Zeit gelangte die Sojapflanze nach Europa, dort jedoch zunächst nur als exotisches Gewächs in dem einen oder anderen botanischen Garten. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass das Klima, beispielsweise in Deutschland, für Soja viel zu kalt war. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Soja nichtsdestotrotz in einigen europäischen Ländern angebaut, jedoch mit mäßigem Erfolg.

Das Interesse an dieser Pflanze war bei vielen Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts geweckt. Deutsche, österreichische und französische Forscher begannen sich genauer mit ihr zu beschäftigen. Sie erkannten die chemische Zusammensetzung und ihre große Bedeutung als Nahrungsmittel. Der Wiener Dr. Friedrich Haberlandt war einer dieser Wissenschaftler. Er versprach sich viel von dem Anbau der Sojapflanze auch in unseren Breitengraden. In Mittel- und Südeuropa konnte er schließlich erfolgreiche Anbauversuche unternehmen. Zudem erkannte er im Verlauf seiner Forschungen, dass diese Pflanze ein sehr guter Eiweißlieferant ist, mit dem die menschliche Ernährung verbessert werden kann. Haberlandt war davon überzeugt, dass die Sojapflanze zu einer sehr bedeutenden Feldfrucht werden wird. Er starb aber bereits 1878 und konnte nicht mehr erleben wie seine Vision Wirklichkeit wurde.

Über die Bedeutung der Sojabohne im Ersten Weltkrieg und ihre rasante Verbreitung in den Vereinigten Staaten wird an dieser Stelle im nächsten Teil berichtet.

Fortsetzung folgt ...



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://euralis.de./praxis-tipps/praxis-tipps-soja/pflanzenkunde-und-herkunft/

https://www.1000gaerten.de/die-sojapflanze/biografie-der-bohne

https://historyoffood.sodi.de/soja/

https://ecodemy.de/magazin/soja-anbau


23. Mai 2020


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang