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PFLANZEN/036: Affenbrotbaum auf der Kippe ... (SB)



Der Baobab ist ein ganz besonderer Baum. Man nennt ihn Apothekerbaum, Lebensbaum, Wunderbaum oder Magischer Baum. Um ihn ranken sich viele Legenden. Allen ist gemein, dass der Baum sich beim Schöpfer lautstark über schlechte Standorte beschwerte, sich über das Aussehen anderer Tiere lustig machte oder unendlich viele Wünsche hatte, die ihm auch erfüllt wurden, bis er den Bogen überspannte und für sich goldene Früchte forderte, damit er sich von allen anderen Bäumen durch seiner Schönheit unterscheide. Da wurde der Schöpfer sehr zornig, riss den Baobab aus und warf ihn fort. So landete der Baum kopfüber in sehr trockenem Gebiet und wuchs fortan mit den Wurzeln gen Himmel. Das sind natürlich nicht wirklich seine Wurzeln, aber seine Äste und Zweige ähneln einem Wurzelwerk doch sehr.


Drei mächtige Bäume mit dickem Stamm und einem Wirrwar an Ästen und Zweigen als Krone - Foto: 2012, by Roburq (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Baobab ohne Laub
Foto: 2012 by Roburq (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Madagaskar gilt als Heimat der Baobab-Bäume, denn sieben der weltweit lebenden neun Arten sind hier anzutreffen. Sie wachsen nur während der Regenzeit und zählen zu den ganz gemächlich gedeihenden Baumarten. Wenn sie die lange Phase, die sie als Schößling zubringen, überstanden haben, ohne dass sie gefressen wurden, erlangen sie nach ungefähr 8 bis 16 Jahren ihre erste Blütezeit. Das heißt, ihre Vermehrungsfähigkeit setzt sehr spät ein. Zum Ausgleich produzieren sie in ihren Früchten eine große Zahl an Samen. Es wird vermutet, dass der Name der Bäume "Baobab" aus dem arabischen stammt "bu hibab", was soviel bedeutet wie "Frucht mit vielen Samen". Doch all diese wunderbaren Baumriesen sind vom Aussterben bedroht - nicht nur durch klimatische Veränderungen, sondern auch durch den Menschen. In Madagaskar stehen die Baobabs auf der roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources/Internationale Union zur Erhaltung von Natur und Ressourcen). Von drei Arten gibt es nur noch ganz wenige und die Versuche, sie zu züchten, sind noch nicht erfolgreich verlaufen.


Ein ziemlich langer und dicker Stamm, der in einem wenig ausladenden Blätterdach endet - Foto: 2007 by JialiangGao www.peace-on-earth.org (Own work) [CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Baobab-Baum auf Madagaskar, dem Land der Baobabs
Foto: 2007, by JialiangGao www.peace-on-earth.org (Own work) [CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons


Baobab kommen gut mit Trockenheit und Hitze zurecht

Die längste Zeit des Jahres, in der Trockenheit und Hitze vorherrschen, tragen die Baobab weder Laub noch Blüten, denn über sie würde zu viel Feuchtigkeit verdunsten. Wie aber können sie ohne Blätter Photosynthese betreiben, die doch für alle Grünpflanzen lebensnotwendig ist? Nun, tatsächlich findet auch bei ihnen eine Photosynthese statt und zwar in einer dünnen Rindenschicht dicht unter ihrer Borke. Zudem sind sie wahre Wassersparer. Einige kommen mit weniger als 500 mm Wasser im Jahr aus, andere wachsen sogar auf leicht salzhaltigen Böden und bei wieder anderen enthalten Stamm und Äste bis zu 80% Wasser. Man kann also schon mal ganz allgemein von einer optimalen Anpassung an Trockenheit und Hitze sprechen. Die Baobab-Baumarten unterscheiden sich in ihrer Wuchsform, in Stammdicke und -höhe, aber nur geringfügig in ihrer Überlebenskunst. Um die Übersicht zu behalten, soll hier der nicht nur auf Madagaskar, sondern auch in den trockenen Savannen von Afrika wachsende Baobab (Adansonia digitata) betrachtet werden, der bekannter unter dem Namen "Affenbrotbaum" ist.


Der Afrikanische Affenbrotbaum (Baobab Adansonia
digitata)

Ein riesiger Baum mit einem gewaltigem ausladenden Blätterdach, vom dicken Stamm ist kaum etwas zu erkennen - Foto: 2011 by Muhammad Mahdi Karim (Own work) [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old- licenses/fdl-1.2.html)], via Wikimedia Commons

Afrikanischer Affenbrotbaum in vollem Laub
Foto: 2011 by Muhammad Mahdi Karim (Own work) [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html)], via Wikimedia Commons

Der Baobab (Adansonia digitata), der Afrikanische Affenbrotbaum, fällt durch seine besondere Wuchsform auf. Sein Stamm ist mit ca. 20 Metern Höhe im Vergleich zu seinen Artgenossen eher kurz, dafür aber sehr dick. Er kann einen Durchmesser von über 10 Metern erlangen. Sehr oft entsteht beim Wachsen eine Flaschenform des Stamms, unten dicker nach oben hin verjüngt. Seine grob zerfurchte, graubraune Rinde kann eine Dicke von 5 bis 10 Zentimetern erreichen. Sie bietet dem Baum ausreichend Schutz vor kleineren Buschbränden, die er dadurch gut überstehen kann. Seine Baumkrone ist ebenfalls bemerkenswert, denn die wirr und fast rechtwinklig abzweigenden Äste mit vielen kleineren Zweigen tragen das weit ausladende Blätterdach. Während der Trockenzeit, wenn er alle Blätter verloren hat, sieht es aus, als sei der Baum mit seinen Wurzeln nach oben gen Himmel gewachsen. Blüht der Baum erstmals im Alter von 8, 10 bis 16 Jahren (regional verschieden) und öffnet seine Blüten, die einen süßlichen Aasgeruch verbreiten, sind es Flughunde, Großohr-Riesengagalo und verschiedene Nachtfalter, die zur Bestäubung beitragen.


Eine weiße Blüte mit zart braunem Rand und eine große Zahl kugelig angeordneter Staubgefäßfäden - Foto: 2007, by Atamari [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eine Blüte vom Affenbrotbaum
Foto: 2007 by Atamari [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die Frucht dieses Baobab weist eine längliche Form auf, die 25 bis 40 Zentimeter lang sein kann, gebietsweise ist sie auch kugelförmig. Fruchtfleisch wie auch die Samen können auch vom Menschen gegessen werden. Die Samen sind sehr fettreich. Vornehmlich Elefanten, Paviane, Antilopen und andere kleinere Säugetiere verspeisen die Früchte samt der sehr harten Samen gern und tragen auf diese Weise zur Verbreitung bei. Dabei ist es wichtig, dass die Samen den Verdauungstrakt der Tiere passieren, denn dadurch werden sie weicher und somit auch erst keimfähig, wenn sie ausgeschieden werden und zu Boden fallen.


An sehr langen Stielen hängen die leicht länglichen eiförmigen grünen Früchte herab - Foto: 2004 by Marco Schmidt - renamed and rotated by Patricia.fidi (Own work) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Früchte des Affenbrotbaums
Foto: 2004 by Marco Schmidt - renamed and rotated by Patricia.fidi (Own work) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/ by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons


Ein Baum als Wasserspeicher

Der Affenbrotbaum zählt zu den sonnenliebenden Arten und hat eine besondere Fähigkeit zur Wasserspeicherung entwickelt, die es ihm ermöglicht die langen Trockenzeiten unbeschadet zu überstehen. Während der Regenzeit, die je nach Region zwischen 6 Wochen und fünf Monaten dauern kann, nimmt ein Baobab mit seinen schwammigen Fasern bis zu 140.000 Liter Wasser in sich auf. Dabei verdickt er sich um einige Zentimeter. Nicht jede Regenzeit bringt gleiche Mengen Wasser mit sich. Doch der Affenbrotbaum kommt über lange Zeit auch mit jährlichen Wassermengen von 100 mm zurecht, wie auch mit 1400 mm, wenn er auf geeignetem wasserdurchlässigem Boden steht. Zu viel von dem Nass verträgt er überhaupt nicht, denn dann kommt es zu Staunässe und Überschwemmungen kann er nicht überleben.

Die Feuchtigkeit, die der Baum in sich gespeichert hat, lockt durstige Tiere und auch Menschen an. Elefanten brechen mit ihren Stoßzähnen die Rinde auf und zerren mit ihrem Rüssel die feuchten Fasern aus dem Inneren des Baumes heraus. Der entstandene Hohlraum kann den Baum so weit schwächen, dass er umstürzt. Allgemein können diese Bäume auch dann noch wachsen, blühen und Früchte tragen, wenn sie zum Teil ausgehöhlt sind. Zu viele Elefanten können den Bestand dieser Bäume gefährden, da sie aufgrund ihres langsamen Wuchses ihren Bestand nicht erhalten können.

Die Bewohner der Kalahari-Wüste zapfen beispielsweise den Wasservorrat der Bäume direkt an, um ihren Durst zu löschen. Sie verspeisen auch das Fruchtfleisch und die Samen, aus denen ein nahrhaftes Öl gepresst werden kann. Auch Rinde, Blätter und Sprösslinge des Affenbrotbaums finden vielerlei Verwendung, besonders im Bereich der Medizin. Außerdem wird ein ausgehöhlter Baum gern als Speicher für Getreide oder Wasser verwendet.


Großer, dicker Baum bietet vielen Tieren Schutz und Lebensraum

In seiner Baumkrone bauen sich Webervögel ihre riesigen Nester, aber auch Sperlingspapageien. Die Höhlen in seinem Stamm und den Ästen werden von vielen Vögeln als Brutstätte genutzt. Der Graukopfpapagei sucht sich eigens diesen Baum zum Nestbau aus. Auch siedeln sich auf ihm eine Vielzahl von Insekten an. Die Früchte dienen Vögeln, Elefanten, Pavianen, Antilopen und anderen kleinen Tieren als Nahrung. Auch suchen die Tiere unter dem Blätterdach Schutz vor der zeitweise vorherrschenden sengenden Hitze. Doch dieser wunderbare Baum ist vielen Gefahren ausgesetzt.


Ein wunderbarer Baum in Gefahr

Menschen beanspruchen immer mehr Land, um es zu bewirtschaften. Nahrungsmittel werden angebaut, um die Bevölkerung zu ernähren oder um Produkte ins Ausland zu verkaufen. Als man feststellte, dass der Affenbrotbaum viele sogenannte Schadinsekten beherbergte, die besonders schädlich für Kakao- oder auch Baumwollpflanzen sind, wurden diese Bäume beseitigt, bis man feststellte, dass es überhaupt nichts nützte, da die Schädlinge auf andere Pflanzen auswichen. Nun lässt man die Bäume stehen auch wenn Flächen landwirtschaftlich genutzt werden, stören sie nicht und dürfen weiterleben. Aber ihre natürliche Umgebung hat sich verändert und damit auch ihre Möglichkeit sich in gewohnter Weise zu vermehren. Die Tiere, die ihre Samen verbreiten könnten, werden von den landwirtschaftlichen Flächen fern gehalten und viele der Bestäuber-Tiere fehlen aufgrund der umgestalteten Umgebung ganz. Auch die sich ausweitenden Siedlungen der Menschen und die damit verbundene Landschaftserschließung engen den Lebensraum dieser Bäume ein.

Dieser Wunderbaum bietet den Menschen, die in seiner Nähe leben, unglaublich viel: Wasser, Nahrung und Medizin. Er speichert nicht nur das kostbare Wasser, sondern liefert auch Material für Kleidung, zum Dachdecken, für Schnüre, Netze und Matten, Kisten und Körbe. Die Fasern des Baumes sind haltbar und kräftig. Die Rinde wird geschält und kann sich erneuern, so dass nach einiger Zeit wieder Material gewonnen werden kann. Doch steigt der Bedarf, so stellt auch das eine Belastung für die Bäume dar. Obwohl für viele Menschen das Fällen der Bäume tabu ist, sie gelten oftmals als heilig oder werden als "Mutter aller Bäume" verehrt, werden es immer weniger. Sollte ihnen nicht eigentlich genügend natürlicher Lebensraum überlassen werden, schon allein damit sie weiterhin den dort lebenden Menschen und Tieren ein Überleben ermöglichen und oft lebensrettender Wasserspender sein können?


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.madamagazine.com/das-land-der-baobabs/

http://baobab.org/

https://urlaub-auf-madagaskar.com/hintergrundinformation/flora/baobabs/



22. Dezember 2017


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