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PFLANZEN/034: Wassersparer und -speicher ... (SB)



Vor ca. 15 Millionen Jahren gab es auf unserem Planeten nur wenig Wüsten, überall überwog das Grün der großen und kleinen Pflanzen, außer auf dem australischen Kontinent, in dessen Landesinnere sich schon damals die Wüste ausgebreitet hatte. Heute gibt es viel mehr Wüstenregionen auf der Welt. Doch was bedeutet eigentlich Wüste? Die meisten haben sofort ein Bild von unendlichen Sanddünen im Kopf. Aber es gibt eine Reihe verschieden gearteter Wüstenregionen. Ihnen gemeinsam ist der Mangel an Wasser und die daraus folgende große Trockenheit. Dort können sich nur jene Pflanzen ansiedeln, die auch mit sehr wenig Wasser auskommen.


Weite Gebiete von Afrika, Asien, Nord- und Südamerika sind von Wüstenregionen bedeckt. Hinzu kommen noch die Eiswüsten im Norden und Süden der Erdkugel - Foto: 2007, by LordToran [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Diese Karte zeigt die verschiedenen trockenen Klimazonen der Erde: Wüstenklima (gelb), Savannenklima (braun), Tundrenklima (türkis), Eisklima (grau)
Foto: 2007, by LordToran [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Die Sonora-Wüste ist eine der größten (320.000 Quadratkilometer) und auch eine der vielseitigsten Wüstenregionen der Welt. So unterschiedlich wie in diesem riesigen Gebiet die geologischen Gegebenheiten sind, von Höhenlagen bis zu 3000 Metern, Tieflagen, reinen Sandwüsten und hügeligen Trockenregionen, so verschieden sind auch die Wasser- und Temperaturverhältnisse. Die Region der Sonora-Wüste, die auf amerikanischem Gebiet liegt, umfasst eine Fläche beinahe so groß wie Deutschland. Dort ist es sehr heiß und trocken. Doch auch unter diesen extremen Bedingungen haben bestimmte Lebewesen eine Möglichkeit zum Überleben gefunden. Unter den Pflanzen erweisen sich die Kakteen als wahre Überlebenskünstler.


Im Vordergrund stehen viele der Saguaro-Kakteen mit ihren typisch nach oben zeigenden 'Armen' - Foto: 2012, by Joe Parks from Berkeley, CA (Saguaro National Park) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Sonora-Wüste mit den typischen Saguaro-Kakteen
Foto: 2012, by Joe Parks from Berkeley, CA (Saguaro National Park) [CCBY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons



Lebende Wasserspeicher in der Sonora Wüste

Cardón-Kandelaberkaktus und Saguaro Kaktus sind ihre berühmtesten Vertreter. Der Saguaro-Kaktus (carnegiea gigantea) mit seinen nach oben ragenden Armen hat eine spezielle Überlebenstechnik entwickelt. Sein säulenförmiger Wuchs zeigt eine besondere Gewebestruktur: sie gleicht einer Ziehharmonika. Wenn es regnet und der Kaktus Flüssigkeit aufnimmt, dann falten sich die Rippen dieser "Ziehharmonika" auf, um optimal viel Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Wenn die Sonne darauf scheint, ziehen sich die "Rippen" enger zusammen, damit möglichst wenig Wasser verdunstet. Auf diese Weise hält der Saguaro-Kaktus sich länger feucht und wird gern als lebender Wasserspeicher bezeichnet. Seine Wurzeln liegen nur sehr flach im Boden, damit sie sofort jedes bisschen Wasser aufnehmen können. Während es regnet, können sich sogar innerhalb von Stunden neue Wurzelfasern ausbilden und somit die Wasserausbeute noch vergrößern. Alles ist darauf ausgerichtet, so viel Feuchtigkeit wie möglich aufzunehmen und zu speichern.


An einem hoch aufragendem Kaktusstamm zweigen in einiger Höhe drei 'Kaktusarme' leicht nach oben gebogen ab - Foto: 2008, by RoFra (Self-photographed) [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Ein Saguaro-Kaktus
Foto: 2008, by RoFra (Self-photographed) [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons


Im Mai und Juni tragen die Saguaro-Kakteen kurz vor der Regenzeit ihre auffallend weißen bis cremefarbenen Blüten. Sie öffnen sich ungefähr zwei Stunden nach Sonnenuntergang und bleiben dann bis zum Mittag des nächsten Tages offen. Vögel, Insekten und Fledermäuse laben sich an dem Nektar. Im Gegenzug tragen die Tiere zur Bestäubung der Blüten bei, aus denen saftige Früchte entstehen, die wieder vielen anderen, beispielsweise Leguanen und Kitfüchsen, die nötige Nahrung und Flüssigkeit bieten. Auf diese Weise können sie die Zeit bis zu den Sommergewittern überstehen. Ein Saguaro produziert Jahr für Jahr mehrere Millionen Samen, um seine Fortpflanzung zu sichern. Wenn nicht zu lange Trockenzeiten geherrscht oder zu starke Winde für eine Austrocknung gesorgt haben, kann ein Saguaro durchaus 200 bis 250 Jahre alt werden. Im Durchschnitt erreichen sie aber ein Alter von 85 Jahren.


Drei weiß bis cremefarbene Blüten in Großaufnahme - Foto: by, see page for author [Public domain], via Wikimedia Commons

Drei Blüten des Saguaro-Kaktus
Foto: by, see page for author [Public domain], via Wikimedia Commons


Der Saguaro wird auch noch für andere Zwecke benutzt. Da in der Wüste keine Bäume wachsen, bauen Greifvögel, wie beispielsweise Falken, ihre Horste auf den Kakteen oder sitzen auf ihren stumpfen Spitzen, um nach Jagdbeute Ausschau zu halten. Der Gilaspecht, der sich einerseits als Bestäuber nützlich macht, baut andererseits seine Bruthöhle in einigen Metern Höhe in den Stamm. Im Inneren ist es schattig und relativ kühl und ein idealer Platz, um die Jungen aufzuziehen.


Der Cardón Kaktus

Der zweite berühmte Vertreter der Kakteen in der Sonara Wüste ist der Cardón Kaktus (Pachycereus pringlei). Er ist von baumstammgleichem Wuchs und misst unten am Stamm 50 bis 60 Zentimeter im Durchmesser. Sehr alte Pflanzen können sogar einen Meter Durchmesser erreichen. Der Cardón bildet auch Äste aus, die bogig nach oben wachsen. Sie werden zwischen 20 und 30 Zentimeter dick. Stamm und Äste weisen eine besondere Struktur auf. Sie bilden ziwschen 10 und 17 "Rippen" aus, je nach Dicke, und ähneln in ihrem Aussehen, genau wie beim Saguaro-Kaktus, einer Ziehharmonika. Die Funktion der "Rippen" ist ebenfalls die optimale Wasseraufnahme beim Weiten und die bestmögliche Verminderung von Verdunstung durch ihr Zusammenziehen. Auf diesen Rippen sitzen die Dornen mit unterschiedlichen Längen. Im März bis Juni bilden sich die Blüten. Auch sie öffnen sich erst nachts und bleiben bis zum Mittag des anderen Tages geöffnet. Außen leuchten sie rötlich, nach innen hin weiß. Mit ihrer trichterförmigen bis glockigen Gestalt werden sie bis zu acht Zentimeter lang. Sie wachsen aber nicht auf dem ganzen Kaktus, sondern nur zuhauf in einem bestimmten Bereich.


Mehrere gerade hoch aufragende Kaktus-Stämme stehen dicht nebeneinander - Foto: 2007, by Stephen Marlett (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Eine Ansammlung von Cardón-Kakteen
Foto: 2007, by Stephen Marlett (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons


So fallen sie besser auf und locken die Bestäuber an, in diesem Fall ein ganz besonderes Tier, die Blütenfledermaus. Sie gelangt mit ihrer langen Zunge sehr gut an den Nektar dieser besonders geformten Blüten. Nach der Befruchtung bilden sich kugelige bis leicht ovale Früchte heraus. Sie sind überzogen mit einem filzigen, dichten Haargeflecht. In einer Frucht finden in einem rosa oder rotem Fruchtfleisch bis zu 800 schwarze Samen Platz. Die Blütenfledermaus bestäubt nicht nur die Blüten des Kaktus, sie verbreitet auch dessen Samen, denn sie nascht nicht nur den Nektar, sondern lässt sich auch die Früchte schmecken. Fledermaus und Cardón Kakteen sind unmittelbar aufeinander angewiesen.


Im roten Fruchtfleisch sind die vielen schwarzen Samen zu erkennen - Foto: 2013, by The Photographer (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

Eine reife Cardón-Frucht
Foto: 2013, by The Photographer (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons


Wüstengebiete verlangen ihren tierischen wie pflanzlichen Bewohnern viel ab. Sie müssen sich den extremen Bedingungen anpassen, um mit dem, was dort vorzufinden ist, ihr Überleben zu sichern. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden vermutlich dazu beitragen, dass die Wasservorkommen noch geringer werden und heftige Winde und Stürme den Pflanzen zusetzen. All das lässt sich nicht exakt vorhersagen, doch eines ist sicher, die Erderwärmung wird sich auch in den Wüstengebieten in der einen oder anderen Weise bemerkbar machen.

Ein Wissenschaftler startete bereits vor vielen Jahren einen Versuch, um in diesen trockenen Regionen Pflanzen anzusiedeln und die Wüste neu zu beleben. Das fehlende Wasser nimmt er aus dem Ozean. Die Pflanzen, die er auswählte, wachsen normalerweise in feuchten Küstenregionen und sie können Salzwasser nutzen, um zu wachsen. Seine Idee: Salzwasser in die Wüste leiten und diese Pflanzen dort wachsen zu lassen. Bei der Pflanze handelt es sich um "Salicornia", im Deutschen als "Queller" bekannt.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-zivilisation/sonora-und-ewig-lebt-die-wüste

http://www.uhlig-kakteen.info/seite/158292/areole.html

http://www.queller.org/wuestenspargel/



22. November 2017


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