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BUNTE NATUR/0438: Titanenwurz, größte Blume der Welt, in Berlin aufgeblüht (SB)


TITANENWURZ - Amorphophallus titanum

Größte Blume der Welt, in Berlin aufgeblüht


Seit dem 30. April blüht auch in Berlin die größte Blume der Welt, allerdings nur für drei Tage. Wer jetzt also mit seinen Eltern eine Reise nach Berlin in den Botanischen Garten antreten wollte, käme bereits zu spät, um die Titanenwurz in ihrer Pracht zu bestaunen. Doch ihr habt die Möglichkeit, das Aufgehen der Blüte per Webcam über Internet (unter www.botanischer-garten-berlin.de) zu beobachten. Dort könnt ihr einstellen, in welchem Zeitraffer ihr sehen wollt, wie eine Titanenwurz sich öffnet.

In Botanischen Gärten sind viele Pflanzen zu sehen, die normalerweise nicht bei uns wachsen. Daß sie dennoch hier gedeihen, liegt an der besonderen Pflege, die diese Pflanzen erhalten. Das Glashaus, in dem sie stehen, trägt dazu bei, daß ein Klima geschaffen werden kann, wie die Pflanzen es von ihrem eigentlichen Standort her kennen. Der Boden, in dem sie wachsen, und die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit werden möglichst so gehalten, wie die Pflanzen es benötigen.

Die Titanenwurz - als größte Blume der Welt bezeichnet - stammt ursprünglich aus Indonesien. Im Jahr 1878 entdeckte der Italiener Odoardo Beccari die Pflanze in Sumatra. Sicher war den Einheimischen diese Pflanze bekannt. Doch den Menschen andernorts auf der Welt brachten erst die Berichte des italienischen Botanikers die Pflanze nahe.

Heute ist die Titanenwurz in der Natur stark gefährdet. Auch aus diesem Grund wird sie gern in Botanischen Gärten gezüchtet. Unsere gerade zu beobachtende Pflanze kommt aus einer Nachzucht des Palmengartens in Frankfurt von 2003. Die Mutterpflanze dort wurde am 11. Mai im Jahr 1992 in der Nähe von Padang in Indonesien (Sumatra) wild gesammelt.

An sich ist die Titanenwurz in der Pflanzenwelt schon eine große Seltenheit. Ihre Aufzucht ist äußerst schwierig. Darum ist es um so erfreulicher, wenn jetzt eine Blüte zu bestaunen ist und dies mittels Zeitraffer in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten.

Was ist die Titanenwurz eigentlich für eine Pflanze? Sie ist ein mehrjähriger Nachtblüher, aus der Familie der Aronstabgewächse. Unterirdisch bildet sie eine Knolle, die über 100 kg schwer werden kann. Es dauert mehrere Jahre bis aus der Knolle eine Blüte wächst. Bis zu drei Meter kann diese Blüte hochwachsen. Hierzu weiß das Guinness Buch der Rekorde, daß in der Wilhelma in Stuttgart im Jahr 2005 die Blüte der dortigen Titanenwurz 2,94 Meter maß.

Wie pflanzt sich die Titanenwurz fort? Die Titanenwurz gibt besonders am ersten Blühtag und in der ersten Blühnacht einen starken, übelriechende Geruch nach Aas ab. Dieser Geruch täuscht Fliegen einen verwesenden Tierkadaver vor, den sie benötigen, um darin ihre Eier abzulegen. Der Geruch lockt die Fliegen in den Blütenstand. Sie finden aber keinen geeigneten Brutplatz vor. So fliegen sie wieder davon. Durch ihren Besuch haben sie der Pflanze einen wichtigen Dienst erwiesen. Sie haben die Blüten bestäubt. Die Titanenwurz hat weibliche und männliche Blüten. In der ersten Nacht öffnen sich die weiblichen Blüten, in der zweiten die männlichen, die die Pollen abgeben. Die Blüten dieser Pflanze sind selber sehr klein. Dafür aber sind mehrere hundert männliche und weibliche Blüten in einem kolbenförmigen Blütenstand angeordnet. Dieser Blütenstand zusammen genommen wird als Blume bezeichnet. Daher auch die Titulierung als "größte Blume der Welt".

Was geschieht nach der Blüte? Im Verlauf des dritten Tages welkt der Blütenstand der Titanenwurz und der Kolben knickt um. Die Pflanze entwickelt ein einzelnes Laubblatt, das einem kleinen Baum ähnlich sieht und mehrere Meter Höhe erreichen kann. Es kann nun bis zu 24 Monaten dauern, bis dieses Blatt eingezogen wird und die Knolle eine Ruhepause einlegt, bevor sie erneut ein Laubblatt entwickelt oder nach mehreren Jahren auch einen neuen Blütenstand austreibt. Es ist bedauerlich, daß nach einer Bestäubung die meisten Pflanzen absterben. Zuerst wachsen zwar nach ungefähr acht Monaten noch orangerote Beerenfrüchte. Danach aber sterben die meisten Pflanzen. Ohne Bestäubung leben die Pflanzen einfach weiter.


2. Mai 2009