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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/021: Clara Schumann. Robert und Marie, Elise, Julie, Emil ... (SB)


C L A R A   S C H U M A N N

Teil 6

Robert und Marie, Elise, Julie, Emil ...



Im September 1840 war es dann endlich soweit. Einen Tag vor ihrem 21. Geburtstag wurde aus Clara Wieck Clara Schumann. Nach all den bösen Worten, all dem Unmut hatte Clara das Wieck'sche Haus verlassen. Robert unterstützte sie finanziell. Wie es damals eben üblich war, konnten sich Robert und Clara erst nach der Hochzeit zusammentun. Es sollten einige Jahre vergehen, bevor Clara und ihr Vater sich wiedersahen. Was das Verhältnis zum Vater betraf, war die Tochter nicht sehr konsequent. Trotz aller Beleidigungen und Erniedrigungen, trotz der erbitterten Kämpfe vor Gericht, war sie heilfroh, als der Vater eine Versöhnung anstrebte. Clara bezeichnete es in ihrem Tagebuch als kindliche Liebe zum Vater, die sie nicht unterdrücken könne. Nur allzugerne packte sie alle vergangenen Bösartigkeiten schlicht und ergreifend in das Kästchen des Vergessens, ließ sich wieder von ihm loben und umsorgen.

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Wenn auch Clara und Robert hervorragend zueinander gepaßt haben sollen, nicht nur durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik, sondern auch von ihren Temperamenten und ihrem künstlerischen Streben her, so trennte sie dennoch etwas Grundlegendes. Robert hätte gerne ausschließlich eine Hausfrau und Mutter in Clara gesehen, für Clara aber war das undenkbar. Ein Leben ohne ihre Konzertreisen und Auftritte wäre ihr völlig leer vorgekommen.

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In all den Jahren bekamen Robert und Clara acht Kinder: Marie, Elise, Julie, Emil (er starb bereits mit anderthalb Jahren), Ludwig, Ferdinand, Eugenie und zu guter Letzt Felix. Allerdings hielten Claras Kinder sie nie davon ab, zu reisen und zu konzertieren. Die ganz Kleinen wurden von einer Amme gestillt, die größeren in die Obhut von Freunden oder Verwandten gegeben. Für damalige Zeiten soll ein solches Verhalten nicht ungewöhnlich gewesen sein.

Manche Bücher vermitteln den Eindruck, Clara sei eine herzlose Mutter gewesen. Ich denke, es steht außer Frage, daß sie sich stets um das leibliche Wohlergehen ihrer Kinder sorgte, aber Entscheidungen traf sie in ihrem eigenen Interesse. Ich urteile deshalb so, weil sie später, selbst im Krankheits- oder Todesfall, nicht ihren Kindern den Vorrang einräumte, zu ihnen reiste, sie unterstützte, auch nicht, wenn diese zu erkennen gaben, ihre Hilfe zu brauchen. Sie zog es vor, ihre Konzerttermine einzuhalten. In ihren Briefen findet sie stets Gründe für ihr Verhalten. Clara, die von früh an Bestätigung in ihrer Fähigkeit zu musizieren fand, konnte auf ihr Klavierspiel einfach nicht verzichten. Schon während ihrer Ehe wollte sie nie nur Ehefrau und Mutter sein.

Als Robert starb, war Clara erst fünfundreißig Jahre alt und von diesem Zeitpunkt an war sie allein vor die Aufgabe gestellt, sieben Kinder zu ernähren, zu erziehen und ihnen eine Zukunft zu sichern. Verschiedene Freunde boten ihr finanzielle Unterstützung an, aber diese lehnte sie konsequent ab. Die Einnahmen eines "Wohltätigkeitskonzert", das für die Schumanns veranstaltet wurde, wies sie als "Abscheulichkeit" zurück. Ob dies nun daran lag, wie manche meinen, daß sie ausgesprochen stolz war, oder daran, daß es ihr recht willkommen war, nun quasi gezwungen zu sein, öffentlich aufzutreten, um Geld zu verdienen - wer weiß das wirklich?

19. März 2014