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GUTE-NACHT/3588: Der kleine Nachtwächter dringt in ein anderes Universum ein (SB)

Der kleine Nachtwächter dringt in ein anderes Universum ein

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter und sein Hund Rebell spielen auf dem Burghof Ball. Der eine schießt, der andere versucht, das Geschoß nicht durchkommen zu lassen. Vor jedem Schuß blicken sie sich tief in die Augen. Rebell aber fängt jeden Ball mit seiner Schnauze auf, selbst wenn sein Herrchen noch so gewitzt zielt. Seine gesamten Täuschungsmanöver bringen es dennoch nicht fertig, den Ball an Rebell vorbei zu manövrieren.

"Ok, du hast gewonnen. Du spielst so gut, im Ort könnten sie dich glatt in ihre Fußballmannschaft als Torhüter aufnehmen." Ob Rebell weiß, wovon sein Herrchen spricht?

Der kleine Nachtwächter setzt sich auf dem Burghof nieder. Rebell legt sich daneben. "Sieh nur, wieviel Unkraut hier aus jeder Ritze zwischen den Steinen hervorwächst. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, ist von dem alten gepflasterten Hof nicht mehr viel zu sehen.

Ohne lange zu überlegen beginnt der kleine Nachtwächter die Grasbüschel, den Löwenzahn und die wilde Kamille herauszureißen. "Rebell, hol den Plastikeimer aus dem Sandkasten. Nun los, mach schon." Rebell trottet sich, sichtlich gelangweilt. Immer weiter reißt der kleine Nachtwächter das Unkraut heraus.

Doch plötzlich kitzelt ihn etwas an der Hand. Aus einem Reflex heraus schüttelt er sie. Aber die Ameise hält sich tapfer und läuft weiter den Handrücken entlang. "Wo kommst du denn her?", fragt der kleine Nachtwächter. Aber da entdeckt er auch schon selbst die Antwort. Aus eben der Ritze, die der kleine Nachtwächter freigelegt hat, kommen immer mehr Ameisen heraus. Die eine hat sogar Flügel auf dem Rücken und einige andere scheinen winzige Eier mit sich herum zu tragen. Je länger der kleine Nachtwächter den Boden betrachtet, um so mehr emsig daherlaufende Ameisen entdeckt er.

"Ich scheine ihr Heim freigelegt zu haben. Es ist gleich dem, als habe ein Sturm das Dach von einem Haus gezerrt und nun könne man von oben in all die Zimmer mit ihren verängstigten Bewohnern hinein blicken. Ob das so gut ist, wenn ich an dieser Stelle weiter Unkraut jäte und den kleinen Tieren damit alles zerstöre? Jetzt kriecht auch noch ein Regenwurm aus der freigelegten Erde heraus. Er ringelt sich und scheint wieder zurück kriechen zu wollen. Und da ist wieder die Ameise mit den Flügeln. Gibt es das überhaupt?"

Eine Weile überlegt der kleine Nachtwächter. Dann fällt ihm eine Erklärung ein: "Das muß die Ameisenkönigin sein. Denn sie hat vor ihrem Hochzeitsflug Flügel."

Ohne Vorwarnung wird der noch immer auf dem Boden hockende kleine Nachtwächter von seinem Hund im Gesicht abgeschleckt. "Ih, was soll denn das und wo hast du den Eimer gelassen?"

Der Abgeschleckte steht jetzt auf, um nicht noch einmal Opfer der langen Zunge zu werden. Er klopft sich den Schmutz von der Hose und streckt sich. Dann stellt er fest: "Das mit dem Unkraut ausrupfen überlege ich mir noch einmal. Ich habe nicht vor, so viele Tiere obdachlos werden zu lassen."

Dann geht er zur Burgmauer hinüber und greift sich die Taschenlampe und die Laterne, die er vor dem Spiel dort abgestellt hat. "Es wird Zeit aufzubrechen. Komm Rebell. Und ihr Ameisen, sucht euch schnell ein neues Zuhause. Es wird gleich dunkel. Ich wünsche euch eine:

Gute Nacht."



zum 11. August 2012