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GUTE-NACHT/3573: Der kleine Nachtwächter ist wütend (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter ist wütend

Da steht er, der kleine Nachtwächter. Die Hände hält er zu beiden Seiten an die Taillie gedrückt. Hinter ihm neben der Laterne und der Taschenlampe, die auf dem Boden liegen, sitzt Rebell, sein Hund. Vor ihm auf dem Burghof liegt das Fahrrad, mit dem er heute in das Dorf hinunterradeln wollte.

"Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt hat das Fahrrad einen Plattfuß. Und nicht einmal die Luftpumpe nützt mir etwas. Denn in dem Schlauch muß ein Loch sein, sonst würde der Reifen beim Pumpen nicht so ein pfeifendes Geräusch abgeben", schimpft der kleine Nachtwächter.

Rebell macht die Schimpferei ganz nervös. Hat er etwa etwas angestellt? Gilt die Schelte ihm? Aus seiner sitzenden Haltung geht er lieber in eine liegende Position über. Vielleicht hilft das ja, den kleinen Nachtwächter zu beruhigen.

Der aber stampft noch zweimal mit dem Fuß auf, was ihm allerdings nicht gut bekommt. Dann ist die Luft nicht nur aus dem Reifen, sondern auch aus seinem Ärger heraus.

"Na gut, gehen wir heute eben noch einmal zu Fuß ins Dorf", schlägt er vor, nimmt die Laterne und die Taschenlampe in die Hände und strebt zum Burgtor. "Wo bleibst du denn, Rebell!", ruft er seinem Hund zu, der jetzt schwanzwedelnd angelaufen kommt. Das Burgtor schließt der kleine Nachtwächter mit seinem großen Schlüssel ab, damit sich niemand in die Burg schleicht, während er fort ist.

"Wie kann ich bloß das Fahrrad reparieren?", überlegt der kleine Nachtwächter, während seine Füße ihn dem Dorf immer näher bringen. "Wer könnte mir helfen, die Reifen zu flicken? Ich werde mal an der Tankstelle nachfragen."

Doch es ist schon sehr spät geworden, als der kleine Nachtwächter im Dorf ankommt. Kein Laden ist mehr geöffnet und auch der Tankwart ist bereits nach Hause gegangen. So durchstreift der kleine Nachtwächter alle Straßen und Gassen und sieht sich die Häuser genau an.

"Vielleicht gibt es ja in diesem Ort einen Fahrradmonteur", wünscht sich der kleine Nachtwächter. Ganz am Rande des Dorfes, auf der anderen Seite sozusagen, findet der kleine Nachtwächter endlich wonach er sucht. Dort liegt die Schmiede. Ein Schaufenster zeigt, daß hier auch Fahrräder und andere Dinge zum Kauf angeboten werden. Aber auch dieser Laden ist geschlossen. Der kleine Nachtwächter beschließt, morgen früher loszugehen, um den Schmied noch anzutreffen. Dieser Gedanke stimmt ihn wieder fröhlich.

Jetzt wendet er sich seiner eigentlichen Aufgabe zu. Er durchstreift weiterhin die Straßen und Gassen. Diesmal aber sucht er niemanden, sondern schaut nach dem Rechten. In dieser Nacht bleibt es überall im Dorf ruhig. Nach und nach verlöschen die Lichter in den Fenstern, und kurz nachdem die Kirchturmuhr Mitternacht geschlagen hat, sind auch die letzten Lichter in den Häusern ausgegangen. Da wünscht der kleine Nachtwächter insgeheim allen Bewohnern eine:

"Gute Nacht!"

Laterne - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick



zum 18. April 2012