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GUTE-NACHT/3532: Eine außergewöhnliche Bande - Teil  7 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



Von der Bank aus blicken die Turnschuhe hinunter auf den eingeklemmten Badelatschen in dem Metallpapierkorb. Der jammert und jammert und kann sich nicht beruhigen. "Laß uns schnell die anderen holen!", schlägt der linke kleine Turnschuh vor. Aber der Rechte will davon nichts wissen. "Die kommen doch sowieso gleich. Wenn wir erst zurücklaufen, sind sie auch nicht schneller hier. Dann wollen sie höchstens, daß wir erzählen, was los ist und das hält uns dann noch länger auf." Da stimmt der Linke dem Rechten zu. Im Schein der Straßenlaterne sieht das Paar die anderen auch bereits herbeikommen.

Die Stiefel haben inzwischen die alten, sohlendurchlöcherten Herrenschuhe überholt, denn sie machen sich der Turnschuhe wegen Sorgen. So sind es auch die Stiefel, die als nächste hier an der Bank und dem Papierkorb erscheinen.

Sogleich erklären die kleinen Turnschuhe die Sachlage. "Da kann nur eine starke Hand helfen!", meint der rechte Stiefel. Doch der linke hat nach reiflicher Überlegung eine bessere Idee: "Uns könnte auch ein harter Schuh helfen." - "Wie meinst du das?", erkundigt sich der Rechte. "Nun, mit Herausziehen ist hier nichts zu wollen. Wenn aber einer von uns fest gegen das Metall tritt, dann kann der andere den Badelatschen herausziehen." - "Ich verstehe", sagt einer der beiden Turnschuhe, "durch den Tritt biegen sich die Stäbe nach innen und es entsteht etwas Platz. So kann der Badelatschen entweichen."

"Wenn ihr nur vorsichtig seid", mischt sich jetzt der nicht festsitzende Badelatschen ein. "Besser ein kleiner Ruck, als für immer im Mülleimer festklemmen", gibt der betroffene Latschen aus dem Papierkorb von sich. So ist die Sache abgemacht. Alle gehen auf ihre Posten. Zuvor losen die beiden Stiefel aus, welcher von ihnen dem Papierkorb einen ordentlichen Tritt verpaßt. Dann kann die Rettungsaktion starten.

Die kleinen Turnschuhe geben das Kommando an. "Bei drei geht es los", sagt der Linke, der in der Schule beim Zählen gut aufgepaßt hat, "auf die Plätze fertig los ... eins, zwei, drei." Der linke Stiefel holt aus und tritt ... daneben. Der festgeklemmte Badelatschen stöhnt auf. "Verzeihung. Aber ich glaube, du Rechter mußt es machen." Noch einmal zählen die Turnschuhe. Diesmal zeigt auch der rechte Turnschuh, daß er im Matheunterricht nicht geschlafen hat: "... eins, zwei, drei." Der rechte Stiefel gibt alles. Er holt enorm aus und tritt mit voller Wucht gegen den Papierkorb. Doch da es kein Korb aus Plastik oder Weidengeflecht ist, heult der Stiefel auf und glaubt, sich seine Sohle und den Schaft verstaucht zu haben. Doch keiner achtet auf ihn. Jeder kann nur sehen, wie der festgehakte Badelatschen im hohen Bogen aus dem Papierkorb fliegt. Er braucht nicht einmal herausgezogen zu werden. Leider landet er auf dem Straßenpflaster und nicht auf der Wiese. Dabei hat er sich eine Schramme geholt. Aus diesem Grund schreit er auf.

Die Situation erinnert die kleinen Turnschuhe an Toni. Wenn Toni sich irgendetwas aufgeratscht hatte, bekam er stets von seiner Mutter ein Plaster auf die Stelle geklebt. Dann war Toni immer gleich still. Hier neben dem Papierkorb liegt zwar kein Pflaster, aber ein Bonbonpapier. Und das hat die gleiche Form wie ein echtes Pflaster. Der rechte Turnschuh hebt das Papierchen auf und drückt es genau auf die Stelle, an der der Badelatschen sich die Schramme zugezogen hat, und weil das Bonbonpapier sogar noch etwas klebrig ist, hält es sogar.

Inzwischen ist es neben der Bank und dem Mülleimer zu einem richtigen Auflauf gekommen. Denn jetzt haben auch die anderen Schuhpaare endlich den Platz hier erreicht. Sie sind sich alle einig, in dieser Nacht werden sie nicht mehr weiterziehen. Sie legen sich einfach hin und schlafen.

Gute Nacht




zum 1. März 2012