Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3411: Der kleine Nachtwächter und das Vogelkind (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Der kleine Nachtwächter und Rebell streifen durch die Gartensiedlung. Die noch nicht angezündete Laterne in der Hand und die Taschenlampe in der Hosentasche, geht es gemächlich voran. Es gibt so viel zu entdecken und zu schnuppern. Der Jasmin blüht und verströmt einen starken, aber lieblichen Duft. Blumen in den unterschiedlichsten Farben und Formen zeigen ihre Pracht, wenn sie ihre Blüten denn noch nicht zum Schlafen wieder zusammengezogen haben.

Rebell gibt sich nicht diesen Düften hin. Er schnuppert nach ganz anderen Marken. Außerdem hofft er, mal wieder in Bewegung zu kommen - vielleicht einem Hasen nachzujagen oder ein Kätzchen zu ärgern. Auf Igel allerdings kann er gut und gerne verzichten. An ihnen kann man sich bloß eine blutige Nase holen.

Aber was ist das? Da bewegt sich doch etwas, da drüben auf dem schmalen Wiesenstreifen. Rebell läuft gleich los. Diese ungestüme Bewegung hat der kleine Nachtwächter sofort registriert. Er fragt sich, was Rebell denn da entdeckt hat und ruft ihm zu: "Stop! Bleib!"

Rebell blickt sich um. Am liebsten würde er weiterstürmen, aber er wartet und setzt sich sogar hin. "Fein!", ruft ihm der kleine Nachtwächter zu. Beim Näherkommen entdeckt er, was Rebell schon vor ihm erspähte. Ein Vogel sitzt da auf der Wiese. "Wieso fliegt er nicht fort?", fragt sich der kleine Nachtwächter, "ist er verletzt?" Nach noch ein paar weiteren Schritten auf den Vogel zu, entdeckt er, daß es sich bei diesem um einen noch sehr jungen Kandidaten handelt.

"Oh, sicher kannst du noch nicht so gut fliegen und willst dich ein bißchen ausruhen!" Jetzt kommt auch Rebell näher, aber der kleine Nachtwächter gebietet ihm zurück zu bleiben und Rebell legt sich hin.

"Wie zutraulich der kleine Vogel ist. Er flattert nicht einmal. Er schaut mich die ganze Zeit an und sagt nicht einen Pieps. Man möchte ihn glatt auf die Hand nehmen und streicheln." Doch das wagt der kleine Nachtwächter nicht. Er überlegt kurz, dann weiß er, was zu tun ist. "Wir ziehen uns zurück und beobachten das Geschehen aus der Ferne. Der kleine Kerl muß sich sicher nur ein wenig ausruhen. Seine Eltern werden ihn abholen oder ihn auf der Wiese füttern. Wir dürfen ihn bloß nicht anfassen. Denn dann nehmen sie ihr Kind vielleicht nicht mehr an."

Der kleine Nachtwächter nimmt Rebell am Halsband und führt ihn in einem großen Bogen um den kleinen Vogel herum. Dann verstecken sich die beiden hinter einem Gebüsch und beobachten, was geschieht. Es dauert eine ganze Weile. Plötzlich ist Vogelgezwitscher zu hören, das zuvor nicht vernehmbar war. Auf der Hecke am Wiesenstreifen taucht ein einzelner Vogel auf und auch ein zweiter findet sich ein. Der Kleine im Gras flattert mit den Flügeln und unternimmt Anstalten zum Fliegen.

Die Vogeleltern drehen eine Ehrenrunde. Einer von ihnen flattert geradewegs hinüber zum Busch, hinter dem sich unsere beiden Nachtschwärmer versteckt halten. Ein "Platsch" und schon ist etwas Weißes zu Boden gefallen, geradewegs zu des kleinen Nachtwächters Füßen. Der blickt verdutzt zu Boden. Als er wieder aufschaut, ist die Vogelfamilie mitsamt Kind verschwunden. "Schade", flüstert der kleine Nachtwächter, "aber Hauptsache er hat es geschafft!"

Jetzt darf sich auch Rebell wieder bewegen, und als erstes läuft er zu der Stelle, an der zuvor das Vogelkind gesessen hat. Er schnüffelt in alle Richtungen. Was ihm seine Nase jetzt wohl alles verrät?

© 2011 by Schattenblick

24. Juni 2011