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GUTE-NACHT/3028: Amanda, die Neugierige (SB)


Gute Nacht Geschichten


Oben an der Decke im Kinderzimmer sitzt Amanda, die Spinne. Gerade hat sie ein leckeres Mahl verputzt, da mag sie sich nun gar nicht von der Stelle bewegen. Aber hinunterschauen, was denn die Untermieter so treiben, davon hält Amanda auch keine noch so fette Mahlzeit ab.

Unten in den drei kleinen Betten liegen die Drillinge, jedes für sich eingewickelt in eine Decke. Mutter zupft gerade beim letzten Kind, die Decke zurecht.

"Die liegen da wie drei eingewickelte leckere Happen", stellt Amanda vergnüglich fest, "leider sind die mir viel zu üppig. Da bleibe ich doch lieber bei meinen kleinen Tagesportionen."

Während Amanda den Kindern in die Gesichter blicken kann, sieht sie von der erwachsenen Frau nur ihren Haarschopf. Mutter sitzt zwischen den Betten auf einem Stuhl und hält ein Buch auf ihren Knien. Daraus ließt sie vor.

Amanda entdeckt jetzt das Buch und bekommt Stielaugen. "Was für leckere Fliegen sitzen denn da unten", stellt Amanda fest. Plötzlich sind sie weg, aber einige Mücken sind zu sehen. Amanda kann den schnellen Wandel nicht nachvollziehen. Schon wendet sich wieder das Blatt. Nach einer Weile klappt Mutter das Buch zu. Nun hört Amanda drei verschiedene Stimmchen. "Wo stecken die Tiere bloß, die sich mit ihren Stimmen bereits verraten?", fragt sich Amanda. Sie beschließt, sich an einem Faden hinabzuseilen. Vielleicht kann sie dann die leckeren Bissen erspähen.

Während Amanda sich langsam über Mutters Kopf hinunter läßt, setzt sich eines der Kinder im Bettchen hoch und wünscht: "Ich möchte auch mal drücken!" Nun bleiben die anderen beiden Mädchen ebenfalls nicht still liegen. Ihre Mutter hat ihnen von Fliegen, Stechmücken und dergleichen vorgelesen. Dazu hat sie richtige Geräusche erschallen lassen. Nein, sie hat sie nicht nachgeahmt. Die Summtöne und das Zirpen kamen aus dem Buch. Allerdings hatte Mutter, um die Töne dem Buch zu entlocken, auf einige Stellen auf den Umschlag drücken müssen. Die Mädchen lassen es sich nicht nehmen, es ihr gleich zu tun. Geräusche ohne die wirklichen Plagegeister dazu, kann man schon genießen. Die Mädchen lassen sich zurück in ihre Kissen fallen. Da schreit plötzlich eines der Mädchen auf: "Igitt! Eine Spinne!" Jetzt schauen auch die beiden anderen Mädchen hin.

"Wo?", ruft Mutter. "Über dir!", kommt es wie aus einem Mund. Mama duckt sich, zieht sich zur Seite hin weg und blickt dann nach oben. Da sieht sie die erschreckte Amanda, wie sie schnell an ihrem Faden wieder nach oben zur Decke flüchtet. Mutter läuft schnell in die Küche, um ein Gefäß zu holen, mit dem sie Amanda ins Freie befördern kann, ohne sie zu verletzen. Amanda kennt das schon. Sie hat es bei anderen Spinnen beobachten können. Doch nach ihr selber wurde bisher noch nicht gehangelt. Vorsichtshalber sucht sie sich aber ein Versteck.

Als Mutter wieder ins Zimmer tritt, ist Amanda verschwunden. "Wo ist sie hin?", fragen die Kinder. "Aber das weiß ich doch nicht!", meint ihre Mutter, "ihr ward doch im Zimmer. Aber für heute hat die Spinne sicher genug und läßt sich bestimmt nicht mehr blicken." - "Hoffentlich!", meint das erste Mädchen. "Sonst setzt's was!", droht das zweite. Nur das dritte bleibt still. Ihm tut die Spinne leid. Wenn Mutter sie erwischt hätte, müßte die Spinne jetzt draußen in der Kälte übernachten. Das findet das Mädchen ungerecht. Insgeheim wünscht sie Amanda eine "Gute Nacht!"

14. September 2009

Gute Nacht